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Bullenpeitsche: Kriminalroman (Droemer) (German Edition)

Bullenpeitsche: Kriminalroman (Droemer) (German Edition)

Titel: Bullenpeitsche: Kriminalroman (Droemer) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simone Buchholz
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ich, da kommen der Brückner und der Schulle durch die Tür.
    »Na ja«, sagt der Calabretta und zeigt auf seine rechte Seite. Riesenpflaster von der Schläfe bis zum Nacken, würde glatt auch als Verband durchgehen. »Mein Ohr hat was abgekriegt. Unterwasserwelt, Leute.«
    Der Schulle hat das Gesicht voller Pflaster, der Brückner nicht so, dafür hat er aber eine Augenklappe, und seine rechte Hand ist voll verpflastert.
    »Was ist mit Ihrem Auge?«, frage ich.
    Er winkt ab und sagt: »Halb so schlimm.«
    »Und was ist mit eurem Kollegen?«, fragt Klatsche. »Sollen wir auf den noch warten?«
    Ja. Der Inceman. Wo ist der eigentlich?
    Der Calabretta presst die Lippen zusammen und schüttelt den Kopf.
    »Ist noch nicht ansprechbar.«
    »Warum?«, frage ich. Mir wird ein bisschen schwindelig.
    Der Calabretta sieht mich an, und aus seinen Augen schleicht mir die Angst entgegen.
    »Sagen sie uns nicht.«
    »Morgen Nachmittag dürfen wir wahrscheinlich zu ihm«, sagt der Brückner.
    Die dunkle Wolke über meinem Kopf sinkt auf unsere Häupter nieder, lullt uns alle ein und macht uns sprachlos. Ein weiches, aber kaltes Schweigen.
    »Na, kommt«, sagt Klatsche, »ich fahr’ die kaputten Helden mal nach Hause.«

    * * *

    Zuhause sitze ich auf der Fensterbank und schaue auf die Straße, Klatsche macht in der Küche Kaffee. Der Typ mit der hässlichen Sonnenbrille ist nirgends zu sehen.
    Als Klatsche mit zwei großen Gläsern voll dampfender, hellbrauner Flüssigkeit ins Wohnzimmer kommt, sagt er:
    »Du wirst jetzt aber nicht depressiv, oder?«
    Ich bin depressiv, seit ich denken kann.
    »Mach dir keine Sorgen«, sage ich und lächle ihn an.
    »Dann ist ja gut, Baby. Gehst du gleich noch arbeiten?«
    Ich nicke und sage: »Nenn mich nicht Baby.«
    »Natürlich nicht. Entschuldige. Mann, bin ich froh, dass dir nicht wirklich was passiert ist.«
    Er streicht mir über die Wange.
    »Trink mal’n Schluck. Wir müssen gleich los.«
    »Wohin denn?«
    Ich hab so was von keine Lust auf irgendwohin los.
    »Unsere Freunde besteigen heute ein Schiff nach Übersee. Erinnerst du dich?«
    Ach, du Scheiße. Das hatte ich vergessen.
    »Das hatte ich vergessen«, sage ich.
    »Macht doch nichts«, sagt er, »kenn’ ich ja nicht anders von dir.«
    »Blödmann«, sage ich.
    Er grinst, er küsst mich auf die Stirn und auf den Hals, auf die Schläfen und auf die Wange, auf die Hände und auf die Schultern, und dann nimmt er mich auf den Arm und trägt mich auf die Couch. Und als er mit mir fertig ist, sind meine Wunden schon ein bisschen verheilt.

    * * *

    Da stehen sie an der Reling, vor einem Mosaik aus bunten Containern, und winken mit Taschentüchern. Carla schmeißt Küsschen und hüpft auf und ab, Rocco strahlt, als wäre er der Reeder dieses Schiffs, oder zumindest der Kapitän. Die Kräne, die bis vorhin noch all die Container an Deck gehievt haben, stehen still, quietschen nur ganz leicht im Wind. Außer Klatsche und mir steht niemand am Athabaskakai, um von irgendwem Abschied zu nehmen. In Richtung Waltershof kreuzen ein paar Gabelstapler über den Asphalt.
    Carla formt die Hände zu einem Lautsprecher, legt sie an den Mund und ruft mir was zu, aber ich kann sie nicht mehr hören. Das Schiff ist schon zu weit weg.

    * * *

    Ich wollte nicht lauschen. Ich wollte Schubert nur im Auge behalten und bin deshalb ein paar Mal vor seiner Tür auf und ab geschlichen. Dann bin ich wieder zurück in mein Büro und habe das Fenster weit aufgemacht, wegen meiner ewigen Raucherei. Da hab ich gehört, wie er mit jemandem telefoniert. Unsere Büros liegen ja genau nebeneinander. Und er stand wohl auch am Fenster.
    Ich hab mich ganz dicht an die Wand geklebt und das Atmen vorübergehend eingestellt, und dann hab ich Folgendes gehört:
    »Trauwald, ich versichere dir, ich halte meine Hand über dich und deine Geschäfte, das weißt du. Aber mit ihm will ich nichts zu tun haben.«
    »Er soll meine Leute in Ruhe lassen, sag ihm das.«
    »Ist mir egal, was er glaubt. Das gestern Abend, das ging eindeutig zu weit.«
    »Sag mal, begreifst du das nicht? Es geht um Mord. Vor einer Woche, bei eurem blöden Treffen, wurden zwei Polizisten erschossen … was?«
    »Erzähl mir keinen Scheiß, IHR habt euch da getroffen. Und was das gestern Abend angeht, keine Ahnung, was das sollte und wen er damit einschüchtern wollte, aber meine Leute sind VERLETZT worden. Die hätten auch TOT sein können. Das geht so nicht. Sag ihm das.«
    »Was? Das kannst du ihm nicht

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