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Bujold, Lois McMaster - Die magischen Messer 2

Bujold, Lois McMaster - Die magischen Messer 2

Titel: Bujold, Lois McMaster - Die magischen Messer 2 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Der magische Dolch
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Stute an einem nahe gelegenen Strom, bevor sie Holde abrieb und mit Hafer fütterte. Sie wusch sich, e r schlug Stechmücken, knabberte eine Scheibe Wasserkürbis, zerquetschte eine Zecke mit dem Messergriff und rollte sich in ihre Decke. Die Laute der kleinen, nächtlichen Tiere machten die darunterliegende Stille nur umso greifbarer.
    Ihr wurde bewusst, wie sehr sich diese einsame Fin s ternis von dem scheinbar ebenso einsamen Marsch durch das besiedelte Land südlich von Markt Lumpton unterschied. Die ausgedeh n ten Wälder hier beherbergten Wö l fe und Bären und Berglöwen. Fawn hatte Felle von allen drei Tieren in den Magazinen am Hickory-See gesehen. In der Zeit nach dem Übel mochten auch verstandeslose Erdleute umherstreifen, wie jener, den Dag so geschickt bei den Hufenfurts erschlagen hatte.
    An solche Gefahren hatte sie kaum einen Gedanken ve r schwendet, als sie während der Reise nach der Hochzeit in Wälde rn gelagert hatte, die nicht so viel anders gewesen waren als dieser hier. Aber damals hatte sie Dag bei sich gehabt. Sich jede Nacht in seinen Armen zu k u scheln war ihr vorgekommen wie ein Rückzug in ihre eigene, magische Festung. Seufzend berührte sie das Stahlmesser, das er ihr gegeben hatte und das sie nun am Gürtel trug.
     
    Doch im ersten grauen Morgenlicht stellte sie fest, dass weder sie noch Holde von Berglöwen gefressen worden waren. Erm u tigt wandte Fawn sich dem Weg zu und st ö berte Hoharies Spur wieder auf. Nach einstündigem Ritt musste sie innehalten, als die Fährte scheinbar den auf der Karte vorgegebenen Weg ve r ließ und auf einen nicht eingezeichneten Pfad einbog. Aber nachdem sie abgestiegen war und sich genauer umgeschaut ha t te, stellte sie fest, dass die Spuren wieder auf den Weg zurüc k kehrten und der bisherigen Route weiter folgten. Vermutlich war die Gruppe während der Nacht einfach nur zu einem L a gerplatz abgebogen.
    Ein Haufen frischer Pferdemist zeigte Fawn, dass sie weiterhin den richtigen Abstand hielt. Sie trieb Holde im düsteren B e wusstsein voran, dass sie wohl kaum fürc h ten musste, Hoharie vorzeitig einzuholen. Andererseits trug Holde kaum die Hälfte des Gewichts, mit dem die Rei t tiere der großen Streifenreiter beladen waren. Im Laufe der Zeit mochte das ein größerer Vo r teil sein, als irgen d jemand dachte.
    Später am Morgen wurden Hoharies Spuren plötzlich von d e nen einer viel größeren Reiterschar verwischt, die in die andere Richtung unterwegs gewesen war. Eine Patrouille, vermutete Fawn – Seenläufer aus Feuchtwalde oder ein Teil von Dags Trupp, der nach Hause unterwegs war? Die tiefen Hufspuren bogen auf einen anderen Pfad ab, und Fawn rollte mit einem Stirnrunzeln die Karte auseinander und musterte sie. Einige Meilen weiter im Süden war ein kleineres Lager der Seenläufer eing e zeichnet.
    Möglicherweise schlugen die Reiter einen Umweg ein, um di e sen Ort zu erreichen. Oder sie ritten einfach Stre i fe, wer wusste das schon?
    Der Weg, dem sie gefolgt waren, war kaum zu übersehen, machte aber zugleich die darüberliegenden Spuren von Hoharie im aufgewühlten Schlamm viel schwerer zu erkennen. Doch gegen Mittag erreichte Fawn eine der seltenen Holzbrücken über einen tief dahinfließenden, braunen Fluss und konnte sich davon überzeugen, dass sie noch auf dem eingezeichneten Weg war. Dann und wann kam sie an Stellen vorbei, wo frisch herabgefallene Äste notdürftig von der Straße geräumt worden waren, und sie fragte sich, ob auch das eine Aufgabe der Pa t rouillen war, wenn sie nicht gerade in höchster Eile u n terwegs waren.
    Am späten Nachmittag wurden Holdes Schritte kürzer und ste i fer, und Fawns Hintern fühlte sich taub an. Wie schafften Boten und ihre Pferde solche Entfernungen in derartiger Geschwi n digkeit? Fawn stieg ab und führte die Stute einige der steileren Anstiege empor. Sie fühlte Arger aufsteigen über diese Ve r schwendung wertvollen T a geslichts. Schließlich erinnerte sie sich an Dirla und schnitt sich unbarmherzig eine Gerte zurecht. Damit konnte sie Holde besser antreiben und kam sich dabei gleichermaßen vernünftig wie schuldig vor.
    An einem dicht bewachsenen Ort, wo der Straßenschlamm b e sonders aufgewühlt wirkte, machte sie Halt und schreckte dabei ein paar Truthahngeier sowie einige Krähen auf. Erstere grun z ten und zischten und wichen nur widerwillig zurück, Letztere stoben unter lautstarken Protesten davon.
    Fawn spähte über den Rand eines flachen Einschnitts hinweg, wo

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