Buffy - 22 - Spike & Dru
umsonst getan.
4
Kopenhagen, Dänemark
5. April
Der Christiansborg-Palast war verflucht. Der Ursprung dieses Fluchs lag im
Dunkeln, aber niemand zweifelte daran, dass er existierte. Das mächtige,
weitläufige Bauwerk ragte stolz in den Nachthimmel. Sein Kern wurde von
einem prächtigen U-förmigen Steingebäude mit einem Turm im Zentrum
gebildet. Auch wenn der Palast Sitz der dänischen Regierung und des
Parlaments war, war er dennoch verflucht. An seinem Platz hatte
ursprünglich die Burg von Bischof Absalon gestanden, 1167 erbaut und
später zerstört. König Christian VI. hatte seinen Palast auf den Ruinen von
Absalons Burg errichtet, und ein Feuer hatte ihn im Jahr 1794 verwüstet.
Fredrick VI. hatte ihn an derselben Stelle wieder aufgebaut, doch dieser
Palast war im Jahr 1884 niedergebrannt. Das derzeitige Gebäude war 1928
fertig gestellt worden, aber obwohl Stillschweigen über den Fluch bewahrt
wurde, wussten die älteren Einwohner von Kopenhagen tief in ihren Herzen,
dass es nur eine Frage der Zeit war, bis er erneut seine Wirkung entfaltete.
Möglicherweise war das Grundstück verseucht. Es hieß, dass es etwas mit
Bischof Absalon und seiner Burg zu tun hatte, mit unaussprechlichen,
schrecklichen Ritualen, die dort im Geheimen durchgeführt worden waren.
Andere glaubten, dass der Kirchenmann rechtschaffen gewesen und in
dieser Burg von den Mächten der Finsternis angegriffen worden war, und
dass sie es waren, die das Grundstück und jeden Stein verflucht hatten, der
auf ihm errichtet wurde.
Was auch immer die Wahrheit war, es gab dort eine Art Energie, sowohl
im überirdischen Palast als auch in den unterirdischen Ruinen von Absalons
Burg. Eine dunkle und hässliche Energie, die in den Schatten pulsierte.
Gorm liebte es, dort unten zu sein. Meistens jedenfalls. Bei jedem
Luftzug, der durch die verfallene Ruine strich, flackerten die Fackeln an den
Steinwänden. Überall lagen die Überreste der Geschichte. Gobelins und
Gemälde, Juwelen und Waffen, sogar zeitgenössische
Möbel, obwohl der alte König von Dänemark zunächst davor
zurückgeschreckt war, derart moderne Dinge in seine Höhle aufzunehmen.
Die anderen hatten ihn respektvoll angefleht, und schließlich hatte er
nachgegeben.
Dies war noch immer sein Ort. Sein Palast. Während die
Regierungsmaschine des Königreichs Dänemark in dem modernen Palast
über ihren Köpfen arbeitete, planten Gorm und seine Gefolgsleute ihre
Vernichtung und die Zeit danach, wenn die Mächte der Finsternis über das
Land herrschen würden. Im Moment war die verhasste Sonne längst
aufgegangen, und so blieb Gorm nichts anderes übrig, als in den steinernen
Tiefen von Kopenhagen vor sich hin zu brüten und erneut auf die Nacht zu
warten.
Etwas bewegte sich in den Schatten, die das Fackellicht warf.
»Wer kommt?«, donnerte Gorm.
Einer seiner Untertanen trat ins Licht. Das Gesicht des Vampirs war
versengt, seine Kleidung am Saum verbrannt, noch immer glosend. Gorm
runzelte die Stirn, schaute ihn herausfordernd an und hoffte, dass ein Funke
des Erkennens in seinem Gehirn aufglomm. Er hatte manchmal Probleme,
sich an die Namen und Gesichter seiner Untertanen zu erinnern. Der alte
König wusste, dass er wahrscheinlich halb verrückt war, aber der Wahnsinn
hatte ihn noch nie gestört. Er hatte ihn vielmehr befreit.
»Dein Name?«, fauchte der König.
Der Vampir starrte ihn mit großen Augen an und sank dann demütig auf
die Knie. »A-Aber Ihr habt mir befohlen, in Eurer Gegenwart niemals
meinen Namen auszusprechen, Majestät.«
Gorm funkelte die stämmige Kreatur drohend an. Sie war groß, und dem
König gefiel das überhaupt nicht. Gorm selbst war klapperdürr, fast ein
Gespenst, aber wild und schnell und stärker als jeder, der es je gewagt hatte,
ihn herauszufordern. Deshalb war er auch noch am Leben. Aber dieser
hier...
»Ich mag deinen Anblick nicht«, knurrte er. Der alte König erhob sich von
dem samtbezogenen Holzstuhl, der ihm seit einigen Jahren als Thron diente,
und trat auf seinen Untertanen zu. »Sag mir deinen Namen.«
Der stämmige, versengte Vampir zuckte zusammen und schlug die Augen
nieder.
»Christian, mein Schöpfer.«
Gorms Augen weiteten sich, und dann brach er in Gelächter aus. Es war
ein schrecklicher Laut, selbst für ihn, ein Laut, der tief aus seinem Bauch
kam und die Luft mit seinem fauligen Atem verdarb. Kurz darauf brach das
Gelächter des Königs wieder ab. Er hasste dieses
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