Bullenhitze
alles in trockenen Tüchern ist und wir beginnen können«, fuhr sein Sohn fort. »Die Vermessungsarbeiten sind abgeschlossen, die Anträge fertig. Wenn die Politik zugestimmt hat, geht es los.«
»Es ist natürlich schön zu hören, dass dieser Bittner sich auf unsere Seite geschlagen hat«, sprach Altenburg mit seiner dunklen, sonoren Stimme weiter, »doch auch das löst nicht den gordischen Knoten, der zwischen uns steht, meine Herren. Deshalb bin ich sehr gespannt, was Sie mir weiterhin präsentieren wollen.«
Werner Kronberger zündete sich zu Altenburgs großem Missvergnügen seine Zigarre an, obwohl drei große Piktogramme an den Wänden den Raum eindeutig als Nichtraucherzimmer auswiesen. Der Bauunternehmer paffte genüsslich, stieß dichten, blauen Qualm aus, und steckte das Feuerzeug zurück in seine Tasche. Aus der anderen Jackentasche zog er einen kleinen Klappaschenbecher.
»Halten Sie sich fest und hören Sie zu, was mein Sohn ausbaldowert hat, damit wir diesen gotischen Knoten ein für alle Mal in Schutt und Asche legen können«, erklärte der alte Kronberger selbstsicher.
*
Knappe zwei Stunden später checkte Hubert Altenburg seinen kleinen Jet für den Start. Seine Frau saß wieder neben ihm im Cockpit und unterstützte ihn, so gut ihr das möglich war. Kurze Zeit später rollten sie über das Vorfeld zur Startbahn und hoben exakt um 13.33 Uhr mit Ziel Palma de Mallorca ab.
»Ist dein Termin nicht so verlaufen, wie du es dir vorgestellt hast?«, fragte Mona Altenburg vorsichtig, nachdem das Flugzeug seine Reiseflughöhe erreicht und Altenburg den Autopiloten eingeschaltet hatte. Er löste seinen Sicherheitsgurt, beugte sich nach rechts, küsste ihr Haar und schmunzelte dabei.
»Nein, so hatte ich ihn mir ganz sicher nicht vorgestellt.«
9
»Ich kann jetzt nicht nach Hause fahren«, erklärte der Hauptkommissar seinem Freund, während sie im Ausgang des italienischen Restaurants standen und die Kragen ihrer Jacken hochschlugen.
»Willst du mit zu mir kommen? Meine Frauen sind heute Morgen zu meiner Schwiegermutter gefahren und kommen frühestens am Abend zurück.«
Lenz überlegte ein paar Sekunden.
»Nein, vielen Dank. Das ist lieb gemeint, aber ich fahre ins Büro und mache ein bisschen Schreibkram, das lenkt mich am besten ab.«
»Wie du willst«, gab Wagner zurück und umarmte Lenz, »aber auf Büro habe ich heute wirklich keinen Bock. Wenn du es dir anders überlegen solltest, ruf einfach an, ich freu mich auf dich.«
»Und wenn du etwas Neues erfährst, meldest du dich bei mir, egal, was es ist.«
»Versprochen. Mach’s gut.« Damit schob der Pressesprecher seinen Freund zur Seite, rannte zu seinem Wagen und sprang auf den Fahrersitz. Lenz hatte bei seiner Ankunft einen Parkplatz direkt vor der Tür ergattert und musste nur ein paar Schritte durch den Regen laufen, bevor er in seinem Auto Platz nehmen konnte.
»Was willst du denn hier?«, wurde er von Horst ›Lemmi‹ Lehmann in Empfang genommen, einem Hauptkommissar von K 31, des Kriminaldauerdienstes.
Lenz hatte mit dieser Frage gerechnet und sich während der Fahrt zum Präsidium eine plausible Antwort überlegt.
»Auf meinem Schreibtisch liegen so viele Akten, die bearbeitet werden wollen«, erklärte er dem Kollegen, »dass ich besser mal einen heiligen Sonntag opfere, als vollends den Überblick zu verlieren.«
Lehmann sah ihn mitleidig an. »Wenn du sonst keine Hobbys hast …«
»Na ja«, legte Lenz nach, »das Wetter lädt ganz sicher auch nicht dazu ein, irgendwas zu unternehmen, oder?«
Lehmann warf einen Blick aus dem Fenster und nickte zustimmend.
»Auch wieder wahr.« Dann hob er den Arm und wollte sich schon von Lenz verabschieden, als ihm offenbar etwas einfiel. »Willst du vielleicht vorher kurz zu den Kollegen in die Maybachstraße fahren? Dort gibt es einen Toten, den du dir ansehen könntest. Und das Drumherum natürlich.«
Lenz dachte kurz nach und entschied, dass jeder Fall eine bessere Ablenkung für ihn wäre, als Akten zu bearbeiten. »Mach ich. Was ist denn passiert?«
»Kennst du Günther Wohlrabe, den Bestatter?«
»Klar, wer kennt den nicht.«
»Er ist der Tote.«
Lenz sah den Kollegen erstaunt an. »Das ist ja ein Ding. Wenn du mich dabeihaben willst, tippe ich auf Fremdverschulden.«
»Kann sein, muss nicht. Auf jeden Fall sagen die Kollegen, dass einiges an der Sache mysteriös ist, aber das besprichst du lieber direkt mit ihnen. Sie sind noch vor
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