Bullet Catcher - St. Claire, R: Bullet Catcher
sprach.
18
Miranda starrte auf den Bunyip, der auf dem Rücken des Mannes, den sie die ganze Nacht hindurch geliebt hatte, zu sehen war. Fletch schlief auf dem Bauch, den Arm fest um ihre Taille gelegt, das Gesicht abgewandt, sodass sie von ihm nur einen Wust dunkelblondes Haar, die kräftigen Muskeln von Arm und Rücken und das Kunstwerk auf seinem Schulterblatt sehen konnte.
Der Bunyip war ein bedrohlicher Anblick, mit seinen weit auseinander stehenden gelben Augen, den spitzen Ohren und den scharfen Reißzähnen. Es war nichts Freundliches an dieser Kreatur, sie wirkte nicht beschützend oder stolz wie ein Falke oder ein Adler. Sie hatte nichts von der Macht und Autorität des Maya-Jaguars, und sie stand auch nicht für Fruchtbarkeit und Lebenskraft wie die mythischen Figuren mit großen Hörnern und überdimensionalen Geschlechtsteilen.
Der Bunyip war einfach nur böse.
Warum trug ein Mann, der so fürsorglich und hilfsbereit war, solch ein fieses, bösartiges Bild auf dem Körper – ein Mann so voller Leidenschaft, dass ihr jedes Mal die Tränen kamen, wenn er in sie eindrang?
Miranda, hass mich nicht .
Sie näherte sich ihm mit der Hand, um die er ihr mitten in der Nacht noch einen festen Verband gemacht hatte. Ihr Finger war nur noch wenige Zentimeter von dem Bunyip und dem entspannten Muskel darunter entfernt. Sie spürte Fletchs Körperwärme, und jedes Mal, wenn sich sein Rücken beim Atmen hob, berührte sie fast seine Haut.
»Vorsicht, Kleines.«
Erschrocken zog sie den Finger zurück, als er langsam den Kopf wandte, um sie aus schlaftrunkenen Augen anzusehen.
»Sonst beißt er dich vielleicht.«
Er grinste, was die Grübchen vertiefte, die sie letzte Nacht mit der Zunge erkundet hatte, und eine goldblonde Strähne fiel ihm über das Auge auf den Wangenknochen. Er küsste den Finger, der immer noch auf ihn gerichtet war. »Tag, Miranda.«
»Tag, Kumpel.«
Er lachte, als sie seinen australischen Akzent imitierte, und zog sie an sich. »Also, wie ist deine fachkundige Meinung zu meinem Bunyip?«
»Nun, der Bunyip gehört zu einer Gruppe kultureller Symbole, die einzig und allein dazu dienen, Menschen Angst zu machen, vergleichbar dem Wasserspeier. Warum hast du dir ausgerechnet dieses spezielle Bild ausgesucht?«
»Ich habe es zu einer Zeit machen lassen, als ich den Menschen Angst machen musste, weil« – sein Grinsen schwand, und er sah sie so aufrichtig und intensiv an, dass sie meinte, er würde ihr bis ins Herz schauen – »viele mir Angst machten.«
Sie streichelte über seine Wange und die kurzen Stoppeln auf seinem markanten Kiefer. »Was ist da passiert?«
Seine Erektion drückte sich stählern in ihren Bauch, und sie verschränkten sofort die Beine ineinander. Doch noch schien er nicht übermannt von Lust; jedenfalls war sein Mitteilungsbedürfnis größer.
»Hier ist die Geschichte meines Lebens, Kleines – aller achtunddreißig Jahre. Ich hatte eine Scheißkindheit, wurde regelmäßig verprügelt, lief von zu Hause weg, als ich sechzehn und immer noch ziemlich klein war, lebte mit Aborigines im Outback, wo ich erwachsen wurde, ging nach Tasmanien zurück, um mich mit meinem Vater zu versöhnen. Leider war er zu betrunken, um mit mir zu reden, also ging ich zur Polizei, arbeitete mich hoch, ließ mir das Leben von einem Typ retten, der mein bester Kumpel wurde, bekam einen Job in den Staaten bei Bullet Catcher und hatte letzte Nacht« – er setzte wieder dieses umwerfende Grinsen auf – »den besten Sex meines Lebens.«
Sie sah ihn wortlos an.
»Nicht dass es hier nur um Sex ginge«, fügte er hinzu.
»Oh nein, das sehe ich.« Sie schob sich seinem erregten Körper entgegen, ohne jedoch schon von den Offenbarungen zum Sex übergehen zu wollen. »Jetzt hast du mir erzählt, wann und wo das Monster auf deinen Rücken gekommen ist, aber nicht warum.«
»Nun, ich denke, das Monster auf meinem Rücken ist … das Monster auf meinem Rücken.«
Sie runzelte die Stirn. »Versteh ich nicht.«
»Es soll mich an meine Schwächen erinnern.«
»So was hast du?«
Er musste lachen und küsste sie. »Als hätte dir meine Eins-A-Unbeherrschtheit entgehen können, als ich dich gestern hier auf dieses Bett geworfen habe.«
»Nein«, widersprach sie und setzte sich auf, um ihr Argument zu unterstreichen. »Du warst die Zurückhaltung in Person. Wenn hier in den letzten Tagen jemand unbeherrscht war, dann war ich das, als ich mich Hals über Kopf in die Gefahr gestürzt habe.«
Er
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