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Bullenhitze

Bullenhitze

Titel: Bullenhitze Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Matthias P. Gibert
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Das Thema ist endgültig durch.«
    Lenz überlegte einen Moment. »Ich war zweimal verheiratet, und es hat beide Male nicht funktioniert.«
    Er machte mit dem Kopf eine Bewegung in Richtung der Tür, hinter der Maria im Bett lag.
    »Jetzt allerdings wäre ich absolut sicher, dass sie die Richtige ist. Und ich würde sie lieber heute als morgen heiraten.«
    »Warst du bei den beiden anderen nicht auch sicher?«
    »Nein. Ich war viel jünger und doof dazu. Das ist eine üble Kombination für die Ehe.«
    »Stimmt«, bestätigte sie. »Ich wollte am Vorabend der Trauung alles platzen lassen, weil ich das große Fracksausen gekriegt hab. Meine beste Freundin und meine Mutter haben mich im Duett davon überzeugt, dass ich nicht allein mit diesen Zweifeln sei, und dass ich um Gottes willen nicht die voll geplante und vorbereitete Party schmeißen soll. Irgendwann hab ich nachgegeben und mich in mein Schicksal ergeben. Das war der Anfang der Scheiße, die ich jetzt gerade erlebe.«
    »Klingt nach ziemlich viel Unglück.«
    »Klingt nicht nur so. Da kommt nämlich vieles zusammen. Schuld, Verantwortung, Zusammengehörigkeit, die Familien und was weiß ich noch alles. Und irgendwo dazwischen stehe ich und muss das alles unter einen Hut bringen. Manchmal habe ich das Gefühl, dass ich dabei zu kurz komme, aber ich habe es mir ja selbst eingebrockt.«
    Sie sah ihn mit gerunzelter Stirn an.
    »Wie hast du deine Maria denn kennengelernt?«
    »Beim Bäcker. Aber alles andere ist mit deiner Geschichte vergleichbar.«
    »Wenn sie wieder richtig gesund ist, klemm sie dir unter den Arm und fahr mit ihr in die Südsee. Oder nach Australien, Hauptsache, weit genug weg von Kassel. Für Kinder ist es vielleicht schon zu spät, keine Ahnung, aber es ist noch nicht zu spät für euch. Füreinander da zu sein.«
    Lenz war erstaunt, wie abgeklärt und klug sie über die Dinge des Lebens zu reden imstande war.
    »Wenn’s doch so einfach ginge, Anne. Aber ich verspreche dir, dass ich noch mehr Arbeit investieren werde, um meine Maria davon zu überzeugen, es so zu machen. Und bis dahin könntest du wenigstens deine Sachen so weit in Ordnung bringen, dass es für dich ein klein wenig leichter ist, das Leben, das du lebst, zu genießen.«
    Nun lachte sie wieder laut auf. »Das passt ja. Not und Elend geben sich gegenseitig gute Tipps, wie sie ihr Leben schöner gestalten könnten. Na prima.«
    Lenz stimmte in ihr Lachen ein. »Auch wieder richtig.«
    Sie stand auf, hielt ihm die Hand hin und zog ihn hoch.
    »Hau jetzt ab. Ich krieg gleich noch einen kurzen Besuch, und dieses unglaubliche Glück willst du dir doch nicht antun, oder?«
    »Nein«, entgegnete er, gähnte erneut und erwiderte ihren Händedruck.
    »Viel Spaß.«
    Damit drehte er sich um und schlenderte in Richtung Ausgang.
    »Warum bist du heute Nacht eigentlich allein gewesen?«, fragte er noch, bevor er die Tür erreicht hatte.
    »Meine Kollegin hat sich ganz überraschend krank gemeldet. Sie ist ein wenig älter und versucht schon eine Weile wegen ihres krummen Rückens in Rente gehen zu können. Wahrscheinlich hat ihr irgendjemand gesteckt, dass es dafür gut wäre, so viele Krankentage wie möglich zu haben. Eigentlich ist es nicht so ganz üblich, auf Intensiv allein Dienst zu schieben, aber es hat sich auf die Schnelle niemand gefunden. Im Moment ist nicht viel los hier.«
    Er nickte, warf ihr noch einen kurzen Blick zu und schlüpfte dann durch die Tür.
    »Schlaf gut«, rief sie ihm noch gedämpft nach.
     
    *
     
    Lenz hatte keine Lust, sich ins Bett zu legen. Er fuhr durch die schlafende Stadt zum Bahnhof Wilhelmshöhe, wo er sich am Automaten einen doppelten Espresso zog und mit dem Pappbecher in der Hand unter das imposante Dach des Vorplatzes, das dem Bahnhof seinen Spitznamen verlieh, trat. Direkt vor ihm standen mehrere Taxifahrer zusammen und diskutierten. Der Polizist fing Wortfetzen wie ›Unfall‹ und ›Kollege‹ auf. Er trat etwas näher an die Gruppe heran, kramte ein altes Din-A4-Blatt aus der Jackentasche und tat so, als würde er etwas lesen.
    »Ja, was sag ich euch, es ist die Vera. Dieser Irre hat sie voll von vorne erwischt«, informierte einer der Männer mit einer Baskenmütze auf dem Kopf die anderen.
    »Ausgerechnet die Vera«, kommentierte ein zweiter, der durch seine markante Nase auffiel. »Die einzige Nachtfahrerin, die wir noch haben, und ausgerechnet die muss es erwischen. Stimmt es, dass der Typ sich umbringen wollte?«
    Die Baskenmütze

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