Buffy - 22 - Spike & Dru
Gefühl.
»Was gibt es Neues, Christian?«, dröhnte Gorm.
Der Vampir blieb weiter auf den Knien. »Ihr habt mich geschickt, Ernst
zu suchen, Majestät. Er ist verschwunden.«
»Die Jägerin«, grollte der König.
Endlich sah Christian auf und hielt dem Blick seines Schöpfers stand. »Ich
glaube nicht, Majestät. Andere haben ihn kurz vor der Morgendämmerung
gesehen. Er entkam der Jägerin, aber sie muss ihm Angst gemacht haben. Es
scheint, dass er Euch verraten hat.«
Gorm stieß einen wütenden Schrei aus. Sein Gesicht verwandelte sich,
lange Reißzähne ragten aus seinem Mund, und in seiner Kehle brannte saure
Galle.
»Finde ihn und bring ihn zu mir«, knurrte er und stürmte zurück zu seinem
Thron. Wutschnaubend setzte er sich, blinzelte dann plötzlich und richtete
den Blick auf Christian. »Nein. Zur Hölle mit ihm. Finde und töte ihn.«
»Aber, mein Schöpfer«, winselte Christian, »es dämmert schon. Der
Morgen hat mich fast verbrannt, als ich kam, um Euch diese Neuigkeit zu
überbringen. Die Sonne steigt höher und höher.«
»Dann verhülle dich, du Narr.« Gorm setzte sich auf seinem Thron
aufrecht hin und strich sich mit langen, rasiermesserscharfen Klauen über
das ledrige, runzlige Gesicht. »Finde Ernst und töte ihn.«
Christian stand auf, verbeugte sich tief und schickte sich an, den
Thronsaal zu verlassen. Er ging rückwärts, die Augen zu Boden gerichtet.
»Wie Ihr befehlt, mein Schöpfer«, sagte der stämmige Vampir. »Ernst wird
sterben.«
Mit einem Wink entließ ihn Gorm. In Gedanken war er bereits mit
anderen Dingen beschäftigt, vor allem mit dem Helm von Haraxis. Ohne ihn
würde es ihm nie gelingen, das düstere Königreich seiner Träume zu
errichten.
Da hörte er ein Geräusch, als würde jemand in einen Apfel beißen, und
wenig später einen gepressten Schmerzensschrei. König Gorm kannte diese
Laute nur zu gut. Er fletschte die Zähne, und seine gelben Augen
schimmerten im Kerzenlicht, als er in die Schatten spähte, in denen
Christian verschwunden war. Ein Luftzug wehte Staub und Asche auf,
wirbelte sie in die Luft und verteilte sie auf dem Steinboden.
Vorbei an den Stiefeln der Jägerin. Sie schritt weiter in den Raum. Die
Fackeln tönten ihre blonden Haare orangerot. Das Mädchen, Sophie, war
hoch gewachsen und schlank und bewegte sich mit außergewöhnlicher
Anmut. Gorm bewunderte sie dafür. Er hatte sie trinken wollen, seit er sie
zum ersten Mal gesehen hatte.
»Jägerin«, zischte er. Ein dünnes Lächeln spielte um seine spitzen Zähne.
Nichts Gutes lag in diesem Lächeln, nur Schmerz.
»Ich würde mir wegen Ernst keine Sorgen mehr machen«, sagte sie. »Er
hat gestern Nacht mit den falschen Leuten gesprochen. Zuerst ist er mir
entwischt, doch heute Morgen konnte ich ihn schnappen. Er ist jetzt Asche
im Wind.«
»Ich bin dir dankbar dafür«, höhnte Gorm. »Wahrscheinlich erwartest du
sogar eine Belohnung, weil du meinen Müll entsorgt hast.«
Die Jägerin blieb stehen, sah ihm ins Gesicht und erwiderte sein Lächeln.
Gorm schauderte. Er hatte ein ungutes Gefühl, denn ihr Lächeln wirkte
sogar noch grausamer als seins.
Es gab noch andere Zugänge zum Thronsaal. In ihnen drängten sich jetzt
lauter Schatten. Vampire, Gorms Untertanen, die jedem Eindringling einen
gewaltsamen Tod bereiten würden. Gorm wusste, war die Jägerin erst
einmal erledigt, würde er viel schneller an den Helm kommen.
»Du bist gekommen, um hier zu sterben?«, fragte der Vampirkönig.
»Ich bin gekommen, um dir etwas mitzuteilen«, erwiderte Sophie scharf.
»Zunächst möchte ich dir sagen, dass ich Kopenhagen verlassen werde,
vielleicht für immer.«
Gorm grunzte überrascht. Er hatte nicht erwartet, so etwas zu hören. »Du
wirst diesen Raum nicht mehr lebend verlassen«, versprach er ihr.
»Du unterschätzt mich«, erwiderte sie mit einer Stimme fast wie ein
Flüstern. »Ich bin hier, um dich zu töten. Um all das Ungeziefer in deinem
kleinen Nest auszumerzen. Doch vorher solltest du noch etwas wissen. Der
Helm von Haraxis ...«
Der König versteifte sich. Mit blitzenden Zähnen und Klauen sprang er
geschmeidig von seinem Thron und kauerte dann auf dem Steinboden, die
Muskeln gespannt, voll Hass und Gewaltbereitschaft, zum Zuschlagen
bereit.
»Was weißt du von dem Helm?«, fragte er.
»Sehr wenig«, gestand sie. »Aber eins weiß ich. Er ist nicht hier. Weder in
Kopenhagen noch in Dänemark noch in ganz Europa.«
»Sag mir,
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