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Bullet Catcher: Jack (German Edition)

Bullet Catcher: Jack (German Edition)

Titel: Bullet Catcher: Jack (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Roxanne St. Claire
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Wahrheit sagte. Doch Eileen hatte ebenfalls die Wahrheit gesagt, daran bestand für Lucy kein Zweifel. Aber wer von beiden hatte nun recht?
    »Erzählen Sie mir von der Frau und dem Verbrechen. Wie war das Verfahren?«
    Er schnaubte. »Der Prozess war ein Witz. Gefälschte Beweise. Erbärmliche Verteidigung. Schlampige Ermittlungen. Menschenskind, der Verteidiger hat überhaupt nicht ermittelt.«
    Er klang verbittert und vorwurfsvoll, nicht wie jemand, der die ganze Sache eingefädelt hatte.
    »Warum wurde denn nicht ermittelt?« Lucy beschloss, kein Blatt vor den Mund zu nehmen. »Weil Sie Einfluss genommen haben?«
    »Weil Charleston damals ein Sumpf war, die Polizei und das gesamte Justizsystem waren korrupt. Ich bin nicht stolz auf diese Zeit, Lucy. Ich war auch nicht besser als die anderen.«
    Die falsche Frage konnte jetzt alles vermasseln. Sie durfte nicht vergessen, dass sie in seinen Augen völlig ahnungslos war.
    »Ist das der Prozess, den Sie beim Dessert angesprochen haben?«
    »Ja.« Er sah sie an. Im Mondlicht leuchtete sein Haar noch weißer als sonst, und seine dunklen Brauen hatten sich zu einer durchgehenden Linie zusammengeschoben. »Aber deshalb habe ich Sie nicht hierhergebracht, Lucy.«
    Das Unbehagen, das sie vorhin schon einmal empfunden hatte, kehrte zurück, und sie legte das Paddel ab, um im Notfall sofort zur Waffe greifen zu können, die im Bund ihrer Jeans steckte.
    »Warum dann?«
    »Um meine Tochter zu finden.«
    Mit lautem Krachen prallte ein Schuss an der mit Kevlar beschichteten Flanke des Kanus ab und brachte das Boot gefährlich ins Trudeln. Lucy warf sich sofort auf Higgins, zog ihn in die Mitte des Bootes, wo die Seiten am meisten Schutz boten, und legte sich lang auf ihn, um ihn mit ihrem Körper abzuschirmen.
    Im nächsten Moment hatte sie die Waffe gezogen und hielt sie schussbereit in der Hand. Sie duckte sich so tief wie möglich, während sie gleichzeitig versuchte, das im Dunkel liegende Seegras nach Bewegungen abzusuchen.
    »Nicht rühren!«, befahl sie. »Das Boot ist schusssicher, bleiben Sie so tief wie möglich liegen.«
    Die Glock in der Rechten, den Finger am Abzug, angelte sie mit der linken Hand ihr Handy heraus und drückte die Kurzwahltaste für das Bullet-Catcher-Hauptquartier auf dem Gelände.
    »Lucy, wo bist du?«, meldete sich Donovan Rush.
    »Auf unseren Klienten wurden Schüsse abgegeben«, berichtete sie. »Im Sumpf. Ich brauche so schnell wie möglich ein Team hier unten. Wir sind rund eine Viertelmeile südlich vom Bootshaus. Beeilt euch!«
    Erneut schlug eine Kugel in die Bootsflanke ein und brachte das Kanu zum Schaukeln.
    »Verdammt noch mal!« Higgins versuchte aufzustehen. »Ich will mit ihr reden!«
    Das Kanu geriet gefährlich in Schieflage, und Lucy bemühte sich, es gerade zu richten. »Nicht!«, schrie sie und versuchte ihn mit aller Kraft nach unten zu ziehen. »Meine Männer sind gleich hier. Hören Sie auf!«
    Er entriss sich ihrem Griff. »Ich muss ihr etwas erklären.«
    »Nicht jetzt!«
    Higgins hob wieder den Kopf, doch sie verpasste ihm einen Stoß mit dem Ellbogen, der ihn niederstreckte. Ein weiterer Schuss verfehlte sie um wenige Zentimeter. Lucy konnte das Aufblitzen der Kugel sehen, die im Dunkeln über sie hinwegfegte.
    Doch der Richter schaffte es, sich noch einmal hochzurappeln und auf die Beine zu kommen.
    »Nein!«
    Lucy warf sich wieder auf ihn und stieß seine beachtliche Gestalt zu Boden, was das Boot erneut zum Schwanken brachte. Sie schaukelten und kippten hin und her, während Lucy versuchte, mit ihrem Gewicht entgegenzuwirken, doch es reichte nicht.
    Als der nächste Schuss durch die Nacht krachte, kenterte das Boot mit lautem Platschen. Lucys Glock und ihr Handy flogen davon, während sie auf dem weichen Grund des Flusses auftraf und ihr Knie in Higgins’ Brust rammte.
    Sie packte ihn und versuchte ihn aus dem ein Meter zwanzig tiefen Wasser zu ziehen, doch er hing bewusstlos und viel zu schwer in ihren Armen.
    Sie stand auf, holte tief Luft und tauchte wieder in das Dunkel ab, um ihn unter den Achseln zu packen und sich mit den Beinen hochzudrücken, damit sein Kopf über Wasser kam.
    War er bewusstlos? Von einer Kugel getroffen? Sie suchte festen Stand und zerrte mit aller Kraft an seinem Oberkörper, um ihn auf die Beine zu hieven.
    Dabei versanken ihre Füße tiefer in dem schlammigen Flussbett, und es fühlte sich an, als würde der Morast an ihren Schuhen saugen.
    Als ihre Köpfe an die Oberfläche kamen,

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