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Bullenhitze

Bullenhitze

Titel: Bullenhitze Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Matthias P. Gibert
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einem Lächeln und griff nach ihrer Hand.
    »Hallo, Anne.«
    »Hallo, Mister Smith.«
    Sie erwiderte fest seinen Händedruck.
    »Wie einer, der sein Geld bei VW am Band verdient, fasst sich deine weichgespülte Hand aber ganz und gar nicht an, Mister Smith.«
    Lenz musste erneut lächeln. »Wer sagt denn, dass ich mein Geld bei VW am Band verdiene?«
    »Na ja«, erwiderte sie ebenfalls grinsend, »ich dachte nur so, wegen der vorhin erwähnten Nachtschicht.«
    »Ich hab doch gesagt, dass ich das früher machen musste. Heute nicht mehr.«
    »Das kann ich mir vorstellen. Ab einem gewissen Alter fällt man auch bei uns aus der Nachtschicht raus.«
    Der Kommissar bedachte sie mit einem mitleiderregenden Blick. »Ja, da hast du recht. So ein alter Sack wie ich sollte sich keine Nächte mehr an der Arbeit um die Ohren hauen.«
    »Die Nächte werden allerdings bei Besuchen im Krankenhaus auch nicht länger«, belehrte sie ihn.
    »Stimmt«, gab er gähnend zurück und beendete das noch immer anhaltende Händeschütteln. »Kann ich Sie was fragen?«
    »Dich. Kann ich dich was fragen.«
    »Ja, sorry. Kann ich dich was fragen?«
    »Jederzeit, es darf nur nichts Privates sein.«
    »Oh, dann eben nicht«, gab er enttäuscht zurück.
    »War ein Scherz. Was willst du wissen?«
    Lenz druckste herum.
    »Du willst wissen, was ich letzte Nacht mit meinem ›durch und durch unsoliden Lebenswandel‹ gemeint hab, stimmt’s?«
    Er hob den Kopf und sah sie erstaunt an. »Kannst du hellsehen?«
    »Nein«, erwiderte sie fröhlich. »Aber das war doch klar. Ihr Kerle seid alle gleich durchschaubar, ob ihr nun 18 oder 88 seid.«
    »Danke.«
    »Ist nicht böse gemeint.«
    »Aber wie ein Kompliment hört es sich auch nicht gerade an.«
    »Nun gib …«
    Sie brach ihre Erklärung ab, sprang mit einem sehenswerten Satz von ihrem Hocker hoch und hielt sich den rechten Zeigefinger vor den Mund.
    »Meine Kollegin steht gleich hier auf dem Flur«, flüsterte sie. »Komm morgen wieder; wenn du es dann immer noch wissen willst, reden wir drüber.«
    Damit schob sie ihn vor sich her in Richtung Ausgang.
    »Ich lass Maria ein bisschen von deiner Zuneigung mit durch den Tropf laufen, vielleicht merkt sie was davon«, schickte sie ihm zum Abschied hinterher. »Und jetzt ab nach Hause und ins Bett, Mister Smith.«
    Als Lenz in seinen neuen Wagen stieg, zeigte die kleine Digitaluhr in der Mittelkonsole 2.15.
    Scheiße, dachte er, wenn das so weiter geht, lasse ich mich in den Ruhestand versetzen.
    Er war todmüde, aber doch auch sehr, sehr glücklich. Die Hoffnung, die Anne Wolters-Richling ausstrahlte, hatte auf ihn abgefärbt, und obwohl sich an Marias Zustand objektiv nichts verändert hatte, legte er sich mit einem viel besseren Gefühl ins Bett als in der Nacht zuvor.
    ›Sie schafft das‹, hallten die optimistischen Worte der jungen Krankenschwester in seinen Ohren wider. Sie schafft es, weil sie stark ist. Ganz bestimmt.
    Sonst will ich doch Mister Smith heißen, wenn das nicht klappt, wäre ihm vielleicht dazu eingefallen, doch da war er längst eingeschlafen.
     
     

24
    »Morgen Paul«, begrüßte Uwe Wagner seinen Freund. »Du siehst aus, als wäre ein starker Kaffee die einzige Möglichkeit, dir halbwegs in den Tag zu verhelfen.«
    »Gute Idee«, erwiderte Lenz gähnend und griff nach der gut gefüllten Tasse, die Wagner ihm hinhielt.
    »Na, wieder einen Krankenbesuch gemacht?«
    »Mhh. Um drei lag ich im Bett, um halb sieben hat der Wecker geklingelt.«
    »Wie geht’s ihr?«
    »Wie gehabt. Aber irgendwie hat die kleine Wolters es verstanden, die Hoffnung in mir zu wecken. Wir sind übrigens seit gestern per Du, was allerdings nichts daran ändert, dass ich saumüde bin.«
    »Warum meldest du dich nicht einfach ein paar Tage krank? Das hältst du doch nie durch!«
    Lenz gab ihm einen Abriss der letzten 24 Stunden.
    »Das ist ja ein Ding! Da kann ich verstehen, dass es dir so wichtig ist, ins Büro zu kommen. Womöglich gibt es wirklich einen Zusammenhang zwischen den beiden Morden.«
    »Worauf du Gift nehmen kannst.« Er nahm einen Schluck Kaffee. »Ersatzweise kannst du auch diese Brühe hier verwenden, wahrscheinlich wirkt sie genauso zuverlässig.«
    »Nun hör aber …«, wollte der Pressesprecher entgegnen, wurde jedoch von Thilo Hain gestört, der formatfüllend im Türrahmen auftauchte.
    »War klar, dass ich euch hier beim trauten Tête-à-Tête finden würde. Moin übrigens.«
    »Was willst du?«, fragte Lenz müde.
    »Dich abholen.

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