Bullet Catcher - St. Claire, R: Bullet Catcher
etwas verloren gegangen.«
»Wann wurden sie denn geliefert?«, fragte Miranda. »Sind Sie denn sicher, dass sie überhaupt angekommen sind?« Vielleicht lag das Problem beim Verlag und gar nicht bei den Apokalyptikern.
Juan Carlos zerschlug die vage Hoffnung. »Ich hatte sie in der Hand, ich habe sie gezählt und verbucht.« Er deutete auf einen Bereich mit Stapeln von Kartons. »Dort drüben. Freitagnachmittag letzte Woche. Warten Sie, ich gehe die Papiere holen.«
Adrien ging zu den Kartons hinüber und wühlte dazwischen herum, um sich dann den offenen Bereich anzusehen, an dem die LKW anlegten.
»Hier kann jeder rein«, sagte er zu Miranda.
»Oh nein«, widersprach Suzette. »Die hintere Einfahrt ist bewacht, und wer herein will, muss seine Personalien überprüfen lassen. Es ist nicht so einfach, hier hereinzukommen. Wir hatten die original Qumranschriften hier! Auf die Sicherheit wird hier großen Wert gelegt. Außerdem«, fügte sie hinzu und stützte ihre Hände auf den Bleistiftrock, der ihre schmalen Hüften umhüllte, »wer sollte denn hundertzweiundneunzig Exemplare ein und desselben Buches klauen? Ein sonderbares Diebesgut, finden Sie nicht?«
Offenbar nicht, dachte Miranda desillusioniert. In letzter Zeit machte es irgendjemandem einen Heidenspaß, ihre Bücher zu stehlen.
»Ich hab eins gefunden!« Juan Carlos’ triumphierender Ruf schallte durch das Lager. »Dieser Karton muss mir beim Einbuchen durch die Lappen gegangen sein. Reicht Ihnen für heute Abend vielleicht auch einer?«
Suzette eilte auf ihn zu. »Vielleicht können wir Gutschriften anbieten. Und Sie, Dr. Lang, signieren statt Bücher Broschüren oder Lesezeichen.«
Miranda stieß vor Enttäuschung einen frustrierten Seufzer aus. Gleichzeitig spürte sie Angst in sich aufsteigen.
»Was soll ich tun?«, fragte sie Adrien. »Vielleicht taucht er gar nicht auf, wenn er denkt, dass ich nicht anwesend sein werde, so wie in L. A. Vielleicht sind die Kartons aber wirklich verschwunden, und er hat vor, wieder alles in die Luft zu jagen. Solche Men schen sind unberechenbar.«
Er nickte. »Ja, das Gleiche habe ich mir auch gedacht. Aber die Lesung heute Abend wurde nicht abgesagt, das heißt, es werden jede Menge Leute kommen. Ich glaube, du solltest es machen. Ich werde das Sicherheitsteam vor Ort unterrichten und zusätzliche Verstärkung durch die Polizei anfordern. Jede Tasche und jeder Rucksack soll untersucht werden. Ich werde den Eingang im Auge behalten – es wird nur einen Ein- und Ausgang geben. Nicht dass du denkst, ich will dich als Köder benutzen – aber es ist trotzdem die beste Methode, um ihn in die Falle zu locken.« Er trat näher an sie heran und nahm ihre Hand, die sie auf die Brust gelegt hatte, auf ihr Herz, das, wie sie erst jetzt bemerkte, wie wild schlug. »Es sei denn, du möchtest alles absagen.«
Sie schüttelte den Kopf. »Nein. Ich werde meine Lesung durchziehen und signieren. Du wirst ihn erwischen, herausfinden, wer er ist und was er vorhat.«
»Bist du ganz sicher, dass du das willst?«
»Absolut.«
Sie würde sich nicht von Flackerblick unterkriegen lassen. Diesmal nicht.
13
»Ich weiß nich, Miss Lucy.« Wade Cordell zog die Silben bewusst in die Länge, denn er wusste, dass Lucy das amüsant fand und dass sie die entwaffnende Wirkung seines Akzents für eine seiner stärksten Waffen hielt. Ein Südstaatler, der langsam und gedehnt redete und sich noch langsamer bewegte, konnte keine echte Gefahr darstellen – so jedenfalls dachten die Leute im Allgemeinen. »Bist du sicher, dass ich das übernehmen soll?«
»Ich weiß, dass du deinen gemütlichen alten Job nicht für so etwas aufgegeben hast«, sagte Lucy, und ihr leichter Sarkasmus war auch am Handy gut durchzuhören. Sie wusste genau, dass die Regierungsaufträge, die er nach seinem Ausscheiden bei den US -Marines erledigt hatte, alles andere als gemütlich gewesen waren. Riskant, heftig und streng vertraulich, aber sicher nicht gemütlich.
»Ich habe zurzeit keinen Ermittler in der Bay Area, und ich weiß, dass du das schaffst. Es ist eine nette Abwechslung für dich.«
Alles, was sich von seiner vorherigen Arbeit unterschied, wäre eine nette Abwechslung.
»Dann wird es dich sicher freuen, wenn du erfährst, dass ich hier direkt gegenüber der Kroeber Hall parke, der anthropologischen Fakultät der Uni von Berkeley, wo ich jemanden befragen will, Moment – « er blickte auf seinen Notizzettel – »Dr. Adam DeWitt, einen Kollegen von
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