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Bullet Boys

Bullet Boys

Titel: Bullet Boys Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ally Kennen
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reagiert nicht darauf. Die Frauen blicken einander an und gehen weiter, die Mädchen kichern erneut.
    Als Baz sich umdreht, verstecke ich mich wieder. Er blickt in die Runde und geht dann zwischen den Steinbrocken hindurch hinauf auf den Gipfel. Mit großer Befriedigung schaue ich zu, wie der Soldat immer weiter hinaufsteigt, sich immer weiter von mir entfernt und schließlich am Horizont verschwindet.
    Die Gruppe campt auf den Flächen jenseits der Sumpfwiesen. Neun Zelte haben sie im Kreis aufgestellt. Ein Lagerfeuer leuchtet in der Dunkelheit, Taschenlampen geistern durchs Tal. Sie haben zusammen gesungen, eigenartige Lieder über die Jahreszeiten, und sie haben sogar gebetet.
    »AFFE!«, ruft eine Stimme.
    »OOH, OOH, OOH«, erwidern alle anderen wie besessen.
    Ich schaue ihnen von meinem Versteck aus zu. Entweder sind es Pfadfinderinnen oder Hexen. Der Geruch ihres Essens, das über dem Feuer schmort, macht mich verrückt. Das und die winzigen Mücken, die in Massen auftreten und mich bei lebendigem Leib auffressen. Ich komme mir vor wie ein Unwesen, ein Monster im Dunklen, aber gleichzeitigfühle ich mich sicherer als in den vergangenen zehn Stunden. Ich beobachte das Feuer und die dunklen Gestalten, die darum herumrennen. Die Älteren erzählen von den Geistern und den Legenden des Dartmoors. Ihre klaren Stimmen klingen durch die Stille. Ich glaube nicht an kopflose Jäger oder heimtückische, behaarte Hände, trotzdem jagen mir kalte Schauer über den Rücken. Auch die Mädchen rücken näher ans Feuer.
    Als ich sicher bin, dass alle mit ihren dampfenden Tellern Eintopf vor sich im Kreis sitzen, krieche ich hinaus. Schleiche auf leisen Socken über Steine und um Brombeeren herum bis zum nächstgelegenen Zelt. Ich ziehe den Reißverschluss auf. Das macht einen schrecklichen Lärm, aber am Feuer scheint es niemand zu hören, also stecke ich meinen Kopf ins Zelt. Ein scharfer Geruch nach Deodorant, vermischt mit einem Hauch Käsefuß, schlägt mir entgegen. Ich ertaste einen Rucksack und wühle darin herum. Eine Zahnbürste. Brauche ich nicht. Ein Paar Socken, viel zu klein. Dann endlich ein Schoko-Riegel und das stumpfe Leuchten eines Handys. Es gibt kein Netz, aber die Batterie ist voll. Ich stecke es in meine Tasche.
    Dann finde ich eine Packung Saft, reiße sie auf und verschütte dabei etwas auf den Zeltboden. Ich trinke gierig, doch mein Durst wird nicht gestillt. Ich nehme mir den nächsten Rucksack vor, schnappe mir eine Taschenlampe, Müsliriegel und ein Päckchen Pflaster. Ich finde eine Wasserflasche mit Wasser, halb voll und lauwarm, aber ich schlucke es hinunter wie einen himmlischen Trank.
    Ich klaue eine Box mit Broten und einen Schlafsack, klemme beides unter den Arm und wage mich ins nächste Zelt. Hier erbeute ich einen Schal, einige Decken und nochmehr zu essen. Ich kippe den Inhalt einer Tasche aus und packe mein neues Zeug rein. Unglaublich: Innerhalb von zwölf Stunden ist aus mir ein Mörder und ein Dieb geworden. Das hier muss das Zelt der Leiterinnen sein, denn alles ist ordentlich aufgeräumt und es liegen keine blöden Kuscheltiere herum. Ich finde ein Paar große Socken, einen großen Schlafsack, einen Kompass, eine Karte, eine volle Flasche Wasser und ein ganzes Päckchen Kekse. Ein Jammer, dass die so kleine Frauenfüße haben, sonst hätte ich auch noch Schuhe gestohlen. Ah! Was ist das? Meine Finger stoßen auf etwas aus Plastik, weich und gummiartig. Flip-Flops! Ich will sie gerade fallen lassen, da merke ich, dass sie ganz schön groß sind. Sie könnten passen. Allemal besser als Socken.
    Ich schlüpfe aus dem Zelt und ziehe mich ins Dunkle zurück. Ich werde einfach hier in der Nähe bleiben. Baz würde mich doch wohl nicht neben einem Pfadfinderinnenlager umbringen? Da gäbe es zu viele Zeuginnen.
    Zurück unter dem Felsen, der jetzt mein Lieblingsfelsen ist, wickle ich mir die weichen, gestohlenen Decken um die Schultern, ziehe die neuen Socken an und stelle alles Essbare vor mich hin. Erst stürze ich mich auf das Wasser, trinke so hastig, dass mir schwindelig ist, als ich die Flasche absetze. Das Brot ist trocken und zu salzig, der Käse darauf hat einen metallischen, künstlichen Beigeschmack, aber ich verschlinge jeden Krümel. Als ich fertig bin, stelle ich fest, dass ich noch nie in meinem Leben so einen Hunger gehabt habe. Ich schaue zu, wie unter mir auf dem Plateau die Flammen flackern und die Lichter der Taschenlampen herumhüpfen. Die Mädchen gehen schlafen. In

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