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Bullet Catcher: Jack (German Edition)

Bullet Catcher: Jack (German Edition)

Titel: Bullet Catcher: Jack (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Roxanne St. Claire
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irgendwann spürte sie seine Hand auf ihrer. »Kennst du eigentlich Fletchs Geschichte?«
    Sie öffnete die Augen und sah ihn an. »Was meinst du?«
    »Seine Kindheit.«
    »Ein bisschen. Ich weiß, dass sein Vater ihn misshandelt hat und dass er als Teenager ausgerissen ist, um bei den Aborigines im Busch zu leben. Warum?«
    »Es ist etwas, das uns verbindet. Als ich Fletch damals bei dem Auftrag in Sydney kennenlernte, haben wir uns einmal zusammen ordentlich die Kante gegeben und uns gegenseitig unser Herz ausgeschüttet.«
    »Warum erzählst du mir das?«
    »Weil du wissen sollst, dass das, was jetzt kommt, etwas ist, das ich normalerweise niemandem erzähle … wenn ich nüchtern bin.«
    Sie verschränkte ihre Finger in seine und wartete schweigend.
    »Und ich werde mich kurzfassen«, fügte er hinzu.
    »Okay.« Offenbar wollte er sich größere emotionale Offenbarungen ersparen.
    »Mein Vater hat meine Mutter verprügelt, und das vor meinen Augen.«
    »Oh!«
    »Er hat sie totgeschlagen.«
    »Oh.« Sie drückte seine Hand. »Jack.«
    Er blickte starr geradeaus, und einzig eine pulsierende Ader an seinem Hals deutete an, dass in ihm wahrscheinlich ein Sturm tobte.
    »Wie alt warst du da?«
    »Zehn. Alt genug, um mich am liebsten auf ihn zu stürzen, aber noch zu jung, um es wirklich zu wagen. Er ist wegen eines Verfahrensfehlers ungeschoren davongekommen.« Jack schnaubte leise. »Da hat unser grandioses Justizsystem mal wieder gezeigt, was es kann.«
    »Und bei Eileen versuchst du nun was? Alles wiedergutzumachen?«
    Er warf ihr einen schneidenden Blick zu. »Ja, vielleicht. Ich will diesen Scheißkerl erst im Knast verrotten und dann auf dem Stuhl grillen sehen. Ich will Gerechtigkeit.«
    »Du willst Rache.«
    »Spitzfindigkeiten, meine Süße.« Er nahm die Hand weg, um an dem Lenkrad zu drehen.
    Die Hügellandschaft um die Camille-Griffin-Graham-Strafvollzugsanstalt – bis vor einigen Jahren ein staatliches Zuchthaus – war viel zu schön und idyllisch für einen Gefängnisstandort.
    Jack hatte im Vorhinein dafür gesorgt, dass sie schnell durch den Sicherheitscheck kamen. Er bewegte sich an diesem Ort wie ein Stammgast. Mit einigen der Angestellten war er sogar per Du.
    Am Empfangsschalter der Krankenstation saßen eine Krankenschwester und eine stämmige Aufseherin. Das Personalaufgebot ließ keinen Zweifel daran, dass sie sich in einem Gefängnis befanden.
    »Ich habe gehört, Risa hat sich aus dem Staub gemacht«, sagte er zu der Krankenschwester.«
    »Das stimmt«, erwiderte sie. »Vor ein paar Wochen, ziemlich unerwartet.«
    »Aha? Ich dachte immer, sie würden das alte Schlachtross eines Tages mit den Füßen voran hier raustragen.«
    Sie sah ihn mit einem verkniffenen Lächeln an. »Nun, ich bin das neue Schlachtross, und ich lass mich nicht so leicht um den Finger wickeln wie meine Vorgängerin.« Sie blickte prüfend auf ein Formular und reichte es der Aufseherin, ehe sie Jack aus kalten Augen ansah. »Insassin 604 353 befindet sich hinter der dritten Tür links. Sie haben fünfzehn Minuten.«
    »Ich dachte, wir könnten vielleicht …«
    »Ab jetzt.«
    Jack schloss den Mund und nickte. Während er Lucy weiterführte, sagte er: »Risa war zumindest menschlich.«
    »Sprich, sie hat mit dir geflirtet.«
    »Nein, sprich, sie war freundlich zu den Patienten. Das ist genau der Grund, warum ich Eileen hier rausholen will.«
    »Jack, sie sind eben in erster Linie Gefängnisinsassen und erst in zweiter Linie Patienten.«
    Im angewiesenen Zimmer standen zwei Betten, eines davon war leer. Im anderen schlief eine winzige, kahlköpfige Frau, deren Haut im Neonlicht des fensterlosen Raums gelblich schimmerte. Jack trat um ihr Bett herum und blieb eine Minute lang neben ihr stehen, um sie zu betrachten, ehe er sich zu ihr hinunterbeugte.
    »Hey, schöne Frau«, flüsterte er, »ich habe jemanden mitgebracht.«
    Wer hätte gedacht, dass Jack Culver so sanft sein konnte? Lucy riss ihren Blick von seinem Gesicht und sah die Frau an, die es irgendwie geschafft hatte, eine Saite in ihm zum Klingen zu bringen, die Lucy ihm niemals zugetraut hätte.
    Ihre wimpernlosen Augen flatterten, und der Hauch eines Lächelns huschte über ihre ausgetrockneten, aufgeplatzten Lippen. Sie war erst sechsundfünfzig, doch das Leben hinter Gittern und der Krebs hatten ihren Tribut gefordert.
    »Jack … ist das mein Engel?«
    Lucy blickte über das Bett, und Jack zwinkerte ihr zu, offenbar nicht im Geringsten irritiert von ihrer

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