buen caminoooo!!! (Ein launiger Reisebericht) (German Edition)
Internet!
Nach dem Duschen wasche ich meine Wäsche mit der Hand. Ich habe keine Lust mehr, im Ort nach einer Waschmaschine zu suchen. Also: Handwäsche. Auf meiner mitgebrachten Wäscheleine baumeln jetzt am Fenster zum Innenhof mein nasser Schlübber, Socken und das T-Shirt.
Mit Daniel, Christoph und Elena treffe ich mich am Abend in einem kleinen Restaurant. Man kann nicht sagen, dass dieses Restaurant wirklich gepflegt aussieht, aber das Essen schmeckt recht passabel, und das Angebot an Weinen ist noch besser.
Elena erklärt uns die Eigenschaften der diversen Rioja-Weine. Preis und Leistung passen beim „Crianza“, einem Wein, der mindestens zwei Jahre alt ist und davon einige Zeit im Eichenfass reifte. Ab sofort wird für die nächsten Tage nur noch Crianza bestellt.
Tag 8: Estella nach Viana
Ein langer Weg steht heute an, ca. 33 km. So weit bin ich bislang noch nicht an einem Stück gelaufen. Scheint mir aber trotz Hitze gut machbar. Die Strecke weicht in ihrer Länge deutlich vom Reiseführer ab, weil ich für die anstehenden Etappenziele per Internet einfach keine Zimmer finden konnte. Der Grund dafür ist, dass an diesem Wochenende in der Gegend gleichzeitig ein Rad, Auto- und Speedway-Rennen stattfinden. Alle Hotels sind ausgebucht. Sowohl für heute Abend in Viana als auch für morgen in Logroño sind jeweils nur noch in einem Hotel Zimmer frei. Also buche ich vor dem Frühstück zwei Hotels mit schnellem Klicken auf meinem Handy. Für heute Abend habe ich ein 4-Sterne-Hotel, welches recht nett aussieht, und für Logroño habe ich ein Hostal, welches nur einen Stern hat und ein Vermögen kostet. Aber zunächst mal egal! Ich habe das Angebot nicht weiter geprüft und bin froh, überhaupt ein Zimmer zu haben.
Was ich da in Logroño gebucht habe, erkenne ich erst später, nachdem ich mir überlegt habe, das Zimmer wegen der hohen Kosten zu stornieren. Geht aber nicht mehr, weil das Zimmer nur 7 Tage vor Anreise storniert werden kann. Also war es schon zum Zeitpunkt der Buchung zu spät. Beim Studieren der Buchungsdetails merke ich mit Erstaunen und Belustigung, dass ich ein komplettes Apartment mit 7 Betten gebucht habe. Klasse, dann bin ich ja in Logroño so eine Art Hospitalero und kann die restlichen Zimmer untervermieten! Evtl. wird das Ganze aufgrund der knappen Bettenkapazität in Logroño sogar noch ein Geschäft für mich. Der Erste, der ein Bett übernimmt, ist Christoph. Das Zweite geht an Paul, der mit dem „untenherum-Problem", den ich nach Pamplona durch Christoph kennengelernt hatte.
Die nächsten zwei Nächte sind gut organisiert, und so gehe ich runter zum Frühstück, wo ich auf zwei deutsche Frauen um die 50 treffe. Wir unterhalten uns am kleinen Frühstücksbuffet; ich teile meine Erkenntnis mit, dass fast alle Hotels für die nächsten zwei Etappen quasi ausgebucht sind. Um zu helfen, überlasse ich ihnen die Telefonnummer von meinem heutigen Hotel, vielleicht ist da ja noch was frei.
„Außerdem, wenn ihr in Logroño etwas sucht, ich habe da ein Apartment gebucht, in dem noch 2 Plätze frei sind.“
Die Eine findet das klasse und will schon fast zusagen, die Andere bremst sie aber hastig aus: „Ja, ja, das ist nett, aber mein Mann will für uns noch was organisieren.“ Meine Handynummer wird notiert; man will über das Angebot nachdenken. Beide scheinen mir grundsätzlich etwas unsicher bei dem, was sie hier tun. Die Eine will anscheinend wandern, Menschen kennenlernen, was erleben; ist aber so unsicher, dass sie nicht weiß, wie sie es anstellen soll. Die Andere will lieber Busfahren, in guten Hotels übernachten und hat Angst vor Fremden. Die laufen hier wohl ferngesteuert von ihren Männern herum!
Estella verlasse ich bei bestem Wetter, kaufe Proviant und Wasser und wandere los. Nach kurzer Zeit ist der Ort Irache erreicht, wo es in der Nähe des Klostergebäudes einen Wasserbrunnen und einen Weinbrunnen gibt! 70 Liter Wein stellt die „Bodegas Irache“ täglich für Pilger kostenlos zur Verfügung. Das muss ich natürlich probieren; es kommt zwar Wasser aus dem Hahn, aber leider kein Wein. Blöder Brunnen, Touri-Nepp!
Bei der Gelegenheit sei erwähnt, dass man an den öffentlichen Brunnen (auch den älteren) immer gutes Trinkwasser vorfindet. Ich habe mir oft Wasser gekauft, was unnötig war. Als Südspanien-Reisender ist man da eher vorsichtig.
Ein langer Feldweg führt uns Pilger durch trockene Kornfelder , an dessen Rändern Strohballen bis zu einer Höhe von
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