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Bullenhitze

Bullenhitze

Titel: Bullenhitze Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Matthias P. Gibert
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gesund. Ich hätte keine Ahnung, wie ich ohne dich zurechtkommen sollte.«
    Ihr linkes Augenlid zuckte. Lenz sah es kaum im diffusen Licht, doch er war sicher, dass es dort eine Bewegung gegeben hatte. Er griff erneut nach ihrer Hand und streichelte sie zärtlich, doch sie bewegte sich nicht.
    »Bis morgen, meine Liebe.«
     
    »Ihr Augenlid hat eben gezuckt«, berichtete er mit leichter Aufregung in der Stimme der jungen Krankenschwester, die mit hängenden Beinen auf einem auf dem Flur stehenden Bett saß und ihn anstrahlte, als er das Zimmer verließ.
    »Darauf kannst du dir leider nichts einbilden, das ist nicht bewusst von ihr gesteuert. Aber wenn sie die Augen aufschlagen sollte, musst du mich rufen. Es könnte ja sein, dass du mich angelogen hast und sie einen Riesenschrecken kriegt, wer sich da an ihrem Bett rumtreibt.«
    Wieder huschte ein ansteckendes Lachen über ihr Gesicht.
    »Nein, war ein Scherz. Sie würde sich bestimmt tierisch freuen, wenn sie als Erstes dich zu Gesicht kriegen würde. Ihrem Mann würde ich es auch gar nicht gönnen.«
    »War er hier?«
    Sie winkte ab. »Ja, heute Abend, als ich angefangen hab. Hast du seine Schmonzette im Fernsehen gesehen?«
    Lenz nickte. »Gruselig, oder?«
    »Absolut. Und stell dir vor, du siehst das zu Hause im Fernsehen, und dann steht der Typ leibhaftig vor dir, wenn du nichts ahnend an der Arbeit erscheinst. Am liebsten hätte ich ihn sofort rausgeworfen, aber anscheinend kennt er auch hier im Krankenhaus wichtige Leute. Bei der Übergabe haben mir die Kolleginnen erzählt, dass er die Freigabe hätte, bis 22 Uhr an ihrem Bett zu sitzen.«
    »Und, hat er so lange an ihrem Bett gesessen?«
    »Nein. Kurz nach der Übergabe hat sein Telefon geklingelt, was mich auch schon ziemlich gallig gemacht hat, weil er sowieso die ganze Zeit telefoniert hat, und gleich darauf ist er abgehauen. Aber nicht, ohne mir vorher einen Zehner zuzustecken, für meine gute Arbeit hier und so. Ich hätte ihm am liebsten auf die Schuhe gekotzt, aber der Gedanke, dass du hier noch auftauchen würdest, hat mir die Sache ein wenig erträglicher gemacht.«
    »Wie lange war er hier?«
    »Keine halbe Stunde. Und währenddessen hat er noch die ganze Zeit telefoniert, wie gesagt. Man hört hier so ziemlich alles, weil es extrem ruhig ist.«
    »Du hast ihn echt gefressen, oder?«
    »Worauf du wetten kannst.«
    Lenz setzte sich neben sie auf das weiß bezogene Bett und gähnte. »Du wolltest mir noch was erzählen.«
    »Ich weiß.«
    »Und?«
    »Ist ’ne komische Geschichte. Interessierst du dich für komische Geschichten?«
    »Immer.«
    »Ich bin verheiratet, seit letztem Jahr. Mit allem Drum und Dran, das man sich nur vorstellen kann. Er ist echt lieb, und ich kenne ihn auch schon ziemlich lange. Im Juni haben wir geheiratet, und im August hat hier ein neuer Arzt angefangen. Als Assi, also nichts Besonderes eigentlich, nicht der Halbgott in Weiß oder so. Aber er kam rein und ich bin fast tot umgefallen. Peng hat’s gemacht, und ich war unrettbar in ihn verknallt. Und eines Nachts ist er hier aufgetaucht und hat mir von seiner Frau erzählt und den beiden Kindern, die sie haben, und dass er sich unsterblich in mich verschossen hat.«
    Sie schüttelte den Kopf.
    »Wie es halt so kommt. Den Rest muss ich dir wohl nicht ausschmücken, da kennst du dich selbst ganz gut aus, wie ich vermute.«
    »Ja, vielen Dank. Und wie geht es jetzt weiter mit euch?«
    »Na, wie wohl? Ich bin verheiratet, er ist verheiratet. Wir sehen uns ein- oder zweimal die Woche, das war’s. Wir lieben uns, glaub’ mir, aber die Bedingungen sprechen eindeutig dagegen. Scheiße, oder?«
    »Ziemlich«, bestätigte Lenz mit trauriger Miene. »Und wie geht es dir zu Hause damit?«
    »Dunkelgrau bis tiefschwarz. Elmar, das ist mein Mann, ist völlig ahnungslos. Ich hab ihn zwar früher schon des Öfteren beschissen, aber mir auch gleichzeitig geschworen, dass es mit der Heirat damit vorbei sein muss. Er ahnt nichts, ist der gute, treu sorgende Ehemann und macht es mir damit nur jeden Tag schwerer.«
    »Würdest du ihn verlassen?«
    Die junge Frau sah dem Polizisten lange ins Gesicht, bevor sie antwortete.
    »Lieber heute als morgen. Ich würde es ihm sagen und ihn verlassen, aber es müsste sich für mich lohnen, und das tut es im Moment nicht, weil dem eine Frau und zwei Kinder im Weg stehen.«
    Wieder mache sie eine längere Pause, bevor sie weiter sprach.
    »Aber heiraten, das kannst du mir glauben, würde ich nie mehr.

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