Bullet Catcher: Wade (German Edition)
Waffe.
»Zimmerservice!«, rief eine weibliche Stimme. »Soll ich die Betten machen?«
»Nein danke«, rief Wade zurück, schon halb im Sitzen. Instinktiv zog Vanessa die Bettdecke hoch, wobei sie nicht recht wusste, wohin sie schauen sollte, zur Waffe, zur Tür oder auf den nackten Mann, der schussbereit neben ihr saß.
»Brauchen Sie frische Handtücher, Sir?«, rief die Frau. »Toilettenartikel oder eine Flasche Wasser?«
Er beugte sich vor und legte Vanessa den Mund ans Ohr. »Sie könnte eine Nachricht für uns haben.«
»Dann lass sie rein«, entgegnete sie leise. »Aber erschieß sie bitte nicht gleich.«
»Wir nehmen frische Handtücher«, sagte er laut und ließ die Pistole unter der Bettdecke verschwinden.
Die Tür ging ganz auf, und zunächst konnten sie nicht mehr sehen als einen Stapel weißer Handtücher. Vanessa ballte nervös die Hände zu Fäusten, weil sie fest damit rechnete, dass plötzlich jemand dahinter hervorsprang.
Doch nur das freundliche Gesicht eines jungen Zimmermädchens erschien. Als sie das Bett sah, murmelte sie eine Entschuldigung.
»Ganz schön spät fürs Bettenmachen, Ma’am«, bemerkte Wade.
»Tut mir leid. Ich bin heute ziemlich hintendran.« Sie nickte Richtung Badezimmer. »Darf ich?«
»Bitte.«
Während sie ins Bad ging, stand Wade auf, steckte sich die Pistole hinten in den Bund seiner Shorts und drückte den Lichtschalter.
Vanessa blinzelte in das helle Licht und sah ihm zu, wie er zum Bettende ging und sich so hinstellte, dass das Zimmermädchen die Waffe nicht sah. Sie rutschte tiefer unter die Decke und lauschte auf das leise Summen der jungen Frau, die im Bad die Handtücher austauschte.
Als sie wieder herauskam, blickte sie zwischen den beiden hin und her. »Entschuldigen Sie bitte die Störung.«
Wade hob eine Schulter. »Kein Problem.«
Sie warf einen Blick auf die Klamotten, die zwischen Tür und Bett auf dem Boden verstreut lagen, und lächelte Vanessa vielsagend an. »Flitterwochen?«
Glaubte Wade wirklich, dass von dieser zierlichen und müde wirkenden Frau Gefahr ausging? Sie war vielleicht ein bisschen aufdringlich, aber mit Sicherheit hatte sie nicht im Sinn, Clive Easterbrook einen Mord anzuhängen. Wahrscheinlich war sie alleinerziehende Mutter, lebte in einer der armen Gegenden der Insel, schuftete sechzig Stunden die Woche und war auf das Trinkgeld der reichen Hotelgäste angewiesen.
»Ganz normaler Urlaub«, erwiderte Wade erstaunlich lässig dafür, dass er mit nichts als einem Streifen Baumwolle bekleidet war und eine Waffe im Rücken trug.
Ohne sich vom Fleck zu rühren, schaute die Frau Wade erwartungsvoll an. Bestimmt wartete sie auf Trinkgeld. »Waren Sie schon am Pinney’s Beach?«, fragte sie.
Ganz sicher ging es ihr um Trinkgeld. Sollte Vanessa aufstehen und Kleingeld holen? Wenn Wade sich umdrehte, würde das Mädchen die Pistole sehen.
Rat suchend schaute sie Wade an, doch der war vollkommen auf die junge Frau konzentriert.
»Noch nicht, Shayla«, sagte er.
Vanessa wunderte sich, dass er ihren Namen wusste, entdeckte dann jedoch das Namensschildchen auf der Uniform.
»Das sollten Sie sich ansehen«, fuhr sie fort. »Und auf dem Weg dorthin sollten Sie bei den Batikständen vorbeigehen, gleich rechts der Hauptstraße. Nevis ist berühmt für seine Batikmuster.«
»Wirklich?«, fragte er nach.
»Ja. Meine Schwester wohnt in Jessup’s Village, das ist nicht weit von der Hauptstraße entfernt. Sie macht die schönsten Schals der Insel. Sie sollten sie besuchen, am besten gleich morgen Vormittag, da wird sie da sein. Ich rufe sie an und sage ihr Bescheid, dass ein amerikanisches Pärchen vorbeikommen wird. Sie wird Ihnen einen Superpreis für einen Batikschal machen.«
Vanessa stockte das Blut in den Adern.
Sie schickte sie dorthin.
»Vielleicht sollten wir das machen«, sagte Wade zu ihr und wandte sich dann an Vanessa. »Hast du Lust, Liebling?«
»Klar, das wäre toll«, pflichtete sie bei und fragte dann Shayla: »Gibt es sonst noch etwas, das wir uns unbedingt ansehen sollten?«
»St. Kitts sollten Sie auch besuchen.«
»Da waren wir schon«, erklärte Wade.
Ob sie das schon wusste? Vanessa blickte der jungen Frau prüfend ins Gesicht, konnte aber nichts Verdächtiges entdecken. Wade hingegen schien ihr nicht über den Weg zu trauen.
Was sah er, das ihr verborgen blieb?
»Na, dann haben Sie die schönsten Orte der Karibik ja schon entdeckt«, sagte das Zimmermädchen. »Einen angenehmen Aufenthalt noch,
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