Bullet Boys

meinen Gedanken, zu Levi und Alex zu flattern und natürlich auch zu Baz-dem-Soldaten. Die sind bestimmt noch dort.
    »Nein«, flüstere ich wieder.
    Levi hat keine Schuhe.
    Der Kommentator sagt. »Die Feuerwehr schließt nicht aus, dass es sich um Brandstiftung handelt.«
    Simon blickt mich oberscharf an.
    »NEIN«, sage ich. »Das war ich NICHT.«
    Ein Raunen geht durch den Warteraum.
    Meine Füße stecken immer noch in Levis Turnschuhen. Sie sind so viel bequemer als irgendwelche Schuhe von mir, daher habe ich sie wieder angezogen, obwohl sie eingesaut sind. Und jetzt läuft mein Freund da draußen ohne Schuhe rum. Weil ich, Max Cosgrove, sie ihm von den Füßen gestohlen habe.
    »Wir müssen zurück«, sage ich.
    »Aber du hast gerade ein Ticket nach Roscoff gekauft«, sagt Simon sichtlich verwirrt.
    »Wir müssen zurück«, wiederhole ich. »Meine Freunde sind da draußen.«

    Schwarzer beißender Rauch stand in der Luft. Er wälzte sich über sie, drang in ihre Kehlen, ihre Nasen, in die Augen.
    »Zurück«, schrie Saul und packte Alex am Ärmel. Alex blieb stehen.
    »Levi«, brachte er heraus. Seine Kehle brannte.
    In der Ferne hörte er den Hauch einer Stimme.
    »Hilfe.«
    Genau in dem Moment klingelte die fröhliche Melodie von Alex’ Telefon.
    Alex ging ran. »Dad?«
    »Mach, dass du aus dem Moor kommst«, bellte Tim. »Vom Cocks Hügel aus breitet sich ein Feuer aus. Es brennt schon seit drei Stunden und ist total außer Kontrolle. HAU SOFORT AB.«
    »Ich weiß«, sagte Alex. »Ich kann es sehen.«
    Kurze Stille. »Wo bist du?«, fragte Tim jetzt etwas ruhiger, obwohl ihm die Spannung anzuhören war.
    »Unterhalb vom Rough Hügel. Dad, Levi ist da oben.«
    »Wirklich?« Dads Stimme wankte. »Mach keinen Blödsinn, Alex. Lauf zum Sumpf.«
    Saul riss Alex das Telefon aus der Hand.
    »Hier spricht Obergefreiter Powers. Haben Sie Luftaufnahmen gesehen? In welche Richtung müssen wir uns bewegen? Ich bekomme hier keinen Funkkontakt. Wir sind in Südlage, windabwärts.« Er gab die Koordinaten durch.
    Alex schaute wie benommen zu. Um sie herum wirbelte Rauch.
    Er konnte nicht hören, was Saul zu seinem Vater sagte. In seinen Ohren toste das Feuer. Er sah, wie ein Weißdorn kaum 400 Meter entfernt zu schwelen begann und dann eine gelb-blaue Stichflamme den Stamm hinaufschoss.
    Saul beendete das Gespräch.
    »Kommt«, sagte er. »Wir müssen nach Norden, raus aus dem Wind.« Er blickte zu Alex, der unfähig war, sich zu bewegen. »Wenn du da hochläufst, bist du ein toter Held. Levi kann runterrennen. Der schafft das. In dem Rauch finden wir ihn nie. Wenn du da jetzt hochgehst, müssen wir dir hinterher und dann gibt’s drei tote Helden.«
    Alex biss sich in die Wangen.
    »Komm schon«, brüllte Baz und stieß ihn in den Rücken. »LAUF!«
    Jetzt konnten sie deutlich die Flammen sehen und ihre Hitze spüren, eine starke, gnadenlose Hitze. Die ganze Welt schien zu brennen. Der Rauch biss Alex in die Kehle, seine Augen tränten. Er wischte sich schwarze Tränen aus dem Gesicht.
    Er spürte, wie Saul und Baz ihn rechts und links am Arm packten und mit ihm losrannten. Er hatte keine Wahl.
    »Nach Boulder’s Marsh«, schrie Saul. »Das Feuer schließt uns ein, wenn wir dahin zurückgehen, wo wir herkommen.«
    »Warum, verdammt noch mal, hat uns der Spieß hierhergeschickt?«, brüllte Baz, während sie vorwärtsstolperten.
    »Keine Ahnung«, rief Saul. Die Luft wurde klarer. Alex sah, dass sie auf eine Felsengruppe zugingen. Dahinter lag Boulder’s Marsh, das wusste er. Wie sollten sie das überleben?
    »Ich kann doch nicht zugucken, wie Levi verbrennt!«, rief Alex.
    »Und wir können nicht zugucken, wie du verbrennst«, rief Saul. »Das liegt nicht mehr in deiner Hand, Kamerad.«
    Alex wurde vorangezerrt und bald spürte er, wie sein Körper mitmachte. Gemeinsam mit den beiden Soldaten floh er mit aller Kraft vor den Flammen, die hinter ihnen herrollten.
    Hörte er da einen Schrei? Oder war das nur das Zischen und Platzen von Millionen Pflanzen, nur das Heulen und Singen des Feuers?
    Saul blieb stehen.
    »Wartet«, sagte er. »Was ist mit den anderen Gruppen? Die kriegen das doch auch ab.« Dichter, beißender Rauch waberte um sie herum. Saul wollte sein Funkgerät einsetzen, aber das funktionierte nicht. Er nahm Alex’ Telefon, gab eine Nummer ein und führte ein Gespräch, das immer wieder unterbrochen wurde.
    Alex’ Dad hatte gesagt, sie sollten Richtung Sumpf rennen. Warum? Die Feuchtigkeit würde die