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Bugatti taucht auf

Bugatti taucht auf

Titel: Bugatti taucht auf Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: D Loher
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Bosnien-Herzegowina zugeteilt. Die Familien von Valon, Branko und Ilija waren in der Schweiz geblieben; sie sahen wenig Grund, in die zerstörte Stadt, die sie ohnehin schon halb hinter sich gelassen hatten, zurückzukehren; Branko und Ilija wurden von ihren Eltern nachgeholt in das Land, das Sicherheit versprach, Arbeit und ruhige Nächte.
    Valon wohnte mit einem jüngeren Bruder und einer jüngeren Schwester bei seiner Mutter, seit die den Vater vor die Tür gesetzt hatte. Die Eltern hatten über Jahre im Streit miteinander gelebt, woran die Besuche des Vaters bei Prostituierten schuld waren, und sein Desinteresse an den familiären Beziehungen. Als die Mutter zu erkennen meinte, dass er sich an seiner eigenen Tochter vergriff, warf sie ihn endgültig aus der Wohnung. Sie zeigte ihren Mann wegen Pädophilie an, aber die Anzeige wurde, wahrscheinlich wegen Mangels an Beweisen, nicht weiter verfolgt. Valon, der das letzte Jahr der Hauptschule hatte wiederholen müssen und danach eine Stelle als Malerlehrling gefunden hatte, fand es schwer, das Handwerk zu lernen, und brach, damals noch mit Einverständnis des Vaters, die Lehre ab. Mehrere weitere Versuche bei anderen Firmen, die Lehre durchzuziehen und zu beenden, scheiterten. Mal diente ein privater Unfall, bei dem er sich gering verletzt hatte, als Vorwand, nicht mehr auf der Arbeit zu erscheinen, bis der Meister die Geduld verlor und ihn entließ, mal versagte er bei der Abschlussprüfung der Berufsschule und musste deshalb seinen Arbeitsvertrag auflösen. Nach einer kurzen Zeit der Arbeitslosigkeit versuchte er sich als Verkäufer in der Hoffnung, sich damit leichter zu tun, aber auch diese Stelle wurde ihm gekündigt, weil er zu häufig fehlte.
    Valons Charakter wurde widersprüchlich beschrieben; seine Ausbilder sagten, er sei zwar meistens korrekt und nett, auch höflich im Umgang mit den Kunden, nur eben unzuverlässig; während einige seiner Freunde sagten, er neige zu Übertreibungen, zum Unruhestiften und zum Trinken, ohne aber aggressiv zu sein. Er bekam als Minderjähriger eine Verwarnung wegen des Konsums von Marihuana und wurde einmal zu fünfzehn Tagen Gefängnis mit zwei Jahren Bewährung verurteilt, weil er das Schaufenster eines Lebensmittelladens eingeschlagen hatte, um sich mehrere Schachteln mit Keksen zu klauen. Als Grund gab er an, dass er Hunger gehabt habe.
    Valon war seit seinem sechsten Lebensjahr ein begeisterter Fußballspieler und wurde Mitglied beim Jugendclub in Locarno. Dem Kickboxen, das er später anfing, konnte er nichts abgewinnen.
    Als er siebzehn Jahre alt war, starb sein Freund Dani bei einem Motorradunfall. Valon ließ sich das Datum auf den linken Oberarm tätowieren.
    Ilija wurde 1991 als knapp Zweijähriger zusammen mit seiner älteren Schwester von den Eltern in die Schweiz geholt. Er hatte sowohl die Schweizer als auch die kroatische Staatsbürgerschaft. Die Familie hielt immer gut zusammen. Ilija fing eine Lehre bei einem Heizungsbauer an, der sich bald über dessen mangelndes Interesse an der Arbeit beklagte, noch mehr aber über Ilijas arrogantes Benehmen, seinen Unwillen, sich Dinge sagen zu lassen, und sein oft unverschämtes Auftreten den anderen Handwerkern und Kunden gegenüber. Außerdem fehlte Ilija in der Schule und meldete sich krank, obwohl er in Wirklichkeit als Schiedsrichter zu einem Fußballturnier nach Deutschland fuhr. Weil sich seine Mutter für ihn einsetzte, ließ sich der Arbeitgeber mehrmals von der schon angedrohten Kündigung abbringen, bis sich zuletzt die Beschwerden der Handwerkerkollegen in dem Maße wie seine Abwesenheiten in der Schule häuften, so dass Ilija entlassen wurde. Die zweite Heizungsbaufirma, bei der er seit einigen Monaten angestellt war, äußerte sich zufrieden über ihn.
    Ilijas große Leidenschaft war der Fußball. Wie Valon spielte er seit seinem sechsten Lebensjahr und hatte sogar eine Laufbahn als Schiedsrichter begonnen, in der er als sehr talentiert galt. Auch hier gingen die Meinungen über sein persönliches Auftreten auseinander, sein erster Trainer im Fußballverein hielt ihn für aggressiv, unhöflich und arrogant, während der zweite Trainer ihn als umgänglich und hilfsbereit beschrieb. Freunde von Ilija sagten, er werde aggressiv, wenn er getrunken habe, und dann sei er schnell bereit, sich mit jemandem zu schlagen; andere sagten, er ziehe gerne die Aufmerksamkeit auf sich und neige dazu, Dinge aufzubauschen, zu übertreiben, auch zu lügen.
    Im Gegensatz zu

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