Bullet Catcher - St. Claire, R: Bullet Catcher
»Sie?«
»Ein paar der Mütter wollten ein Zeichen, um ihre Kinder später identifizieren zu können. Manche wollten ihre Initialen, andere ihren Namen.«
Jack runzelte die Stirn. »Diese Kinder haben also alle … Namen und Buchstaben auf der Haut?«
»Meist an einer Stelle, wo sie es selbst nicht sehen können.« Sie fasste sich an den Hals. »Hier, am Haaransatz.«
»Wenn ich sie finde, wird sie also ein Tattoo dort haben?«
Rebecca nickte.
»Können Sie sich erinnern, was es bei ihr war?«
»Nicht genau.« Sie schloss die Augen. »Das Mädchen, diese Eileen, wollte Zahlen. Das war etwas Ungewöhnliches. Die meisten wollten ein Bild, ein Kreuz oder ein Herz. Oder ihre Initialen. Zahlen hatte ich noch nie zuvor gemacht.
»Zahlen? Wissen Sie noch – «
Sie schüttelte den Kopf. »Nein, ich kann mich nicht erinnern.«
»Ms Aubry.« Jack ging vor der alten Dame auf die Knie und hielt ihr das Foto aus dem Zeitungsarchiv hin. Niemand würde es vermissen. »Auf das Geschäft lasse ich mich ein.«
Rebecca schnappte sich das Bild und drückte es mit geschlossenen Augen gegen die Brust. »Ich bin müde«, sagte sie unvermittelt. »Ich möchte, dass Sie jetzt gehen.«
Wie auf Stichwort trat Betsy ein.
Jack stand auf, faltete die Adoptionsurkunde einmal und schob sie wieder in den Umschlag. »In Eileen Staffords Namen vielen Dank.«
Das Foto immer noch an sich gedrückt, nickte Rebecca. »Ich danke Ihnen, Mr Culver«, sagte sie mit abwesendem Lächeln.
Sobald er wieder auf der Straße stand, blickte Jack auf die Uhr. In Kalifornien war es jetzt kurz vor sieben am Morgen. War das noch zu früh, um Fletch anzurufen und ihm zu sagen, dass er nicht nach Oregon fliegen musste? Dass er stattdessen nach Virginia reisen und die Whitakers finden sollte?
Vielleicht konnte Fletch Lucys Datenbank nutzen, um an Informationen zu kommen. Jack würde nach Camp Camille fahren, um Eileen die gute Nachricht zu überbringen. Es würde –
Auf der gegenüberliegenden Straßenseite, neben seinem Auto, stand ein junger Mann. Der Polizist in Jack war sofort in Alarmbereitschaft.
Männlich, weiß, dunkles Haar, Militärhaarschnitt. Mitte zwanzig, ein Meter achtzig groß, dunkles Kapuzenshirt, Jeans, Stiefel, Sonnenbrille.
Und bewaffnet – die Pistole war direkt auf ihn gerichtet.
Jack überlegte kurz, ob er selbst ziehen sollte, doch wahrscheinlich wäre er schon tot, bevor es so weit kam.
Verdammter Mist. Nichts hatte darauf hingedeutet, dass man in dieser Wohngegend morgens um zehn mit einem Überfall rechnen musste.
»Kann ich Ihnen helfen?«, sagte Jack ruhig und ging auf seinen Wagen zu. Die Hände hielt er so weit vom Körper weg, dass klar war, dass er nicht schießen würde.
»Her damit.«
Jack hatte zu lange auf der Straße gearbeitet, um sich über einen solchen Überfall aufzuregen. Er hatte wenig Bargeld dabei und keine wichtigen Papiere; alles, was er wirklich brauchte, be fand sich im Wagen.
»Okay. Ich hole jetzt das Geld heraus.« Eine plötzliche Bewegung konnte ihn das Leben kosten. Er griff nach seiner Geldscheinklammer und zog sie heraus. Als er sie dem Kerl entgegenhielt, packte der den Umschlag, den er immer noch in der linken Hand trug.
»Das nehme ich auch mit.«
»He!« Jack packte die Wut. »Da ist nichts drin, was dich interessieren könnte. Nur Papier.«
Der junge Mann zielte mit der Waffe auf Jacks Gesicht und machte ein paar Schritte weg vom Auto. »Halt die Fresse und steig ein.«
Jack öffnete den Wagen und setzte sich hinter das Steuer, ohne die Augen von dem Umschlag zu nehmen. Er kannte den Namen der Familie und wusste, in welchem Bundesstaat sie wohnten. Brauchte er überhaupt mehr als das? Die Urkunde würde die Sache einfacher machen, aber es lohnte sich nicht, sich für sie über den Haufen schießen zu lassen.
»Und jetzt Tür zu und losfahren«, ordnete der Typ an. »Die Waffe bleibt auf dich gerichtet, bis du weg bist.«
Jack ließ den Motor an, fuhr die Straße entlang und bog an der nächsten Ecke ab. Als er einmal um den Block gefahren war, war der Typ weg. Ebenso der Wagen in der Auffahrt.
Als er erneut an Rebeccas Tür klopfte, kam keine Antwort.
Er holte das Handy heraus, um Fletch anzurufen und ihm zu sagen, dass er das falsche Mädchen hatte. Die Liste enthielt niemanden namens Whitaker aus Virginia. Sofern Rebecca Aubry nicht gelogen hatte, waren das die Leute, die Eileen Staffords Baby adoptiert hatten.
Und sein Instinkt sagte ihm, dass sie die Wahrheit
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