Buffy - 22 - Spike & Dru
war Staub, noch bevor er auf dem
unebenen Steinboden auftraf.
Zwei andere tauchten hinter ihr auf und folgten ihr in das Nest. Vielleicht
hatte Spike geglaubt, dass sie Angst bekommen und fliehen würde.
Wenn dem so war, dann war er ein Narr. Yanna war von ihm, diesem
arroganten und gut aussehenden und gerissenen und bösartigen Vampir,
besessen. Vielleicht, so hoffte Sophie, hatte Yanna inzwischen erkannt, wie
böse er wirklich war. Oder vielleicht war gerade dieses Böse die eigentliche
Verlockung gewesen.
Sie erledigte die neu aufgetauchten Vampire noch schneller als den ersten.
Wild entschlossen, mit grimmig zusammengekniffenem Mund und
ernstem Gesicht eilte Sophie weiter durch den trüb erhellten Gang aus
bröckelndem Stein. Mit einer ruckartigen Kopfbewegung warf sie ihre
Haare über die Schulter. Sie bewegte sich leicht geduckt, jeden Moment auf
einen Angriff gefasst.
Ohne einen weiteren Zwischenfall erreichte sie den Saal, in dem sie
damals Gorm getötet hatte. Die Gobelins und Gemälde waren
verschwunden, wahrscheinlich von Gorms Gefolgsleuten nach dem Tod
ihres Meisters gestohlen. Kerzen brannten, und Fackeln flackerten in
Halterungen an den Wänden des Raums. Weiter hinten sah man nichts als
Schatten und gespenstische Schemen, die durch die Dunkelheit huschten
und vielleicht nur Trugbilder waren, vom fahl flackernden Licht erzeugt.
Kampfbereit hielt Sophie die lange Klinge vor sich, als sie in den Saal
glitt und in den Lichtkreis einer Fackel trat. Nichts rührte sich. Im Raum war
es still. Dann hörte sie einen gedämpften Schrei, ein Wimmern.
Yanna.
»Ich bin gekommen«, sagte Sophie bitter. Ihre Stimme hallte in dem
Raum wider. »Ich würde euch bitten, sie freizulassen, aber ich weiß, dass ihr
das nicht tun werdet. Ihr wollt mich töten. Dann kommt und tötet mich.
Wenn ihr es schafft, wird sie sterben. Und wenn ihr versagt, werde ich sie
mit mir nehmen.«
Aus dem Schatten drang leises Kichern. Dann eine Stimme. »Du kannst
sie nicht mitnehmen. Sie ist mein kleines Püppchen. Wir hatten so viel
Spaß.«
Sophie drehte sich und spähte in die Dunkelheit. Bei dem Wahnsinn, der
in dieser Stimme mitschwang, lief es ihr eiskalt den Rücken hinunter.
Plötzlich konnte sie das gespenstisch bleiche Gesicht der Vampirin sehen,
wie es sich aus der Dunkelheit löste und ins flackernde Kerzenlicht rückte.
Es war von üppigen, rabenschwarzen Haaren eingerahmt, die ein Teil der
Dunkelheit zu sein schienen.
»Täusch dich nicht«, sagte Sophie. »Ich werde dich töten. Dich und
deinen Teufel von einem Geliebten.«
Etwas raschelte in der Dunkelheit hinter Drusilla. Gedämpfte Schreie
ließen auf Yanna schließen, gefesselt und wahrscheinlich auch geknebelt.
Sophie zuckte zusammen.
»Motten suchen das Licht«, flüsterte Drusilla, und ihre Stimme erfüllte
den Raum, düster, verführerisch und völlig dem Wahnsinn verfallen. »Wölfe
heulen den Mond an. Das Glitzern des Mondlichts auf einer Rasierklinge
übt Faszination aus. Sie liebt ihn, weißt du. Das hab ich schon bei unserer
ersten Begegnung gespürt.«
Drusilla fuchtelte mit den Händen vor ihrem Gesicht und verdrehte die
Finger in einer perversen Pantomime. Ein angedeutetes Lächeln flackerte im
Halbschatten hinter ihren Händen auf.
»Sie liebt ihn«, wiederholte die Vampirin. Sie neigte den Kopf zur Seite
und betrachtete gleichmütig die Jägerin. »Sie ist so unartig, so unartig. Aber
ich mag sie trotzdem. Je mehr ich sie folterte, je mehr ich sie quälte, desto
mehr, glaube ich, liebte sie ihn.«
Sophie ließ nicht zu, dass ihre Lippen zitterten. Sie biss die Zähne
zusammen. Aber sie konnte nicht verhindern, dass eine Träne in ihr linkes
Auge trat und über ihre Wange rann.
Für einen Moment verschwand Drusilla in der Dunkelheit. Als sie wieder
auftauchte, zerrte sie Yanna an den Haaren hinter sich her. Die Jägerin hatte
noch nie solche Mühe gehabt, sich zu beherrschen. Aber sie wartete. Yanna
schrie vor Schmerz auf, ein Laut, der von dem Knebel in ihrem Mund
gedämpft wurde. Dann ließ Drusilla sie fallen und löste
überraschenderweise den Knebel.
»Yanna?«, stieß Sophie hervor, während ihre Augen durch den Raum
huschten und die Schatten nach Spike oder anderen Vampiren absuchten.
Die Wächterin blickte zu ihr auf. Sie weinte laut, schien sich ihrer Tränen
aber kaum bewusst zu sein. Ihre Augen wirkten leer und abwesend, und sie
wiegte sich leicht hin und her. Die rechte Wange
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