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Büchners Braut: Roman (German Edition)

Büchners Braut: Roman (German Edition)

Titel: Büchners Braut: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Beate Klepper
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nicht zur sittsamen Treue eines Ehemannes konstituiert.
    Gezielt kam der Satz jetzt, da Eugène in der Nähe war, die blauen Qualmwolken seines Zigarillos ausstieß. Hörte er nichts? Minna lachte. So, so, das sagte er.
    Ja, das sagte ich in der Tat. Eugène wandte sich zu ihnen. Zur Erläuterung sei der Ausgangspunkt des Gesprächs erzählt. Ich meinte, meine Zuwendung zu denMenschen sei äußerlich, daher wählte ich die Medizin. Und ich glaube im Ernst, diese Einstellung könne einer Frau gegenüber problematisch werden. Sie würde sich vernachlässigt fühlen. Wahrscheinlich zu Recht.
    Was aber nicht heißt, setzte Minna mit spitzer Stimme an, dass Sie sich nie einer Frau zuwenden würden.
    Darauf zog Eugène an seinem Zigarillo, ließ sich herab, eines der Plaids zu tragen. Georg musste sich abwenden, um sein Lachen zu verbergen. Adolph Stoeber kam dazu, begann die Freuden des Ehelebens zu verteidigen. In Georgs Brust braute sich ein Gelächter zusammen. Aus Hohn? Aus Spott? Sein Mund begann zu zucken. Man würde ihn wieder verkennen, man würde ihn der Verachtung beschuldigen. Dabei war es ungerecht, er fand lediglich an den Vergnügungen und Beschäftigungen anderer keinen Gefallen. Gut, man sollte nicht über andere lachen. Diese Gedanken kamen recht, um den Lachdrang auszutreiben. Minna lief ein Stück zwischen Eugène und ihrem Vater untergehakt. Georg sah es, blieb abseits. Sein Lachen starb restlos ab, sein Mund zuckte weiterhin. Minna schenkte ihm einen flüchtigen Blick.
    Später, bei einer erneuten Rast auf dem Weg zurück zum Stellwagen, führte sie ein Weg in den Wald. Ein Bach kräuselte sein Wasser über bemooste Steine und zwischen Farnkraut hin. Sonnenstrahlen fielen in Bündeln durch die Baumkronen. Jaeglé suchte Ruhe für ein Schläfchen unter einem Baum. Die Stoebers und Eugène schlenderten hin und her, verloren sich dabei weiterhin in Bonmots über die Ehe. Eine Weile hatte sich Georg ihnen lustlos und stumm angeschlossen. Minna, das Mädchen und Lucius suchten Beeren, aberGeorg war außerstande, sich ihnen anzuschließen. Am Bach starrte er nun auf eine Stelle, das Wasser gurgelte zwischen zwei großen Steinen, als würde es hinabgezogen in ein tiefes Loch. Das Rauschen erfüllte seinen Kopf, er konnte die Vogelstimmen nicht mehr hören, hörte auch Minna nicht auf ihn zukommen.
    Was ist? Was ist dir? George?
    Er sah auf, verfluchte die Situation, die anderen und sich, dass er jetzt gerade auch Minna nicht um sich haben konnte.
    Minna, es ist nur … ich möchte plötzlich allein sein. So ist mir manchmal, du weißt es doch, wer kennt denn sonst meine Schwächen so wie du.
    Du denkst. Du denkst zu viel.
    Mein Kopf ist die pure Leere.
    Nein.
    Der Bach gurgelte scheinbar lauter und lauter.
    Hast du gehört, Minna, wie klug sie von der Ehe sprachen?
    Ja, so halb im Gehen. Es gefiel dir nicht, was sie sagten?
    Was gefällt mir schon an dem, was andere sagen. Deine Worte halten mich in der Welt, machen dies Gerede erträglich.
    Sie reichte ihm ein paar Himbeeren.
    Was wissen die zwei schon? Keiner von ihnen ist bisher auch nur verlobt.
    Und wir lieben uns, und ich kann darüber nicht sprechen. Was tue ich dir an, Minna?
    Sie schaute auf das Wasser. Es wäre ungerecht gewesen, dem zuzustimmen. Langsam kaute er die Beeren. Das Getriebe des Automaten lief träge, wie er im Scherzzu sagen pflegte. Sind wir Automaten? – Manchmal, so kam es auch ihr vor.
    Ich bin Student, noch über Jahre, und du bist eine erwachsene Frau. Dir stünde doch …
    George! Du glaubst doch nicht, dass ich solche Gedanken zulassen würde? George, was denkst du denn? Hast du … hast du Zweifel?
    Er zog die Stirn in Falten. Nein, das ist das falsche Wort.
    Es sind Sorgen, ja, ich sorge mich um dich – und um mich. Manchmal möchte ich mich in eine Ecke setzen und weinen.
    Ach, George, glaube mir, das möchte ich auch. Gerade jetzt, wenn du so dastehst, so ratlos, so unglücklich.
    Wieder gebot die Vorsicht, um sich zu schauen. Die anderen schwebten wie Statisten in einem Theaterstück im Hintergrund.
    Du verstehst mich, Minna?
    Du weißt es. Ich verstehe dich. Ich warte ab.
    Es gibt zahllose Dinge zu tun, Minna. Manche sind nicht leicht. Da ist ein Medizinstudium noch das Einfachste.
    Das war es also. Banger Unmut stieg in ihr auf. Die Monarchien müssten gestürzt werden. Sie meinten es ernst, die republikanischen Gesellschaften.
    Wenn ich Dinge tun würde …
    Ja, George?
    … die gefährlich sind.
    Ich weiß, George,

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