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Bugatti taucht auf

Bugatti taucht auf

Titel: Bugatti taucht auf Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: D Loher
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er versuchte es so sehr, wie Umberto versuchte, dem Tod seines Sohnes einen Sinn zu geben, aber es gelang Jordi kaum. Er dachte, dass er so dahinschlingerte, mal mehr, mal weniger auf Kurs, und zuweilen, entgegen aller äußeren Disziplin, gar nicht. Zwischendurch war Flaute, und er dümpelte bei herabhängenden Segeln ohne Ziel auf einer offenen See. Er war oft müde.
    Der Tagesanbruch. Der Sonnenaufgang. Wegen des Lichts. Weswegen sonst. Wenn es zuerst nur ganz zart erschien, ein Hauch am Himmel, und dann über dem Horizont heller und klarer wurde. Das Licht, es legte sich flach hin und dehnte sich aus, und allmählich fing alles über und unter ihm zu strahlen an, Bäume, Luft, Berge, Land, Tiere, See. Besser gesagt, es gab dann kein Über und Unter mehr, es gab nur noch den weiten Raum, der ihn in sich aufnahm und in dem er sich leicht dahintreiben lassen und auf die Dinge sehen konnte in einer Art von Schwerelosigkeit. Man musste auf dem Land sein, um das verstehen zu können. Um verstehen zu können, was er dabei empfand. Am besten in einer Gegend, die nicht bewohnt war. Von Menschen nicht.

19
    Als Erstes brachten sie das Arbeitsboot hinaus. Es war das achteinhalb Tonnen schwere Pontonboot, mit dem Jordi arbeitete, wenn er mit seinen Leuten die Pfähle für Dampferstege, Uferbefestigungen oder Bootsliegeplätze in den Untergrund rammte. Die Kabine auf Deck war groß genug, so dass neben dem Steuerstand auch der Unterwassermonitor, die Steuerung für die Kamera und ein Computer darin Platz fanden. Die Plicht im hinteren Teil des Bootes konnte er für jeden Einsatz so einrichten, wie es am zweckmäßigsten war, dort waren Kompressor, Generator und Staukästen untergebracht. Und über den Bug ragte der Kranausleger mit der Seilwinde.
    Sie richteten das Boot am Wrack aus, so dass es über der Stelle trieb, wo das, was sie für die Nabe eines Rades hielten, aus dem Schlamm spitzte. Der Seegrund fiel vom Ufer aus ungefähr in einem 45-Grad-Winkel nach unten ab, zwischendurch bildete der Grund schmale ebene Terrassen, auf die sie die Betonblöcke hinablassen wollten, die als Verankerung für das Arbeitsboot dienen sollten. Sie mussten in genügend großem Umkreis gesetzt werden, um es sicher zu halten; von jeder seiner Ecken führte ein 150 Meter langes Stahlseil zu einem der Blöcke, die sich in unterschiedlicher Höhe auf den Terrassen befanden, das konnten bei dem einen 36, bei dem anderen etwa 90 Meter sein.
    Sie arbeiteten nach Feierabend in den Stunden, bevor es dunkel wurde. Jordi bat einen, manchmal zwei der Taucher, ihm zu helfen, sie sollten sich reihum abwechseln können. An dem Ausleger befestigte er das aus Einzelteilen zusammengesteckte Rohr samt dem Druckschlauch, mit dem sie den Schlamm um das Wrack herum absaugen wollten. Jordis Ziel war es, das Auto von allen Seiten her freizulegen, um zu sehen, was davon überhaupt noch übrig war oder ob der See und die Zeit es zerfressen hatten. Aber der Schlamm war festgebackt und an manchen Stellen hart wie Kies; die Taucher mussten ihn mit Gewalt, aber trotzdem vorsichtig losklopfen. Außerdem lag der merkwürdigste Müll auf dem Grund verstreut; Blechkanister, Gummisandalen, Plastikverpackungen und Metallschrott, auch einige alte und völlig verrostete Bojenketten. Ladislas und Berta tauchten ein Kofferradio, einen Fahrradlenker, abgebrochene Radspeichen, einen Lederhandschuh, mehrere Korkenzieher und Schraubenschlüssel, eine runde Brille mit Gläsern und einem Bügel, eine Porzellantasse mit Muschelbewuchs, einen Kühlschrank ohne Innenfächer, ein verschlammtes Regencape, einen algenbewachsenen Holzklappstuhl, mehrere Metallkisten verschiedener Champagnerfirmen – leere Flaschen! – und eine Stirnlampe an die Oberfläche, bei manchen Fundstücken in der Erwartung oder vielmehr mit dem Bangen, es könne ein beschädigter und nicht zu reparierender Teil des untergegangenen Autos oder dessen Zubehörs sein. Danach begannen sie, im Umkreis von einem Meter um die Wrackstelle, den Schlamm wegzusaugen.

20
    Beim Herumzappen auf verschiedenen Sportkanälen waren sie irgendwann auf einen Sender gestoßen, der Pferderennen übertrug. Das Besondere an diesen Pferderennen war, dass sie nachts stattfanden, auf einer Bahn, die von einer schier unendlichen Ausdehnung sein musste, da nur ein kleiner Ausschnitt von der Kamera erfasst wurde, oder jedenfalls gab es nur diese eine unverrückbare und feststehende Einstellung, die den mittleren Abschnitt eines mutmaßlich

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