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Bullenhitze

Bullenhitze

Titel: Bullenhitze Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Matthias P. Gibert
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Ähnliches?«
    Brandau sah ihn empört an. »Nein, wie kommen Sie denn darauf? Ich kannte den Kerl doch gar nicht. Und wenn nicht gestern meine Frau gestorben wäre und er mit seinem Ordner unter dem Arm nicht meinen Namen gefaselt hätte, wäre er mir doch gar nicht über die Schwelle gekommen. Dann wäre er im Hausflur umgefallen.«
    »Ja, ist schon gut, Herr …?«
    »Brandau. Horst Brandau.«
    »Also, Herr Brandau, er war schon ziemlich angeschlagen, als er bei Ihnen an der Tür ankam?«
    »Das sag ich doch. Der sah aus wie sein eigener Großvater. Und richtig reden konnte er auch nicht, nur so komisches Zeug hat er gefaselt.«
    »Und den Bauch hat er sich gehalten?«
    »Ja, den Bauch.«
    »Nicht den linken Arm oder die Brust?«, fragte der Arzt und wies mit der Hand auf seinen Brustkorb.
    »Nein, den Bauch. Und geschwitzt hat er, stark sogar, aber das hab ich Ihnen ja schon gesagt.«
    »Ja, danke. Fürs Erste wäre es das, Herr Brandau. Wir verständigen jetzt die Kriminalpolizei, weil ich nicht ausschließen kann, dass Herrn Wohlrabes Todesursache nicht natürlich ist.«
    Wieder verfinsterte sich Brandaus Miene. »Was heißt denn das nun schon wieder? Wollen Sie sagen, dass ich da nachgeholfen hätte, dass er jetzt hier in meinem Flur liegt? Sie haben sie wohl nicht alle!«
    Der Arzt legte beschwichtigend die Hand auf Brandaus Arm. »Nein, wo denken Sie hin, das sage ich doch überhaupt nicht. Ich sage nur, dass die Todesursache für mich nicht zu klären ist, und deshalb verlangen die Regularien, dass ich die Kriminalpolizei verständigen muss, die dann festlegt, wie es mit ihm weitergeht. Damit will ich natürlich nicht sagen, dass Sie etwas mit seinem Tod zu tun haben.«
    »Das will ich aber auch gemeint haben«, erwiderte der Bauarbeiter gekränkt.
    Ein paar Minuten später erschienen die Mitarbeiter des Kriminaldauerdienstes, vernahmen den Notarzt, die Sanitäter sowie Brandau, sahen sich den Toten und die Spurenlage an und entschieden, die Staatsanwaltschaft wegen der Beantragung einer Obduktion zu verständigen.
     
     

8
    Hubert Altenburg setzte den kleinen Citation CJ3+-Jet sanft auf die Landebahn des Flughafens Paderborn-Lippstadt, rollte nach dem Abbremsen langsam aufs Vorfeld und bezog die ihm vom Tower zugewiesene Parkposition. Danach schaltete er die beiden Turbinen ab, löste den Sicherheitsgurt, und atmete zufrieden durch. Noch immer bereitete dem 62-jährigen Mann die Fliegerei mit seinem eigenen Jet viel Freude. Seine Frau Mona, die während des Fluges neben ihm im Cockpit gesessen hatte, schnallte sich ebenfalls ab und lächelte ihn an.
    »Alles in Ordnung?«, fragte sie ihren Mann.
    »Mehr als das. Aber das weißt du doch.«
    »Und du willst wirklich nicht, dass ich mitkomme?«
    »Nein, wirklich nicht. Es ist eine stinklangweilige Veranstaltung, und du kannst dir in der Zeit ein paar hübsche Dinge kaufen.«
    Sie zog amüsiert die Augenbrauen hoch. »So, so, ein paar hübsche Dinge kaufen. Aber du weißt schon, wo wir hier sind, oder?«
    Er warf einen Blick aus dem Cockpitfenster. Draußen fiel Regen, durchsetzt mit ein wenig Schnee.
    »Aber natürlich. Also lass uns aussteigen und uns beeilen, damit wir diesen ungastlichen Ort so schnell wie möglich wieder verlassen können.«
     
    20 Minuten später klopfte Altenburg an die Tür von Zimmer 113 des Airporthotels. In der Hand hielt er einen braunen Diplomatenkoffer und eine Ausgabe der Süddeutschen Zeitung.
    »Ja bitte«, ertönte es gedämpft.
    Er sah kurz nach links und nach rechts, doch außer ihm war niemand auf dem Flur unterwegs, drückte die Klinke herunter und schob die Tür nach innen. Dort saßen zwei Männer an einem kleinen Tisch und studierten einen Bauplan. Die beiden erhoben sich und begrüßten ihn.
    »Guten Flug gehabt, Herr Altenburg, trotz des miesen Wetters?«, fragte der Ältere, ein groß gewachsener Endfünfziger mit grauen Schläfen und einem markanten Gesicht.
    Altenburg nickte. »Beim Start in Palma hatten wir 19 Grad, und über den Wolken herrscht ohnehin immer gutes Wetter. Hier allerdings …«, er deutete auf die trostlose Szenerie vor dem  Fenster, »… möchte man am liebsten gleich umdrehen und wieder starten.«
    »Das können Sie, sobald wir hier fertig sind. Ich bin sicher, wir finden heute einen Weg, uns zu einigen.« Damit rückte er einen weiteren Stuhl an den Tisch und bot seinem Gast den Platz an.
    »Danke«, meinte Altenburg höflich, sah dem zweiten im Raum anwesenden Mann fest in die Augen,

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