Bullenhitze
und hob die Hand. »Wir hatten, wenn ich mich recht erinnere, noch nicht das Vergnügen miteinander, Herr …?«
»Das ist mein Sohn Roland, Herr Altenburg«, dröhnte der Ältere. »Er wird eines Tages in meine Fußstapfen treten und damit das größte Bauunternehmen in Nordhessen übernehmen. Deswegen habe ich ihn dazugeholt, damit er lernen kann, wie echte, lukrative Geschäfte gemacht werden. Geschäfte unter Männern.«
Altenburg ließ den jungen Mann nicht aus den Augen und drückte ihm dabei fest die Hand.
»Roland Kronberger«, stellte der sich mit weicher, fast zarter Stimme vor. Seine Finger lagen wie ein toter Fisch in Altenburgs Hand.
»Angenehm«, erklärte der Mann von den Balearen, zog den Stuhl zurecht und setzte sich.
Die beiden anderen nahmen ebenfalls Platz.
»Lassen Sie mich zunächst fragen, woher Ihre Zuversicht rührt, dass wir uns heute einigen werden, Herr Kronberger?«, begann Altenburg. »Bis jetzt liegen unsere Positionen weiter auseinander als unsere Wohnorte.«
»Ich weiß, ich weiß. Aber nach reiflichem Überlegen habe ich mich dazu entschlossen, Ihnen noch ein gutes Stück entgegenzukommen und bin mir sicher, dass Sie meinen Vorschlag nicht ablehnen werden. Sie wollen das Krematorium, ich will es bauen, also sollten wir unsere Interessen bündeln, was meinen Sie?«
»Das versuche ich Ihnen seit mehreren Monaten klarzumachen«, erwiderte Altenburg lächelnd, »bisher allerdings ohne den gewünschten Erfolg. Deshalb bin ich sehr gespannt, was Sie mir nun anzubieten haben. Und, ob es Neuigkeiten in Bezug auf die Genehmigung gibt, was mich, offen gestanden, noch viel mehr interessieren würde.«
Kronberger lehnte sich genüsslich zurück. »Alles zu seiner Zeit, Herr Altenburg. Zuerst möchte ich Ihnen sagen, dass der Vorschlag, den ich Ihnen gleich unterbreiten werde, auf dem Mist meines Sohnes gewachsen ist, deshalb habe ich ihn mitgebracht. Und natürlich, weil ich große Stücke auf ihn halte.«
»Das freut mich zu hören.«
»Oder, obwohl«, fuhr Kronberger fort und zog dabei eine Zigarre aus der Sakkotasche. »Vielleicht sollten wir mit den guten Nachrichten beginnen. Erzähl’s ihm, Roland«, forderte er seinen Sohn auf, während er mit den Zähnen die Spitze der Zigarre abbiss.
»Wir haben den größten Kritiker des Projekts auf unsere Seite ziehen können«, begann Roland Kronberger stolz.
Altenburg sah ihn erstaunt an. »Sie haben diesen Bittner umgedreht? Einfach so?«
»Ganz so einfach war es natürlich nicht«, mischte sich Werner Kronberger ein. »Hat uns eine schöne Stange Geld gekostet, diesen Miesepeter zu kaufen, aber es hat sich gelohnt. Es hat sich wirklich gelohnt. Weiter, Roland.«
»Bittner«, setzte der Jüngere wieder an, »ist, wie Sie wissen, der Meinungsführer gegen das Projekt Krematorium in Hofgeismar gewesen. Dadurch, dass wir ihn umstimmen konnten, haben wir die Gegner empfindlich geschwächt und rechnen damit, dass die Genehmigung innerhalb der nächsten Wochen erteilt wird und die Bagger anrücken können.«
»Das bedeutet, dass dieser Bittner seine Parteifreunde überreden wird, die Hand zu heben?«
Der junge Kronberger hob warnend die Hand. »Dafür gibt es leider keine Sicherheit. Wie gesagt, Bittner ist der Meinungsführer, doch in der Stadt gibt es viel Unmut. Die Leute haben nun einmal Angst vor dem Gestank und davor, dass der Wert ihrer Häuser wegen des Krematoriums in den Keller geht.«
»Ich will nicht noch einmal davon anfangen«, erklärte Altenburg ruhig, »dass das alles purer Quatsch ist. Das habe ich den Leuten in Hofgeismar schon des Öfteren gesagt. Es gibt weder irgendeine Form von Geruch oder sonstiger Belästigung durch das Krematorium, noch werden die Immobilienpreise sinken. Ganz im Gegenteil, ich bin mir sicher, dass viele Menschen einen Vorteil daraus ziehen werden, dass wir an dieser Stelle das größte Krematorium Deutschlands bauen wollen. Das Fernsehen wird darüber berichten, die Zeitungen und die Radiostationen. Hofgeismar wird über Monate in den Medien vertreten sein. Allein das ist schon Millionen für die Stadt wert, egal, wie man über das Projekt denkt.«
»Das wissen wir doch bereits, Herr Altenburg«, bestätigte Werner Kronberger. »Und wir tun alles, um vorwärts zu kommen, aber die Bretter, die wir bohren müssen, sind nun mal ziemlich dick.« Er deutete mit den Händen einen Abstand von etwa 30 Zentimetern an. »Ziemlich dick.«
»Nichtsdestotrotz glauben wir, dass spätestens im Frühjahr
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