Bullet Catcher - St. Claire, R: Bullet Catcher
Du stehst auf der Liste. Deine leibliche Mutter sucht dich .
»Dann fand ich es, und ich musste es dir sagen.«
»Sonst hättest du es mir nicht gesagt?«
Er schloss die Augen. »Ganz offensichtlich wollten deine Eltern nicht, dass du es erfährst. Ich hatte das Gefühl, ich habe nicht das Recht … bis ich das Tattoo sah.«
Nicht das Recht? Sie begriff das alles nicht. Millionen zusammenhanglose Gedanken schwirrten ihr durch den Kopf.
Mom und Dad … Heimat … Leben … Liebe … Sicherheit … Abstammung … Identität .
Wer um alles in der Welt war sie?
Ein Adoptivkind?
»Das ist ein Irrtum«, sagte sie und wischte das Blatt weg. »Ein gigantischer Riesenirrtum.« Es musste so sein.
»Nein, Miranda, die Liste ist korrekt.« Er wollte sie berühren, überlegte es sich dann aber offenbar anders. »Es tut mir so leid, dass ich derjenige sein muss, der dir das sagt.«
Ihr Kopf vibrierte. Oder nein, es war sein Handy. Schon wieder.
Sie presste die Hände gegen die Schläfen, um ihre wilden Gedanken zu bändigen. »Sie ist meine Mutter, Adrien. Es ist also vielleicht möglich, dass sie mich nicht neun Monate im Bauch herumgetragen hat? Na und – mir egal. Sie bleibt trotzdem meine Mutter. Und der Mann, den ich Dad nenne, ist mein Vater. Sie sind meine Eltern, und sie sind viel besser als viele andere.«
Die Wahrheit dieser Worte durchflutete sie wie eine warme, tröstliche Welle.
»Du hast vollkommen recht, Miranda. Ich bin sicher, deine Eltern lieben dich bedingungslos. Und, glaub mir, das ist mehr wert als alles andere auf der Welt.«
Sie nahm das Blatt und las mit bebenden Händen Namen und Daten »Was ist Sapphire Trail?«
Er erzählte von dem Farmhaus in South Carolina, wo die Babys junger, unverheirateter Mütter falsche Geburtsurkunden bekamen und an Eltern verkauft wurden, die auf legale Weise kein Kind adoptieren konnten.
Sie war nicht nur adoptiert. Sie war auch noch illegal adoptiert. Ein Kind vom Schwarzmarkt.
»Sie waren schon vierzig«, sagte sie, als er zu Ende war. Es war alles, woran sie denken konnte: die Rechtfertigung für eine nicht zu rechtfertigende Tat. »Meine Eltern waren zu alt für eine legale Adoption.«
Er nickte. »Zum Glück haben sie dich gefunden, nicht wahr?«
»Allerdings.« Und das war ehrlich gemeint, wirklich. Wirklich? Oh Gott …
»Miranda, es tut mir so leid, dass du deine Mom mit dieser Sache konfrontieren musst.«
Sie mit dieser Sache konfrontieren? »Ich habe nicht die Absicht, meiner Mutter davon zu erzählen.« Oder vielleicht doch? Sie wusste es noch nicht. Aber dieser Mann, dieser Fremde, der sich in ihr Leben, ihr Bett und ihr Herz gedrängt hatte, er hatte kein Recht, ihr zu sagen, was sie tun sollte oder nicht.
Und dann traf sie eine weitere Erkenntnis: Er hatte alles von Anfang an geplant. Er war wirklich da, um ihr die Seele zu rauben. Oder zumindest ihre Identität.
»Sie hat dich geschickt, oder? Meine … die Frau, die … sie sucht nach ihrem Kind. Sie hat dich auf die Suche geschickt … « Ihr drohte schlecht zu werden.
Erneut summte das Handy, und mit leisem Fluchen griff er danach. »Nicht jetzt«, zischte er in das Gerät. Mit finsterer Miene hörte er einen Augenblick lang zu. »Nein. Ich kann jetzt nicht reden.«
»Sie hat dich geschickt«, wiederholte Miranda, nachdem er das Telefon auf das Bett geworfen hatte.
»Nein. Genau genommen« – er nickte in Richtung des Handys – »hat der Typ, der den ganzen Morgen schon versucht, mich zu erreichen, mich geschickt: Jack Culver.«
»Wer ist er?«
»Er arbeitet für … er hilft deiner … Eileen Stafford.«
Miranda legte die Hände auf die Ohren, um nichts zu hören. »Ich will ihren Namen nicht wissen. Ich will gar nichts wissen.« Noch nicht. Nicht bis sie all das wirklich begriffen hätte.
»Du musst sie treffen.«
»Oh.« Es war ein Ausdruck tiefsten Elends. Wie war sie nur hierher geraten? »Ich werde mich nicht mit … ihr treffen. Mit dieser Frau. Meine – nein, sie ist nicht meine Mutter, und ich werde sie nicht in mein Leben lassen. Ich will nicht, dass sie weiß, wer ich bin, verstanden? Denn das hier ist alles nur ein kapitaler Irrtum. Sag dem, der dich geschickt hat, wer auch immer das ist, du hättest mich nicht gefunden. Ich kann mich doch darauf verlassen, dass du das tust, nicht wahr? Nach all dem … « Sie deutete auf das Bett und ihre eigene Nacktheit. »Ich kann mich doch darauf verlassen, dass du zu mir hältst und nicht zu ihr oder deinem Freund? Kann
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