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Buh: Mein Weg zu Reichtum, Schönheit und Glück (German Edition)

Buh: Mein Weg zu Reichtum, Schönheit und Glück (German Edition)

Titel: Buh: Mein Weg zu Reichtum, Schönheit und Glück (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Leander Haußmann
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aufzustehen und ganz laut ›Es gibt kein Bier auf Hawaii‹ zu singen? Oder ›Sieben Fässer Wein‹? Oder diesen Tony-Marschall-Song, ›Heute hau’n wir auf die Pauke‹? Oder einem wildfremden Menschen mitten auf der Straße in die Fresse zu hauen? Oder in eine Bank zu stürmen und zu rufen ›Überfall!‹? Oder zu sagen ›Das Leben der Anderen‹ ist ein Scheißfilm und alle, die ihn gut finden, sind auch scheiße? Oder: Fassbinder ist öde und Helmut Schmidt ist dumm?«
    »Ist das Ihre Meinung?«, fragt der Psychologe entsetzt.
    »Und wenn es meine Meinung wäre, was dann?«
    »Weil Helmut Schmidt nicht dumm ist«, sagt der Psychologe. »Und ›Das Leben der Anderen‹ ist ein wundervoller Film.«
    »Ja, ja«, sage ich. »Darum geht’s ja nicht.«
    »Worum geht’s denn dann?«
    »Um die Notbremse.«
    »Die Sie ziehen wollen?«
    »Ja, genau.«
    »Warum? Warum möchten Sie das tun?«
    »Weil es mir peinlich ist.«
    »Was Sie tun?«
    »Eher, was die anderen tun.«
    »Deswegen tun Sie das?«
    »Ich tue es ja leider nicht.«
    Eine Pause entsteht, wie sie immer dann entsteht, wenn sich ein Gespräch an einer Kreuzung befindet.
    »Sie wollen stören.« Diese Feststellung schießt aus ihm heraus wie die Zunge aus dem Maul eines Frosches.
    »Ich will auf null zurück. Aber ich trau mich dann doch nicht.«
    »Also flüchten Sie sich in Spott.«
    »Ich möchte den Menschen helfen. Ich möchte sie von dem Druck befreien, der sie einengt wie der oberste Knopf eines Hemdes.«
    »Haben Sie sich da nicht ein bisschen viel vorgenommen?«
    »Ich habe es mir nicht vorgenommen, nicht in dem Sinne, dass das jetzt meine ausdrückliche Lebensaufgabe wäre, aber ich möchte die Atmosphäre zwischen mir und der Menschheit verbessern.«
    »Haben Sie eben Menschheit gesagt?«
    »Ja, darum geht es ja wohl, um die Menschheit.«
    Wieder diese Pause.
    »Ist das nicht ein bisschen …« Der Psychologe fuchtelt mit seinem Kugelschreiber in der Luft herum und tupft dabei gleichzeitig seine Brille zurück auf die Nasenwurzel.
    »… arrogant?«, helfe ich ihm.
    »Nun ja, so würde ich das nicht ausdrücken.«
    »Glauben Sie, dass man arrogant geboren wird?«, frage ich.
    Der Psychologe klappt sein Ringbuch zu und überlegt.
    »Oder«, fahre ich fort, »wird man arrogant durch die Umstände?«
    Der Psychologe schaut auf die Uhr, so wie der junge Filmregisseur in Portugal zehn Jahre später nach seiner Freundin schauen wird.
    »Ich glaube, Arroganz wird einem mit den Genen in die Wiege gelegt«, sage ich. »Schon in frühester Kindheit wurde mir Arroganz bescheinigt. Und wenn ich an eines dieser Kinderfotos denke, wo ich blond gelockt in einem aus Korb geflochtenen Kinderwagen liege, sehe ich ihn, diesen Ausdruck …«
    »Spöttisch?«, fragt die Natter. »Warum weigern Sie sich, in eine Gruppentherapie zu gehen?«
    »Weil ich das seit circa zwanzig Jahren mache. Bei uns nennen wir das Theaterproben.«
    Der Psychologe lacht, er hält meine Bemerkung für einen Witz. Ausflüchte, höre ich ihn denken. Und würde er es aussprechen, würde ich sagen, er hat recht. So aber lässt mich das ganze Gespräch unbefriedigt zurück.

21 DER EHRLICHE TOD
DER EHRLICHE TOD
    21 IST DAS NICHT…?, denke ich. Früher hatte er eine Glatze, jetzt rot gelocktes Haar! Er ist es! »Wolfgang«, rufe ich, »Wolfgang Maria.«
    Wolfgang Maria Bauer freut sich wirklich, mich zu sehen. »Was machst du denn so?«, fragt er mich.
    »Ich sitze hier und trinke einen Kaffee.«
    »Und sonst?«
    »Alles gut.«
    »Lange nicht gesehen.«
    »Du, ich schreibe ein Buch.«
    »Echt?«
    »Du kommst auch drin vor.«
    Bauer weiß nicht, ob er sich darüber freuen soll, jetzt hier in der Gleimstraße, so auf die Schnelle.
    »Über unsere Arbeit in ›Romeo und Julia‹.«
    »Das ist ja Ewigkeiten her.« Er zieht ein kleines zehnjähriges Mädchen hervor. »Meine Tochter.«
    »Hallo«, sage ich.
    »Hallo«, sagt die Kleine.
    »Ist ja wirklich lange her«, sagt Wolfgang schüchtern.
    »Zwanzig Jahre?«, frage ich ihn.
    »Dreiundzwanzig Jahre«, sagt Wolfgang.
    »Soll ich es dir vorher mailen? Es ist über die Proben, weißt du, Mercutios Tod. Aber mit Liebe.«
    »Was soll’s«, sagt Wolfgang, »da steh’n wir doch jetzt drüber.« Er dreht sich noch mal zu mir um und lacht. »Wir sind doch jetzt alt.«
     
    »Du kannst nicht tanzen«, sage ich leise zu Wolfgang Maria. Er liegt verschwitzt mit freiem Oberkörper auf dem Bühnenboden und ringt nach Luft.
    »Wie stirbt man«, frage ich

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