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Bullet Boys

Bullet Boys

Titel: Bullet Boys Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ally Kennen
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den Hügel. Meine Beine tragen mich höher und höher, bis hinauf zu den vielen Steinbrocken, die den Hügel bedecken. Hoch, immer höher, und dann erst wage ich mich umzublicken. Baz ist an meinem Schuhbaum. Mir bleiben vielleicht noch zehn Minuten, mehr nicht. Ich schiebe mich durch die Steine, einige sind riesig, andere winzig, meine bloßen Füße brennen, als hätte ich Feuer und Eis unter der Haut.
    Ich muss mich verstecken. Sofort. Mir bleibt keine Wahl.
    »HEY!« Die Stimme, die vom Tal zu mir hochfliegt, ist voller Hass. Ich schaudere. Das ist so furchterregend, dass ich weinen könnte. Plötzlich fährt ein scharfer Stich durchmeinen Fuß und ich sehe Blut. Ich merke, dass ich heute kein Blut mehr sehen möchte, weder meins noch das von einem anderen. Je höher ich komme, desto größer werden die Felsbrocken. Ein Irrgarten mitten im Moor, ein Irrgarten aus Felsen und Steinen.
    Ich blicke mich um und sehe Baz durch den Sumpf toben. Jetzt kann es sich nur noch um Minuten handeln. Niemand wird kommen und mich retten. Ich wähle einen fetten Felsen aus, der wie ein riesiger Lehnsessel aussieht, und schiebe mich in den Spalt zwischen ihm und dem nächsten Brocken. Ich liege still und atme auf. Ich bin gut versteckt, habe aber keinen Fluchtweg. Wenn ich eine schlechte Wahl getroffen habe, dann kann mir nur noch Gott helfen.
    Still betrachte ich die Flecken und Muster im Fels um mich herum. Ich höre Schritte näher kommen. Baz’ schwerer, militärisch trainierter Atem ist deutlich hörbar.
    Das war’s.
    Dann höre ich ihn vor sich hin reden und schimpfen. Ich liege stocksteif. Müsste jetzt nicht mein Leben wie ein Film vor mir ablaufen? Soll ich mich wehren oder dauert es dann bloß noch länger? Besiegen werde ich ihn bestimmt nicht.
    Ich kreische beinahe auf, als auf dem Stein, unter dem ich liege, ein Stiefel erscheint. Die geriffelte braune Gummisohle ist abgetreten und verdreckt. Ich rieche feuchtes Leder. Dieser Stiefel könnte mich in wenigen Sekunden zu Tode treten. Ich schließe die Augen, aber als ich sie wieder öffne, ist Baz immer noch da. Ich kann ihn voll und ganz sehen. Weiß er, wo ich bin? Ist das der Beginn seiner Folter? Die Hosen des Soldaten sind aus strapazierfähigem Material und stecken in dicken Socken. Sein Hemd ist voller Schweißflecken. In der Hand hält er Alex’ Luftgewehr.Wieder überkommt mich blankes Entsetzen. Ich wusste nicht, dass er es mitgenommen hat. Und da ist sein rot geflecktes Gesicht, die Lippen sind aufgerissen, die wütenden Augen suchen das Tal ab.
    Guck bloß nicht nach unten.
    Ich lege mir die Hand auf den Mund, weil ich fürchte, dass ich vor lauter Erschöpfung, Angst und Irrsinn mit irgendwas herausplatze. So was ist mir schon passiert.
    »Ich weiß, dass du irgendwo hier bist, du widerlicher Mistkerl«, ruft Baz. »Komm lieber freiwillig, sonst hol ich dich.«
    Meine Zeit ist abgelaufen.

ÜBERLEBEN
    Zuerst klingen die Stimmen ein bisschen wie aus dem Radio – weit entfernt und sehr hell –, unter die sich ein Kichern mischt, als wäre eine ganze Sippe Feen unterwegs.
    Ein dumpfer Schlag. Der Soldat landet auf dem Boden. Ich tue so, als gäbe es mich nicht.
    Die Stimmen branden wieder heran wie eine Welle, laut und hoch. Kinderstimmen. Der Soldat knurrt.
    »Was zum …?«
    Recht hat er. Ich muss das sehen. Die Stimmen kriechen in meinen Stein hinein, sie plappern, lachen, trillern und rufen. Fröhliche kleine Stimmen, die die Flecken auf den Steinen lebendig machen, sie zum Tanzen bringen.
    Ist das Wahnsinn? Ist es mit mir endlich so weit?
    Ich höre den Soldaten über die Steine davonklappern. Unfassbar. Ich will es lieber nicht glauben, falls ich mich irre. Dann richte ich meinen schmerzenden Körper auf, stoße mir den Kopf am Felsen, gebe aber keinen Laut von mir. Ich rutsche vorsichtig zurück.
    Die Silhouette des untersetzten, muskulösen Soldaten hebt sich vom dunkelblauen Himmel ab. Er beobachtet zwei Frauen, die eine Gruppe hell gekleideter Mädchen anführen.Alle tragen schwere Rucksäcke und haben Kartentaschen umhängen. Die Mädchen sind vielleicht zwölf oder dreizehn Jahre alt, ich zähle zwanzig. Vor lauter Überraschung bin ich zu keinem Gedanken fähig.
    Baz-der-Soldat flucht vor sich hin, als die Gruppe ihn entdeckt. Die Leiterinnen bleiben auf der Stelle stehen und starren ihn an. Sie sehen aus, als hätten sie Angst – völlig zu Recht. Sie beraten sich und blicken auf ein Blatt Papier. Schließlich winkt eine zögerlich, doch Baz

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