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Büchners Braut: Roman (German Edition)

Büchners Braut: Roman (German Edition)

Titel: Büchners Braut: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Beate Klepper
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knurrende Magen ist. Es ist leicht, ein ehrlicher Mann zu sein, wenn man täglich Suppe, Gemüse und Fleisch zu essen hat.
    George, du sagst, du willst mich kennen. Und ich muss dich kennen. Ja? So erzähle mir, was habt ihr getan?
    Was haben wir schon getan? Dies sind Äußerlichkeiten, Treffen, Reden, Worte, die zu erzählen nebensächlich wäre. Und: Wir? Wer ist das? Jeder Einzelne von uns hatte seine Vorstellungen, und jeder Einzelne ist schon eine unbekannte Person für sich.
    Das waren die Geschichten aus seinem Verborgenen, diesen Untiefen, die ein anderer besser nicht betreten sollte. Sie hätte ihn an sich reißen mögen in solchen Momenten. Waren sie allein, nahm sie seinen Kopf in beide Hände.
    Dass ich nicht doch durch deine Augen in deinen Kopf sehen kann! Was ist in dir? Was macht dich zuweilen so fremd, so kalt? Müsste ich wirklich deine Schädeldecke brechen …?
    Er aber schüttelte die Locken, und das Wasserblau seiner Iris fieberte vor sich hin, wurde noch blasser, und er täuschte Tatendrang vor oder scherzte.
    Den »Lenz« fabrizierte ich mit leichter Hand, das elende medizinische Werk muss ich mir aus den Gehirnwindungen pressen. Und die Sprache der Philosophie stimmt mich traurig. Sollte man nicht für menschliche Dinge auch eine menschliche Sprache finden?
    So wie du an deiner Arbeit fieberst, George, müsstest du sie täglich ausschwitzen oder gebären.
    Er lachte, küsste sie, arbeitete, schrieb die Abhandlung über die Flussbarben, seine Übersetzungen und dann ein Lustspiel. Wenn er ruhte und Minna bat zu singen, unten in der Küche, wie zu Zeiten, als sie noch ihr Geheimnis hüteten, fühlte er sich wie ein Knabe, der sinnlosen Spielen nachging.
    Du bist schon die Frau im Haus, sagte er nachdenklich, hast einer Haushaltung vorzustehen. Ich war gerade noch Student und bin jetzt nichts. Ein Flüchtling, nicht einmal ein Narr, nun, mag sein, ein wenig.
    Minna stützte sich auf dem Wasserbottich ab, in dem sie Kartoffeln wusch, schien ernst, zog die Brauen zu grimmig ein, um wirklich ernst zu sein.
    Einmal, George, für einen Tag nur, möchte ich tauschen, da möchte ich du sein, und du solltest hier in der Küche stehen und früh die Betten machen und auf den Markt gehen. Und ich will mich einmal wie ein studierter Mann bei der Arbeit fühlen. Und du sollst mir dann sagen, wie du dich in der Küche fühltest.
    Sie nahm eine Kartoffel und tat, als werfe sie ihm diese an den Kopf. Ein paar Wasserspritzer erreichten ihn, der ganz entzückt schien.
    Welch hübscher Gedanke! Oh, Minna, mir wird die Seele ganz offen, fühle mich wie in meinem Lustspiel.
    Er war aufgestanden, trat zu ihr, sank langsam vor ihr auf die Knie.
    Einmal du sein, dein Inneres spüren, deine Glückseligkeit! Nein wirklich, dies ist im Ernst ein schöner Wunsch.
    Mit beiden Armen umfasste er ihren Leib, drückte seine Wange an ihren Schoß.
    Minna lachte, doch wollte sie seine Umklammerung lösen.
    Wenn jemand kommt, George, bitte!
    Herrgott, schnaubte Georg abrupt auf. Wenn jemand kommt! Wenn jemand kommt! Es kommt niemand!
    Verzeih mir, aber ein bisschen Tändelei muss einem doch bleiben. Was haben wir denn sonst!
    Minna schluckte. Ja, George, gut, du bist ein Schelm, und ich liebe dich. Aber versprich mir, wenn deine Mutter und Mathilde zu Besuch kommen, solche Reden …
    Ich habe ganz im Ernst dir sagen wollen, wie schön es ist, dich bei der Arbeit zu sehen, und dass ich ein Nichts bin.
    Seine vor ihr in der Luft ausgebreiteten Handflächen sollten ihr dieses Nichts oder seine kindliche Hilflosigkeit beteuern.
    Oh, George, sei froh dafür, wie ich den Weg zum Scherz fand! Die Arbeit als Hausfrau ist hart und lang, und komme mir nicht mit den Armen, die noch härter arbeiten! Ich arbeite für Vater und … ach!
    Ungehalten und eine Hand abwehrend erhoben wandte sie sich wieder dem Bottich zu.
    Georg, das hilflose Kind weiterspielend, streichelte sanft ihren Arm, umfasste ihn schließlich, tat ernst, wollte es wohl auch sein, aber sein Kopf konnte es nicht.
    Wenn die Mutter mit Mathilde kommt, dann sind wir schön artig, scheppern mit den Kochtöpfen, halten Händchen mit züchtigen Blicken und denken uns Namen für unsere Kinder aus.
    Du scheußlicher Mensch, du! Minna wand ihren Arm aus seinen Händen, und Georg sah, jetzt war es genug. Er trat zur Seite.
    So, ich gehe dann … dorthin, wo mein Bett steht, was aber nicht zu Hause genannt werden kann.
    Kommst du zum Essen zurück?
    Nein, erst zum Abend.
    Moment,

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