Buffy - 22 - Spike & Dru
Mädchen aussaugte. Mund und Bart waren voller Blut.
»Ooh, wie zügellos, Spike, findest du nicht auch?«, fragte Drusilla, und
ihre Stimme triefte vor Missbilligung.
Thorvald blickte zu ihnen auf, sah dann die junge Frau an, ließ sie fallen
und rannte los. Nur einen Moment später hatten sie ihn eingeholt. Mit
wildem Knurren wehrte er sich, als sie ihn gemeinsam gegen die Rückwand
des Hauses schmetterten. Seine Nase prallte gegen den Ziegelstein und
brach.
Er schlug um sich. Thorvald war stark und sehr groß, und es gelang ihm,
sie beide abzuschütteln. Spike sprang zurück und wollte sich erneut auf ihn
stürzen, aber Drusilla trat nur einen Schritt zur Seite. Als er sie angriff,
erinnerte er mit dem Blut auf seinen Lippen und in seinem Bart an ein Tier.
Drusilla war stärker, als sie aussah.
Sie griff zu, war mit einer blitzschnellen Bewegung hinter ihm und brach
ihm mit einem Ruck den Arm. Thorvald brüllte laut auf, bevor Spike bei
ihm war und ihm den Mund zuhielt.
»Noch ein Laut, und die Nazis sind hier«, tadelte Drusilla ihn, als wäre er
ein unartiger Junge. Sie fauchte den großen Vampir vorwurfs-
voll an. »Willst du das?«
»Sieht aus, als hättest du dich hier nett eingerichtet«, fügte Spike hinzu.
»Es gibt keinen Grund, das zu ändern, wenn du kooperierst.«
Thorvald schien zu verstehen, und Spike löste seine Hand von dem
blutigen Mund.
»Was wollt ihr?«, fragte Thorvald in passablem Englisch.
»Die Welt«, erklärte Drusilla. »Und zwar die ganze.«
»Wer ist hier der Obermacker?«, wollte Spike wissen. »Der Leithengst?
Der Boss?«
Thorvald zuckte die Schultern. »Früher war es Gorm. Das weiß hier
jeder.«
»Und was ist mit Gorm passiert, mein Lieber?« Drusillas
Gesichtsausdruck war zuckersüß.
»Die Jägerin hat ihn erwischt«, antwortete der rotbärtige Vampir. Er
musterte sie eingehend. »Wer seid ihr?«
»Ich bin der neue Boss«, erklärte Spike munter.
Thorvald schien widersprechen zu wollen, aber Drusilla verdrehte ihm
den Arm. Er biss sich auf die Unterlippe, um einen Schrei zu unterdrücken.
Drusilla nickte beifällig.
»Du bist ein zäher Kerl«, stellte sie fest. »Vielleicht haben wir
Verwendung für dich.« Sie näherte sich Thorwald und schmiegte sich von
hinten an ihn. Dabei tat sie ihm weiter weh.
»Nun gut, mein ungezogener Junge«, flüsterte sie. »Es ist an der Zeit, dass
du uns alles über die Jägerin erzählst, was du weißt. Sie kommt nach Hause,
und wir wollen sie mit einer großen Party empfangen.«
Kopenhagen, Dänemark
3. September
Die deutsche Besatzung mochte den Bewohnern der Stadt ihre Lebensfreude
geraubt haben, aber nur einen Teil. Nach wie vor erfreuten sich die
Menschen an Kunst und Mode, und von beidem hatte das Königliche
Theater viel zu bieten. Die dänischen Adeligen und Mitglieder des
Parlaments ignorierten die harte Wahrheit, ignorierten die Tatsache, dass
man ihnen ihren Stolz und ihre Träume genommen hatte. Sie saßen in ihren
Theaterlogen, die Männer vornehm und würdevoll in ihren besten Anzügen,
und die Frauen in prächtigen Gewändern wie aus einem Märchen.
Das Orchester spielte die Musik von Engeln, und auf der Bühne
schwebten die Balletttänzerinnen elfengleich dahin. Ein Stück heile Welt.
Nur die Soldaten mit ihren schussbereiten Waffen, die überall im Theater an
strategischen Stellen postiert waren, zerstörten die Illusion.
»Die Aufführung hat fast etwas Trauriges, findest du nicht auch?«, fragte
Spike.
Sie saßen in einer Loge im hinteren Teil des Theaters. Ihre elegante
Kleidung war noch warm vom Fleisch des Paares, das sie soeben getötet
hatten.
»Ich finde sie wunderschön«, schnurrte Drusilla, die Augen auf die Bühne
gerichtet. Während das Ballett seinem Höhepunkt zustrebte, hatte sie immer
wieder kleine Ooohs und Aaaahs von sich gegeben. »Diese eine Tänzerin
dort ist wie eine kleine Puppe. So ein Püppchen will ich, Spike. Kannst du
mir nicht eins besorgen?«
Spike lehnte sich auf seinem Stuhl zurück, legte einen Arm um Drusilla
und kraulte ihren Nacken. Er musterte das Mädchen, das Drus
Aufmerksamkeit erregt hatte, ein kleines, anmutiges Ding, kaum älter als
sechzehn. Der Name der Tänzerin war Ilse Skovgaard, und nur wegen ihr
waren sie überhaupt ins Theater gegangen.
»Du wirst dein Püppchen bekommen, Dru. Sobald wir sesshaft werden,
besorg ich dir eine hübsche kleine Ballettpuppe«, versprach er. Dann
huschte ein teuflisches
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