Buffy - 22 - Spike & Dru
glauben
konnte, verlief der Krieg gegen Großbritannien gut für die Deutschen. Jede
Nacht wurde England von der Luftwaffe bombardiert. Hier in Kopenhagen
marschierten die arroganten deutschen Soldaten im Stechschritt durch die
Straßen, und überall waren bewaffnete Wachen postiert. Die Stadt durfte
ihre Geschäfte fortführen, aber nur unter den wachsamen Augen von Hitlers
Wehrmacht.
Die Dänen lebten ihr Leben weiter, doch Spike hatte den Eindruck, dass
sie bei jedem Atemzug zögerten, voller Angst, dass er vielleicht ihr
letzter sein würde.
Natürlich waren sie alle bloß Vieh. Die Deutschen und Dänen
gleichermaßen. Aber Spike war nicht nur in England geboren, sondern auch
dort aufgewachsen und getötet worden. Der Dämon in ihm war so britisch,
als wäre die Hölle selbst ein Teil des königlichen Empires. Die Vorstellung,
dass Bomben auf ganz England niederregneten, gefiel ihm ganz und gar
nicht.
Was vielleicht all die Nazi-Leichen erklärte.
In einem Büro im zweiten Stock eines Gebäudes nur ein paar Blocks vom
Rathausplatz entfernt – ein Büro, das der Firma Bernstorff Textilien gehört
hatte, bevor die Nazi-Besatzung den Inhaber zur Aufgabe seines Geschäfts
gezwungen hatte –, rekelten sich Spike und Drusilla in hochlehnigen
Ledersesseln. In seinen Händen hielt Spike ein deutsches Mauser-Gewehr.
Von Zeit zu Zeit hob er die Waffe und zielte damit auf das halbe Dutzend
toter deutscher Soldaten im Raum. Allerdings war das Magazin leer. Er
mochte das Gefühl, den Finger auf den Abzug zu legen, und er wusste, wäre
die Waffe geladen gewesen, hätte er der Versuchung nicht widerstehen
können, sie abzufeuern. Und das hätte nur unnötiges Aufsehen erregt.
Spike richtete das Gewehr auf den noch immer behelmten Kopf eines
deutschen Stabsunteroffiziers mit blutbefleckter Uniform und drückte ab.
Klick.
»Was zum Teufel machen wir hier, Dru?«, stöhnte er.
Mit einem Seufzen legte er das Gewehr in seinen Schoß und drehte sich
dann zu ihr um. Sie sah im Mondlicht, das durch das Bürofenster fiel,
einfach hinreißend aus. Zerbrechlich und wild zugleich, wie sie so
demonstrativ das Blut von ihren langen Fingern leckte.
»Hast du je gesehen, wie sich ein Kätzchen die Pfoten leckt, Spike?«,
gurrte Drusilla plötzlich mit einer derart leisen und trägen Stimme, dass es
schien, als würde sie aus weiter Ferne von den Mondstrahlen in den Raum
getragen.
»Jetzt nicht«, sagte er abweisend. »Wir wissen, wo dieses Mädchen
stecken soll. Wir haben ihre Wohnung überprüft; wir haben festgestellt, dass
sie noch immer dort lebt. Wie kommt es dann, dass wir sie noch nicht
erwischt haben? Wir sind jetzt schon drei Tage hier.«
»Amüsierst du dich denn gar nicht, Spike?«, fragte Dru gekränkt. »Ich
mag es, mit den Zinnsoldaten zu spielen. Sie sind immer so ernst.«
Spike ließ den Kopf hängen. Manchmal hatte es einfach keinen Sinn, mit
Drusilla zu reden. Die letzten drei Tage hatten sie schlafend im Büro der
Bernstorff Textilien verbracht und die Nächte mit der ergebnislosen Suche
nach der letzten Nachwuchsjägerin verschwendet. Nebenbei hatten sie Nazi-
Soldaten gefoltert und getötet, um sich zu vergnügen und zu ernähren.
Obwohl das Letztere einiges für sich hatte, erfüllte die vergebliche Suche
nach dem Mädchen Spike mit zunehmender Frustration. Tagsüber mussten
sie immer auf der Hut sein, um nicht die Aufmerksamkeit der Menschen in
den anderen Büros zu erregen. Es half auch nichts, dass er sich ausmalte,
was passieren würde, wenn sie sie erst einmal gefunden hatten.
Bereits auf Mykonos war ihm klar geworden, dass sie nach dem Tod des
dänischen Mädchens zu Skrymirs norwegischer Festung zurückkehren
mussten, ohne ihren Job vollständig erledigt zu haben. Es wäre Wahnsinn,
das Ratshauptquartier in London anzugreifen, solange es von einer ganzen
Armee aus Wächtern und Agenten beschützt wurde. Diese Neuigkeit hatte
ihnen einen Knüppel zwischen die Beine geworfen. Skrymir konnte
unmöglich von ihnen erwarten, dass sie ihr Leben für ihn opferten, aber das
bedeutete, dass sie ihren Teil der Abmachung nicht einhalten konnten.
Vielleicht war es jetzt auch an der Zeit, die Jägerin zu töten, doch bisher
hatten sie keine entsprechende Anweisung erhalten.
Das Letzte, was er wollte, war erneut diesen Berg zu besteigen, nur um
weitere Aufträge entgegenzunehmen. Aber er wusste, wenn der Dämon sich
nicht mit ihnen in Verbindung setzte, hatten
Weitere Kostenlose Bücher