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Bullenball

Bullenball

Titel: Bullenball Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Holtkötter
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rechtzeitig
das Parkhaus erreichen. Leicht genervt wandte sie sich an ihren Bruder, der mit
einigem Abstand hinter ihr herschlurfte.
    »Jetzt beeil dich doch endlich!«
    Die Antwort war ein unwilliges Murren.
    »Ich dachte, du wolltest mir helfen!«
    Jule war sauer auf ihn. Das Anne-Frank-Gymnasium hatte den Schülern
wegen der Amokdrohung freigestellt, zur Schule zu kommen, und Niklas hatte
versprochen, ihr bei den Einkäufen für die standesamtliche Hochzeit zu helfen.
Doch schon auf dem Hinweg hatte er wortlos mit Kopfhörern neben ihr im Auto
gesessen, und sobald sie die Karstadt-Filiale in der Fußgängerzone betreten
hatten, war er in der Computerabteilung abgetaucht, um irgendwelche Spiele
auszuprobieren.
    »Dann hättest du auch zur Schule gehen können«, sagte sie ärgerlich.
    »Um mich da abknallen zu lassen?«
    »So ein Quatsch. Die ist doch voller Polizisten. Wenn du mich
fragst, ist das …«
    Plötzlich stand Ben vor ihr. An einer Straßenecke am Hauptbahnhof
wären sie beinahe zusammengeprallt. Erschrocken sahen sie sich an, der Wind
zerrte an ihrer Kleidung. Jule fand als Erste die Worte wieder.
    »Mensch, Ben, das ist ja eine Überraschung! So trifft man sich. Was
machst du denn hier?«
    »Hey, Jule«, kam es etwas verlegen zurück. »Nichts Besonderes. Ich
lauf nur so rum. Und du?«
    »Einkäufe für die Hochzeit. Ich hab dich auf unserer Party vermisst.
Schade, du hättest viel Spaß gehabt. Es war eine tolle Party, echt, das sagen
alle.«
    »Ja, tut mir leid. Mir ist was dazwischengekommen.«
    »Aber du kommst doch zu unserer standesamtlichen Trauung? Die ist
nächsten Dienstag in Nottuln am Marktplatz. Da musst du einfach kommen. Jonas
würde sich total freuen.«
    »Ich werd’s versuchen.« Er lächelte schief. »Jetzt muss ich weiter.
Hab einen Termin.« Dann nickte er ihrem Bruder zu, der gelangweilt an einer
Straßenlaterne lehnte und auf Jule wartete. »Hey, Niklas.«
    Im nächsten Moment war er verschwunden. Jule sah ihm nachdenklich
hinterher. Ben war ja schon immer etwas verschlossen gewesen, aber so kurz
angebunden hatte sie ihn selten erlebt.
    Ein dicker Tropfen landete auf ihrer Stirn. Ein weiterer folgte.
Jeden Moment würde der Wolkenbruch losgehen.
    »Können wir dann endlich?«, moserte Niklas.
    »Ja, ja. Schon gut.«
    Im Parkhaus lud Jule die Einkäufe in den Kofferraum und setzte sich
hinters Steuer. Von ihrem Platz aus hatte sie einen Logenblick auf die kleine
Straße hinter dem Bahnhof, die von heruntergekommenen Kneipen, Nachtbars,
Dönerbuden und schmutzigen Pensionen geprägt war.
    Sie entdeckte Ben, der die Straße entlangschlenderte und scheinbar
zufällig vor dem Eingang einer Nachtbar stehen blieb. Er klopfte gegen die
Metalltür, woraufhin sie einen Spaltbreit geöffnet wurde. Ben sah sich noch
einmal auf der verwaisten Straße um, dann schlüpfte er hindurch. Die Tür
schloss sich wieder, und die Bar wirkte wie zuvor geschlossen und menschenleer.
    Was zum Teufel machst du da, Ben?
    Ein lauter Donnerschlag ertönte. Im nächsten Moment ging ein
Platzregen nieder. Eine Windböe riss einen Ast von einer Platane und peitschte
ihn gegen das Parkhaus.
    »Fahren wir irgendwann mal?«, maulte ihr Bruder.
    »Ja, natürlich.«
    Es war besser, wieder in Brook zu sein, bevor die Welt endgültig
unterging. Sie legte den Sicherheitsgurt an, startete den Motor und setzte
zurück. Was immer Ben dort machte, es ging sie ohnehin nichts an.
    Das Innere der Bar lag im Halbdunkel. Durch ein kleines Fenster fiel
ein wenig Tageslicht herein, der Rest wurde von schummrig roten Lampen
erleuchtet. Die Luft war abgestanden, es roch nach Bier und Zigaretten. So ganz
ohne Musik und Menschen herrschte in der Bar eine fremdartige Stimmung. Beinahe
hatte es etwas Unwirkliches. Ben fühlte sich, als wäre er in einer Höhle tief
unter der Erde.
    Aus dem Hinterzimmer kehrte der Mann zurück, in seinem Gesicht ein
abschätziger Ausdruck.
    »So. Hier ist er.«
    Er legte einen Umschlag vor Ben auf den Tresen. Stille. Der Mann
stand einfach da und taxierte ihn mit einem lauernden Blick.
    Ben wollte sich seine Unsicherheit nicht anmerken lassen. Er griff
nach dem Umschlag, zog den Reisepass hervor und schlug ihn auf. Sein Gesicht
war auf dem Foto gut zu erkennen, daneben der falsche Name, den er sich
ausgesucht hatte: Pepe Müller. Auf ihn wirkte die Fälschung überzeugend. Aber
er war kein Fachmann. Um seine Unkenntnis zu überspielen, hielt er den Pass
kritisch gegen das einfallende Licht.
    »Es ist

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