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Bugatti taucht auf

Bugatti taucht auf

Titel: Bugatti taucht auf Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: D Loher
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kaum verstanden, ich wusste nur, dass ich so ein Ding fliegen wollte. Pilot wollte ich sein – das gab ein Gelächter zu Hause. Nie war vorher einer aus dem Tal weggegangen in die Stadt, nicht zum Berufsmilitär, zum Studieren schon gar nicht; ich dachte, wenn es für einen anderen, woanders, möglich ist, warum nicht für mich.«
    Bronski machte eine Pause. Sie schwiegen. Jordi betrachtete seine Hände, die auf den Knien lagen, er drehte sie in einer sparsamen Bewegung, die Innenflächen waren halb zu sehen.
    »Ingenieur bin ich dann geworden«, fuhr Bronski fort, »Bauingenieur. Und meine Leidenschaft hat sich auf die Automobile geworfen, sie waren leichter erreichbar.«
    Er hielt inne, und seine luftblauen Augen lächelten Jordi zu.
    »Sehen Sie, das hat mich an Ettore Bugatti gefesselt, kein einfacher Autokonstrukteur, er war ein Erfinder. Er hat angefangen, Autos zu bauen, da hießen die Dinger noch Tricycle und Quadricycle, und er war noch nicht mal volljährig, sein Vater musste die ersten Arbeitsverträge für ihn unterschreiben. Er hat seinerzeit die schnellsten Rennwagen erdacht, aber das allein hat ihn nicht befriedigt, immer weiter hat es ihn umgetrieben, er hat angefangen, Schiffsmotoren zu entwerfen und Triebwerke für Flugzeuge. Im Krieg, genau in dem Krieg, in dem ich den Kopf in den Nacken gelegt habe, um den Himmel nach Fliegern abzusuchen, war er es, der Flugzeugmotoren für die Pariser Regierung ersonnen hat, die sollten die besten sein, die besten für diesen Krieg. Und übrigens im Ersten Weltkrieg auch schon, beide Male wollte er unbedingt für die Franzosen Kriegsflieger bauen, beide Male sind die Protoypen nicht in Produktion gegangen, ich glaube, er war letztendlich zu teuer. Aber später hat man die Motoren in die französischen Lokomotiven eingebaut, und bis in die fünfziger Jahre wurden sie verwendet.«
    Bronski räusperte sich, er stand auf und ging stumm hinaus, Jordi hörte, wie ein Lichtschalter angedreht wurde, dann eine Tür geöffnet, und Bronskis Schritte eine Treppe hinunter. Er kam mit einer Flasche Apfelmost und zwei Bierkrügen zurück und schenkte ihnen wortlos ein, sie stellten die Krüge und die Flasche vor sich auf den Boden.
    »Ettore ist sein Leben lang ein Einwanderer und Fremder gewesen; von Italien ins Elsass, im Ersten Weltkrieg vor den Deutschen geflohen, zuerst nach Mailand, dann nach Paris. Ein paar Autos konnte er mitnehmen; seine wichtigsten Motorenteile, 16-Zylinder-Nockenwellen vor allem, hat er im Hof der Molsheimer Fabrik vergraben. Nachdem die Deutschen kapituliert hatten, ist er zurückgekehrt. Im Zweiten Weltkrieg ist er wieder nach Paris geflohen, dort hat er um die Einbürgerung gebeten; seine Fabrik wurde von den Nazis besetzt, bevor sie ihn enteignen konnten, hat er sie verkauft.«
    Beide tranken von ihrem Most und schwiegen eine Weile.
    »Sein Bruder Rembrandt hat sich umgebracht, mitten im Ersten Weltkrieg, das war eine Wunde für Ettore, lebenslang. Die Talente der Brüder waren irgendwie vertauscht worden, Ettore sollte eigentlich der bildende Künstler werden, und Rembrandt der Ingenieur, so hatte es der Vater gedacht. Am Ende verschränkte sich das Können von beiden.«
    Bronski drehte sich im Sitzen um und langte nach hinten, wo er mit einer einzigen geschickten Bewegung den Band »Who is who in the Motor Industry« aus dem Regal zog und dahinter eine Flasche und Schnapsgläser herausfischte. »Es ist sonst nirgends Platz«, sagte er einfach.
    »Trinken Sie das aus«, er schenkte beiden ein, »dann erzähle ich Ihnen noch etwas. Das ist Trester vom Nachbarn.«
    »Ettore hat einen seiner Söhne verloren: Jean, den älteren von beiden, der sein Nachfolger werden sollte. Es heißt, Jean soll noch begabter gewesen sein als sein Vater. Er ist 1939 ums Leben gekommen. Es war spätabends im August, ein paar Tage danach fand ein Rennen statt, an dem Jean mit dem Typ 57 C teilnehmen wollte. Den ganzen Tag über schon hatte er den Wagen bei höchster Geschwindigkeit getestet, auf der Route Nationale kurz hinter Molsheim. Die Strecke war dann normalerweise abgesperrt, und die Bewohner der Umgebung waren daran gewöhnt, aber in dieser Nacht war dummerweise die Absperrung gerade aufgehoben, als Jean beschloss, zu einer letzten Probefahrt aufzubrechen. Ein Radfahrer wollte die Straße überqueren und hörte das Auto nicht. Als er im Scheinwerferlicht auftauchte, riss Jean den Lenker herum, raste gegen einen Baum und starb eine Stunde später. Warten Sie

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