Buffy - 22 - Spike & Dru
wurde von den Steinfronten der
Häuser zurückgeworfen.
Ein älterer Mann mit einem Spazierstock blieb einen halben Block weiter
stehen und starrte sie an.
»Vor über fünfzig Jahren deutete ein Bericht an, dass der Helm zur
Sammlung von Dänemarks Kronjuwelen gehörte. Und Gorm glaubt das
anscheinend. Der Helm befindet sich aber in einer Höhle an der Westküste
Amerikas, bewacht von Waldgeistern und anderen Mächten der Natur und
Ordnung«, erklärte Yanna.
Sophie rang sich ein Lächeln ab. »Er wird ihn also niemals finden.«
»Wenigstens nicht, bevor wir es tun«, sagte Yanna entschlossen. »Und wir
werden ihn finden, Sophie. Wenn nicht heute Nacht, dann morgen Nacht.
Wenn wir Gorm vernichten, wird Kopenhagen viel sicherer sein. Dann
können wir uns auf andere Orte konzentrieren, auf andere Monster. Ich bin
zutiefst davon überzeugt, dass du mit von der Partie bist, wenn der Rat
irgendwann einmal die größten Jägerinnen kürt, die je unserer Sache gedient
haben.«
»Sie schmeicheln mir«, sagte Sophie errötend.
»Nicht im ...« Mitten im Satz schien Yanna den Faden zu verlieren. Ihre
Miene, die soeben noch ausdruckslos gewesen war, veränderte sich
dramatisch. Ihr Gesichtsausdruck wurde hart, ihr Atem beschleunigte sich,
ihre Lippen pressten sich zusammen. Sie hätte wütend ausgesehen, wären da
nicht die aschgraue Farbe ihrer Haut und die Feuchtigkeit in ihren
Augenwinkeln gewesen. Sophie hatte ihre Wächterin noch nie weinen sehen.
»Was ist?«, fragte sie mit schüchterner, mädchenhafter Stimme.
»Krieg«, antwortete Yanna ernst.
Sie sah sich um, ob jemand sie hören konnte, aber die Straße war jetzt
menschenleer. Sophie fand es unheimlich, dass keine Menschenseele mehr
zu sehen war. Normalerweise sprühte die Stadt vor Leben, selbst um diese
Zeit.
»Die Deutschen werden angreifen.« Yannas Augen waren wieder trocken,
aber ihre Miene war grimmig. »Bald werden ihre Soldaten in Dänemark
einmarschieren. Sie werden das ganze Land besetzen.«
Sophie schüttelte den Kopf. Sie war jetzt ebenfalls wütend. »Das kann
nicht sein. Wir ... es gibt einen Vertrag. Und sie haben zu viel mit Polen zu
tun, um ... und warum gerade hier? Warum sollten sie uns angreifen? Was
haben wir ihnen getan?«
»Nichts. Hitler will ganz Europa. Wir sind nur eine Etappe. Ein Vertrag
bedeutet ihnen nichts. Das haben sie schon mal bewiesen.«
»Sind Sie sicher?«, fragte Sophie fast flehend. »Dies ist ... dies ist meine
Heimat, Yanna. Sind Sie sicher? Ihre Visionen sind manchmal ziemlich
vage.«
»Nicht diese.«
Ein Schauder durchlief die Jägerin, aber sie riss sich zusammen. Nicht
weit entfernt läutete eine Kirchenglocke Mitternacht. »Wir werden bleiben.
Wir werden kämpfen. Ich werde es nicht zulassen.«
Yanna ergriff ihre Hand und drückte sie. Sophie schluckte hart, vermied
es aber, ihrer Wächterin in die Augen zu sehen.
»Ich spreche von einer Armee. Dagegen kannst du nichts ausrichten, das
kannst du mir glauben. Ich weiß nicht, wann es zum Angriff kommt, aber es
kann nicht mehr lange dauern. Wir werden in unser Quartier zurückkehren
und nach England fahren. Der Rat entscheidet dann, wie man dich während
dieser Zeit am besten einsetzen kann.«
»Ich werde nicht gehen«, entgegnete Sophie grimmig.
Yanna richtete sich kerzengerade auf und hob das Kinn. »Als Jägerin hast
du bestimmte Pflichten. Eine davon ist, so lange wie möglich am Leben und
damit aktiv zu bleiben. Du kennst die Risiken unserer Pflichten so gut wie
jeder andere. Dein Tod liegt durchaus im Bereich des Möglichen. Aber
wenn das passieren sollte, dann hoffentlich nicht, weil du dein Leben
weggeworfen hast.«
Sophie sank in sich zusammen. »Was ist mit Gorm?«, fragte sie resigniert.
»Entweder die Deutschen bringen ihn um, oder er ist bei unserer
Rückkehr noch immer da. Wir vergessen ihn schon nicht, Sophie. Aber jetzt
ist Rückzug angesagt.«
»Könnten wir nicht wenigstens den König warnen?«
»Wozu denn?«, fragte Yanna. »Es gibt einen Vertrag, wie du schon
erwähnt hast. Soll ich ihnen etwa sagen, dass ich eine Vision hatte?«
»Wir müssen doch irgendetwas tun können!«, rief Sophie verzweifelt. In
einem der Häuser am Ende der Straße bellte ein Hund los, alarmiert von
ihrem Ausbruch.
»Ja«, nickte Yanna. »Uns in Sicherheit bringen.«
Als sie zurück zu ihrer Pension eilten – wo sie vom Wirt und den anderen
Gästen für Tante und Nichte gehalten wurden –, gab sich
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