Buffy - 22 - Spike & Dru
wie Ariana. Seit sie von dem Rat und der Auserwählten
erfahren hatte, hatte sie gehofft, dass eines Tages die Pflicht auf sie fallen
würde. Doch jetzt hatte ihre Furcht sie zum Nachdenken gebracht, ihre
Furcht und die Tatsache, dass sie inzwischen jemand getroffen hatte, für die
die Jägerin eine reale Person war. Mittlerweile kam es ihr schrecklich vor,
den Tod eines anderen Menschen zu wünschen, nur um selbst die
Auserwählte zu werden.
Es war alles so verwirrend.
Erneut fiel ihr Blick auf die anderen Mädchen. Nicht zum ersten Mal
dachte sie, wie glücklich sie sich alle schätzen konnten, so lange überlebt zu
haben. Sie wurden gejagt. Wenn es Sophie nicht gelang, Spike und Drusilla
auszuschalten, war ein Ende der Hetzjagd nicht absehbar.
Ich kann so nicht leben, dachte Ariana, während sie im Schneidersitz, die
Arme um ihre Knie geschlungen, auf der Pritsche saß. Ich kann nicht ewig
hier bleiben, mit dieser entsetzlichen Angst.
Sie schluchzte leise.
In diesem Moment hörte sie ein Klicken, als hätte jemand den Türknauf
gedreht, und schon öffnete sich leise knarrend die Tür. Ariana versteifte
sich. Plötzlich kehrte wieder ihr Traum zurück. Mit aufgerissenen Augen
starrte sie ins Licht des Korridors, das durch die Öffnung fiel. Dann erschien
ein Gesicht, und sie seufzte erleichtert auf. Ein vertrautes Gesicht,
freundlich und warmherzig.
»John«, flüsterte sie.
Leise, um die anderen nicht zu wecken, betrat John Travers den Raum
und schlich zu Arianas Pritsche.
»Was ist los?«, fragte sie besorgt.
»Ich habe Wache«, erklärte er. »Ich habe ... ich dachte, ich hätte Sie
schreien gehört. Alles okay mit Ihnen?«
Im Dunkeln betrachtete sie seine Augen, in denen sich die Lichter von
draußen spiegelten, und die kantigen Umrisse seines Kinns. Er war
mindestens sieben oder acht Jahre älter als sie. Ariana hielt John Travers für
den gut aussehendsten, intelligentesten und warmherzigsten Mann, den sie je
getroffen hatte. Sie suchte in seinem Blick nach etwas anderem als bloß
stummer Besorgnis und wurde traurig, als sie nicht fündig wurde.
»Ich ... hatte einen Albtraum«, flüsterte sie. »Ich bin töricht, ich weiß.«
»In dieser Situation hätte jeder Albträume«, tröstete er sie und tätschelte
liebevoll ihre Hand. »Angesichts der Krise, all der Verluste, die wir erlitten
haben, und des andauernden Krieges habe ich selbst mehr als genug davon.«
Nachdenklich biss sich Ariana auf die Unterlippe. Sie wusste, was er
meinte. Die Nazis bombardierten seit mindestens einer Woche
ununterbrochen den Süden Englands. Niemand wusste, ob London ihr
nächstes Ziel sein würde, aber allgemein wurde befürchtet, dass dies nur
eine Frage der Zeit war.
Als könnte er ihre Gedanken lesen, beugte sich John nach vorn und suchte
ihren Blick. Ein angedeutetes Lächeln spielte um seine Mundwinkel, und sie
war froh darüber. Das war das erste Mal in der kurzen Zeit, die sie ihn
kannte, dass er lächelte.
»Vertrau mir, die deutschen Bomben stellen hier eine viel größere Gefahr
dar als die Vampire. Es wurden die entsprechenden Zauber gewirkt, um sie
an einem erneuten Eindringen zu hindern, und ein ganzes Bataillon von
Wächtern und Agenten wartet nur darauf, Sie zu beschützen.«
Ariana erwiderte sein Lächeln. Sie sah sich im Raum um und fröstelte
erneut. »Denken Sie, ich könnte eine Weile mit Ihnen Wache halten?«,
fragte sie. Ihre Stimme klang ruhig, nur ihre Augen hatten einen flehenden
Ausdruck. »Ich glaube nicht, dass ich im Moment einschlafen kann, und ich
hätte gern etwas Gesellschaft, jemand, mit dem ich reden kann.«
John blinzelte überrascht. Aber dann kehrte sein süßes Lächeln zurück.
»Es wäre mir ein Vergnügen, Miss de la Croix«, erklärte er.
Sie streifte den Morgenmantel über, der am Fuß ihrer Pritsche lag, ergriff
dann seine angebotene Hand und stand auf. »Bitte«, sagte sie. »Nennen Sie
mich Ariana.«
Athen, Griechenland
23. August
Das Firmament war von einem hässlichen Grau, und selbst der feine
Nieselregen schien keine rechte Lust zu haben, vom Himmel zu fallen.
Sophie und Yanna saßen einander in einer schmuddeligen Taverne
gegenüber, aßen Zaziki und Souvlaki und wünschten, die Zeit würde
schneller vergehen.
In gewisser Hinsicht hatten sie einen Sieg errungen. Trotz der vielen
Todesfälle hatte man Spikes und Drusillas Pläne durchkreuzen und einige
Jägerinnen in Sicherheit bringen können. Doch Sophie
Weitere Kostenlose Bücher