Bujold, Lois McMaster - Die magischen Messer 2

eindringlich mit Mari u n terhalten. Bei diesen Worten hob sie den Kopf und rief: »Ich melde mich freiwillig, Sir. «
    Du bist nicht im Dienst, wollte Dag schon einwenden und e r kannte dann, dass diese Aufgabe Dirla als Erste nach Hause bringen würde. Besser noch: Sie war Augenzeugin der Vernic h tung des Übels, und niemand sonst war näher dabei gewesen. Wenn er sie schickte, musste er selbst nicht in seinem gege n wärtigen angeschlagenen Zustand einen Bericht aufsetzen. Sie konnte Fairbolt einfach alles erzählen. »Du hast das Übel e r wischt. Du kannst natürlich verdammt nochmal machen, was du willst, Dirla. «
    Sie nickte fröhlich. »Das werde ich dann auch. «
    Obio kniff die Augen zusammen und meinte: »In dem Fall habe ich noch jemanden im Auge, den ich als Par t ner mitschicken möchte. Seine Frau stand kurz davor, ein Kind zur Welt zu bringen, als wir aufbrachen. Wenn die verlorenen Götter gnädig sind, steht sie immer noch kurz davor. «
    Womit dann auch die Vorgänge beim anderen Teil des Trupps für Fairbolt dokumentiert werden konnten. Gut.
    »Ausgezeichnet «, stimmte Mari zu. »Das ist doch mal ein Bote, der nicht bummeln wird, hm? «
    »Ihr müsst frischere Pferde eintauschen …«, setzte Dag an.
    »Wir kümmern uns darum, Dag «, versprach Razi.
    »In Ordnung. In Ordnung. « Das war alles Routine. »Dirla.
    Sag Fünkchen – sag ihnen allen, dass wir bald wieder zu Hause sein werden, gut? «
    »Aber sicher doch, Sir. «
    Obio half Mari zurück aufs Pferd, und sie führte den Rest der Streife – abgesehen von Saun und Dirla – nach Osten in Ric h tung des versprochenen Lagers. Um Obio und Griff zu beruh i gen, gab Dag vor, den Hain und den Sumpf zu inspizieren, o b wohl er natürlich nicht viel wahrnehmen konnte, solange er das Essenzgespür so fest an sich gezogen hielt.
    »Wir haben hier gestern auch eine tote Frau gefu n den «, wandte Dag sich an Obio.
    Obio grunzte bestätigend. »Wir haben sie losgeschni t ten und eingewickelt und sie in eines der Zelte im Dorf gelegt. Ich ho f fe, es kommt jemand von den Knoche n sümpfe - Leuten , um sie zu identifizieren, bevor wir sie begraben müssen. In dieser Hitze wird das morgen der Fall sein. «
    Dag nickte und trottete weiter.
    Die in ihren Erdlöchern gefangenen, entstellten Tiere boten denselben abstoßenden Anblick wie am Vortag. Die fünf übe r lebenden Formwirker und die drei Streifenreiter, die so une r klärlich gefangen waren, wurden z u mindest körperlich versorgt. Sie lagen so behaglich da, wie es nur möglich war, auf ihrem Deckenlager im Schatten eines heißen Sommertags. Einige Streifenreiter bewegten sich zwischen ihnen und hoben sie a b wec h selnd an und flößten ihnen Flüssigkeiten ein. Dag wurde sich bewusst, dass diese Helfer ebenfalls ihr Essenzgespür a b geschirmt hielten und sich blind bewegen mus s ten.
    Auch abgesehen von der Gefahr dieser eigentümlich klebrigen Essenzfalle hegte Dag die irrationale Furcht, dass es ihm, wenn er seine Essenz öffnete, so ergehen mochte wie einem Mann mit einer schweren Bauchwu n de, der den Verband entfernte und dem dann sämtliche Eingeweide herausquollen. Er stellte fest, dass Feue r schopf inzwischen abgesattelt worden war. Saun und Dirla hatten Dags Ausrüstung und seine Decken an einer eb e nen, trockenen Stelle ausgebreitet. Dabei hatten sie den Platz erst noch frei räumen müssen und waren doch schon ebenso lange ohne Schlaf wie er! Verdammt nochmal, warum waren sie noch so munter ? Verflixte Kinder …
    Im selben Augenblick, wo sein Hintern die Decke berührte, wusste Dag, dass er nicht wieder aufstehen wü r de. Er saß da und starrte mit leerem Blick auf seine Schnü r riemen, während er in Gedanken wieder in der Nacht weilte, in der er sein letztes Übel erwischt und mit Fünkchen auf dem Federbett in dieser Bauernküche gel e gen hatte.
    Er starrte immer noch, als Saun niederkniete und einen Stiefel aufschnürte, während Dirla sich um den anderen kümmerte. Dass er sie gewähren ließ, zeigte sicherlich … was auch immer.
    »Kann ich dir etwas zu essen bringen? Oder zu tri n ken? «, fragte Dirla.
    Dag schüttelte den Kopf. Während des Ritts hatte er einige zähe Streifen getrockneten Wasserkürbis gekaut. Er war nicht hun g rig. Er war gar nichts mehr.
    Saun stellte die Stiefel beiseite und blinzelte zur Nachmittag s sonne empor, die über dem stillen, öden Sumpfland stand. »Was meinst du, wie lange es dauert, bis dieser Ort sich wieder e r holt?