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Bullet Boys

Bullet Boys

Titel: Bullet Boys Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ally Kennen
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seine Nummer?«
    Alex konnte nur nicken.
    »Wir verschieben das Manöver auf den frühen Abend. Aber bis dahin bist du längst fertig, nicht wahr?«
    Alex nickte wieder.
    »Wenn du Fallen aufstellst oder Gift auslegst, dann markierst du das auf der Karte?«
    »Mach ich«, sagte Alex und klopfte auf das Blatt Papier in seiner Tasche.
    »Dann kannst du jetzt weiterfahren.« Reed winkte und kletterte in seinen Jeep. »Viel Spaß.«
    Als er weg war, blies Alex die Backen auf und pustete langsam die Luft raus. Das war verdammt knapp gewesen.
    Der Hof lag etwa eine Meile entfernt. Etliche Male schlugen von unten Steine an den Wagen und Alex fürchtete um den Auspuff. Aber je weiter er fuhr, desto zuversichtlicher wurde er. Die Waffe loszuwerden dürfte kein Problem sein. Und dann konnten Sparky und er sich um die Rattennester kümmern. Und wenn das alles erledigt war, käme die Kiste unter Levis Bett dran.
    Jedenfalls war das der Plan.
    Der Strangeways-Hof lag vor ihm. Die Piste führte in sanften Kurven den Hügel hinunter, vorbei an Schafen, Steinen und Felsen. Links hob sich eine Anhäufung grauer, flacher Steine vom sonnenbraunen Gras ab. »Betteljunge« hieß diese Stelle, angeblich eine Steinkiste aus der Bronzezeit. Das Moor war voller Zeugnisse aus prähistorischer Zeit.
    Alex fuhr durch ein kleines Tannenholz, dann hinunter zum Strangeways-Hof. Das waren mehrere niedrige, alte Gebäude, einst sauber weiß verputzt, nun aber voller Einschusslöcher. Vom Dach rutschten Ziegel. Eines der Gebäude war mal der Pferdestall gewesen. (Tim hatte ein Foto, auf dem sein Vater ein großes weißes Pferd direkt aus diesem Stall führte.) Rechts davon stand ein Schuppen, in dem Puten gehalten worden waren. Der Platz zwischen den Gebäuden war betoniert, aber an den Rändern lugten noch die alten Pflastersteine hervor. Das Gehöft war an drei Seiten von überwucherten Weiden umgeben, die sich langsam wieder in Sumpf- und Moorland verwandelten.Ein Stück entfernt vom Haupthaus stand eine steinerne Scheune. Früher waren da die Lämmer und Kälber zur Welt gekommen und dort war das Heu für den Winter gelagert worden. Jetzt standen ein kaputtes Motorrad und ein alter rissiger Öltank in dem Gebäude. Im Garten wuchs nichts mehr, die Erde war sonnenverbrannt und von Soldatenstiefeln so platt und blank getrampelt, dass sie schimmerte. Im kleinen Obstgarten rechts vom Bauernhaus reckten sich noch einige Obstbäume, manche hatten Blätter, andere waren tot. Überall auf dem Gelände fand sich Müll; Einwickelpapier von Süßigkeiten, Schuheinlagen, ein zertretenes Etui, eine Plastikhülle.
    Hier übten sie zu töten. Sie übten, den Feind aus den Räumen zu vertreiben, in denen Alex’ Großeltern gesessen, gelesen, gekocht und geschlafen hatten. Scharfschützen legten ihre Gewehre auf die Fensterbretter, auf denen einst die Geranientöpfe seiner Großmutter gestanden hatten. Wo Lämmer geboren worden waren, lagerten Sprengstoffe. In der Küche wurden Verhöre nachgestellt, in der alten Räucherkammer Funkstationen aufgebaut.
    Alex schaute hinauf zu dem Fenster, hinter dem wahrscheinlich sein Vater geboren worden war. Alex stellte sich vor, Sasha wäre im Obstgarten und streckte ihm die Zunge raus. Und um sie herum würden Gänse und vielleicht auch Enten schnattern. Er würde einen Bagger mieten und den alten Teich ausbaggern, der sich inzwischen in einen immer größer werdenden Sumpf verwandelt hatte, in dem rosa gefleckte Orchideen, gelbe Seekannen, dicke runde grüne Blätter wuchsen und gefleckte Frösche und blaue Falter lebten.
    Später am Tag würde das alles attackiert werden. Alexblickte hinüber zum Zaun jenseits der Weiden, hinter den überhängenden Bäumen. Er konnte gerade so ein Stück vom Dach des alten Schuppens ausmachen, düster und schief wie aus einem Horrorfilm. Solange er alleine auf dem Gelände war, würde er hinübergehen und das Gewehr zurücklegen. Dann kamen die Ratten dran.
    Er merkte, dass er schwitzte. Er wollte nicht wieder in den Schuppen. Denn ganz egal, was da versteckt war und wie Alex sich dort fühlen mochte: Das Dach war gefährlich. Der ganze Schuppen konnte jeden Moment zusammenbrechen. Alex fuhr den Wagen rückwärts auf einen befestigten Abstellplatz hinter den Nebengebäuden. Er stieg aus und ging durch riesige Büschel Greiskräuter und Disteln. Eilig suchte er mit seinem Fernglas die umliegenden Hügel ab, doch er sah nur Gestrüpp, Steine und Schafe. Keine Menschenseele. Alex holte den

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