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Bullet Boys

Bullet Boys

Titel: Bullet Boys Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ally Kennen
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Typ denn jetzt vor?‹ Und nun bin ich hier. Hast du was zu essen? Ich bin am Verhungern.«
    »Ich habe auf ihn geschossen.« Ich weiß nicht, warum ich das sage, es kommt einfach so aus mir heraus.
    »Es war ein Unfall, oder? Warum bist du denn weggerannt? Dadurch hast du alles noch viel schlimmer gemacht.«
    »Was soll ich bloß tun?«, flüstere ich.
    »Weiß der Himmel«, sagt Levi. »Aber du kannst dich nicht für immer hier verstecken.« Er kommt näher. »Du stinkst echt übel.«
    Ich lasse mich an meinen Stein sinken. »Glaubst du, dass jetzt die ganze Armee hinter mir her ist?«
    »Wahrscheinlich«, sagt Levi. »An deiner Stelle würde ich mich stellen. Die finden dich sowieso. Sag, hast du was zu essen? Oder hast du bloß aus Spaß in den Zelten der Mädchen gewühlt? Oder nach Kuscheltieren gesucht?«
    Ich denke an den Hunger, den ich eben noch gehabt habe, ziehe ein Päckchen in Folie eingewickelte Brote heraus und gebe sie ihm, wenn auch ungern. Die hatte ich fürs Frühstück aufheben wollen.
    »Danke sehr«, sagt Levi höflich und beißt ab. Trotz allem muss ich grinsen. Mir drohen Gefangennahme, Folter und Tod, aber Levi weiß sich zu benehmen. Seine Mutter wäre stolz auf ihn. Ich schaue ihm beim Essen zu. Es ist schön, nicht allein zu sein.
    »Was ist denn mit deinen Füßen, Mann? Puh, was ist denn DAS?« Levi hält einen meiner dreckverklumpten Socken hoch.
    Mein einer Fuß steckt in einer dicke Socke von der Gruppenleiterin. Der andere ist nackt. Ich hoffe, dass die Wunde an der Luft besser heilt.
    »Du bist ja in einem grauenvollen Zustand. Bist ja noch schlimmer dran als ich.« Er erklärt, dass er aus einem Bachjede Menge Wasser getrunken hat. Er hatte mehr Glück als ich. An einem Vermessungspunkt hat er einen geschmolzenen Marsriegel gefunden.
    »Was für ein Glück!«, sagt Levi. »Das Ding war richtig flüssig. Ich musste es trinken. Ihhhh. Aber das war die Wende, danach ging’s mir besser. Und jetzt habe ich dich gefunden. Und jetzt …«
    »Was jetzt?«, frage ich. Ich bin so müde, dass meine Stimme tief und kratzig klingt.
    »Jetzt müssen wir die Suppe auslöffeln«, sagt Levi behutsam. »Wenn du dich hier wie ein Straßenräuber versteckst, machst du alles nur noch schlimmer.«
    Vor meinem inneren Auge taucht ganz kurz das Bild meiner Mutter auf. Ich sehe die Feder an ihrem Hut beben.
    »Niemals«, sage ich.
    »Komm schon, Maximus. Wie stellst du dir das denn vor? Was wirst du essen? Der Soldat kriegt dich sowieso bald. Und der Typ, den du niedergeknallt hast, der ist Soldat und zäh wie Leder. Der kommt schon durch.«
    »Vielleicht.« Ich kauere mich in meinen Schlafsack. »Aber ich geh nicht zurück.«
    »Komm schon, was willst du denn machen? Auf der Straße leben?«
    »Weiß nicht«, fauche ich ihn an. Levi geht mir auf die Nerven. Wie könnte ich mich stellen? Die werfen mich ins Gefängnis oder machen noch Schlimmeres mit mir. Ich hätte die ganze Britische Armee gegen mich. Und was würde Simon sagen? Ich stelle mir das ratlose Gesicht meines Bruders vor. Und Dad – na, Dad, würde dafür sorgen, dass sie mich umbringen. Nach der Sache auf der Risings hat er mich regelrecht aus dem Haus geworfen. Ich mussteim Gartenschuppen schlafen und konnte mich erst am nächsten Tag wieder ins Haus schleichen. Fast zwei Wochen lang hat Dad nicht mit mir gesprochen, hat mir mein ganzes Taschengeld gestrichen und mich nirgends mehr hingefahren. Und dann kam die richtige Bestrafung.
    »Dann stimmt das also?« Levis Stimme dringt durch die Dunkelheit zu mir. »Du warst der Bombenleger von der Risings?«
    »Die Bomben waren nicht echt«, sage ich. »Die sahen nur so aus. Alle haben total übertrieben. Die Sache ist voll aus dem Ruder gelaufen«, sage ich.
    »Aber wie!«, sagt Levi. »Warum hast du das gemacht?«

    Warum habe ich das gemacht? Warum mache ich überhaupt irgendwas? Die Risings ist ein Witz. Da sind nur eingebildete Schleimer. Ich hatte eine Idee und die musste ich umsetzen. Ich habe oft davon geträumt, die ganze Schule in die Luft zu jagen. Einmal zum Beispiel, als ich gerade meinen Kumpels den Pokal zeigte, den ich für den zweiten Platz im North Devon Hip-Hop-Wettbewerb bekommen habe, da verkündete Mr Able, der Musiklehrer, vor der ganzen Klasse, ich sei »so musikalisch wie ein Misthaufen«. Und beim »Hören meiner Raps« würde er im »medizinischen Sinne depressiv« werden. Insofern war es kein Zufall, dass die dickste »Bombe« im Schrank der Blasinstrumente platziert

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