Bullet Boys
trag einfach eine Augenklappe«, murmelte er. »Dann sehe ich aus wie ein Pirat.«
»Frauen mögen Piraten«, sagte Baz und kniete sich, um seinen Bruder zu stützen.
»Ich weiß«, sagte Riley. »Gehört zum Plan.«
»Alles okay, Bruder?«, fragte Baz.
»Bestimmt, wenn ihr Penner mich endlich ins Krankenhaus bringt«, sagte Riley.
»Schon unterwegs«, sagte Saul. Er rannte zum Abstellplatz und ein paar Sekunden später hörte Alex einen Motor aufjaulen.
Es blutete nicht mehr so stark, nur noch wenige Tropfen fielen auf den staubigen Boden.
»Ich bring den Typen um«, sagte Baz und rieb seinem Bruder das Gesicht mit einem Taschentuch ab.
»Nein, nein«, sagte Riley. »Das machst du nicht. Das ist meine Sache.« Er stöhnte. »AUTSCH.«
Saul kam mit einem Armeefahrzeug rückwärts auf sie zugefahren. Mit quietschenden Bremsen blieb er stehen. Alex half Saul und Baz, den verletzten Soldaten auf die Rückbank zu legen. Es roch stark nach Blut. Alex’ Hose war blutbefleckt.
»Ich bring den um«, wiederholte Baz. »Ich schnapp mir den Jungen und dann bring ich ihn um.«
»Baz, beruhige dich, setz dich zu deinem Bruder«, sagte Saul.
»Mir geht’s gut«, stöhnte Riley. Sein Barett rutschte ihm vom Kopf, der blanke Schädel war blutverschmiert.
Baz fluchte. »Ich bring den um«, sagte er wieder. Bevor ihn jemand aufhalten konnte, hatte er Alex’ Gewehr aufgehoben und rannte Levi und Max hinterher.
»Scheiße!«, sagte Saul. Er sprach in sein Funkgerät. »Spieß? Spieß?« Er sah Alex an, der stumm im Staub stand. »War die Waffe geladen?«
Alex nickte.
Der Obergefreite fluchte wieder. »Wenn du die beiden Idioten vor Baz findest, bringe sie dazu, dass sie zurückkommen und sich stellen. Ihr kennt Baz nicht. Der ist durch nichts zu bremsen. Geh ihm aus dem Weg.«
»Ich hätte nie gedacht, dass auf britischem Boden jemand auf mich schießen würde«, hörte Alex Riley über das Brummen des Motors hinweg sagen. »Ein britischer Junge, der Bruder eines Offiziers! In Afghanistan, klar, im Irak, wahrscheinlich. Aber doch nicht hier, vor der eigenen Haustür!«
»Die Jugendlichen von heute«, sagte Saul. »Sind einfach irre.«
»War aber ein guter Schuss«, murmelte Riley. »Wir sollten ihn als Scharfschützen einstellen.«
»Scharfschützen schießen nicht auf kurze Entfernungen«, sagte Saul. »Rede nicht so viel. Spar deine Kräfte.«
»Das könnten meine letzten Worte sein«, sagte Riley.
»Das sind nicht deine letzten Worte«, sagte Saul. »Wenn sie es wären, würde ich dir zuhören.«
»Ich sollte dich festnehmen.« Saul wandte sich zu Alex um. »Aber du musst deine Freunde finden, bevor Baz sie erwischt. Wenn der durchdreht, hält den nichts mehr auf.« Er schlug die Tür zu, »Deshalb ist er bei der Armee. Beeil dich. Bring die beiden sofort zur Polizei. Weißt du, wo sie sein könnten?«
»Nein«, gab Alex ehrlich zu. Sie konnten sich jetzt schon verlaufen haben. Er rannte zum Tor, Gaffer und Sparky rasten hinterher.
»Geh Baz aus dem Weg«, sagte Saul noch einmal, als er an Alex vorbeifuhr. Er bremste plötzlich und warf ein Handy ins Gras. »Meine Nummer ist die erste. Halt mich auf dem Laufenden.«
Dann war er weg. Nur dicke Staubwolken blieben zurück.
Alex sah Baz über den Hügel rennen. Er musste randvoll mit Adrenalin sein. Alex überlegte. Wo mochten die beiden anderen stecken?
AUF DER FLUCHT
Ich schwöre, es war ein Unfall. Ich wollte nicht auf den Soldaten schießen. Aber als der andere auf mich los ist, da bin ich ausgeflippt. Ich wollte nicht abdrücken. Ich wurde gestoßen. Jetzt renne ich und renne und meine Lunge brennt, und es fühlt sich an, als hätten die Götter mich mit einer Nadel durchbohrt.
Das kann ich nie wieder gutmachen. Eigentlich könnte ich auch gleich sterben.
Ich spüre noch den Schlag des Kolbens an meiner Schulter und ich höre das leise Geräusch der Kugel, als sie ihn im Gesicht traf. Im Gesicht, verdammt. Was habe ich da getan?
Wenn ich ihn nun getötet habe? Als ich sah, was passiert war, bin ich ausgetickt und weggerannt. Und ich bin immer noch am Ticken. Ich renne jetzt schon ungefähr eine halbe Stunde lang, kräftiger und schneller als je in meinem Leben. Ich habe keinen Plan, ich will nur immer weiter und weiter ins Moor rein.
Ich muss weg.Der Boden unter mir ist steil und uneben und die Sonne knallt mir erbarmungslos auf den Hinterkopf. Ich drehe mich um und mich trifft bald der Schlag, als ich sehe, dass der andere Soldat fluchend und
Weitere Kostenlose Bücher