Bullet Catcher: Wade (German Edition)
Aktieneinbruch erzählt hast.«
»Und was ist mit Charlie French?«
Vanessa blieb abrupt stehen. »Was soll mit ihr sein?«
»Du sagtest, sie hätte viel mit Vexell zu tun gehabt.«
Der Regen lief ihr über die Wangen, aber sie machte sich nicht die Mühe, ihn wegzuwischen. »Du meinst, der Mord an ihr hat auch etwas damit zu tun?«
»Ich halte das nicht für unmöglich.«
Sie stieß ihn leicht an. »Komm. Wir dürfen keine Zeit verlieren.«
Sie schlugen sich weiter durch das dicht belaubte Astwerk, bis der Weg unvermittelt endete und sie am Rand einer Klippe standen, mit meilenweitem Blick über ein Blätterdach, das sich weithin bis zu einem verlassenen Strand erstreckte.
»Sieht aus, als würde uns Mutter Natur hier einen Riegel vorschieben«, sagte Wade.
»Kacke.« Sie kickte Schlamm vom Boden auf und ließ den Blick über die Landschaft schweifen. »Aber das Signal kam eindeutig von irgendwo hier aus dem Umkreis.«
»Ich frage mich auch, wie er von hier wegkommen will – außer mit einem Hubschrauber oder einem Boot.« Wade ging ein paar Schritte an der Klippe entlang, um den durchweichten Boden zu prüfen. »Gehen wir hier lang. Da ist zwar kein Weg, aber wir könnten uns abrutschen lassen. Dabei könntest du allerdings auf dem Hosenboden landen.«
»Dannfangichdochambestengleichsoan.«SiesetztesichindenSchlamm,stellteihreHänderechtsundlinksaufundließsichineinemkontrolliertenSchwungdenAbhanghinabrutschen.WadekonntesicheinbewunderndesGrinsennichtverkneifen.
Er folgte ihr im Stehen, und sie zogen weiter, wiederum schweigend wegen des strömenden Regens, bis sie nur noch fünfzig Meter vom Strand trennten. Trotz des Sturms konnten sie die Brandung hören und die salzige Meeresluft riechen.
Wade entdeckte ein kleines steinernes Haus mit Schilfdach, das sich unter die Palmen duckte. »Da ist es.«
Vanessa folgte seinem Blick. Ihr ungeübtes Auge brauchte einen Moment, doch dann fand sie es auch. »Gehen wir.«
»Nein.« Sie war schon gestartet, da hielt er sie am Arm zurück.
»Okay, okay. Ich weiß«, sagte sie, angespannt wie ein Rennpferd in der Startbox. »Du willst erst einen Plan machen. Na dann los. Mach schnell.«
»Du hast keine Ahnung, was dich erwartet, in welchem psychischen Zustand er ist, ob er allein ist oder vielleicht bewaffnet.«
»Bewaffnet? Clive?« Sie schüttelte den Kopf. »Selbst wenn er sich da mit einer Uzi verschanzt hat, würde er mir kein Haar krümmen.«
Sie hatte keine Ahnung, wozu Menschen aus Verzweiflung fähig waren. »Du bleibst hier, bis ich das Haus in Augenschein genommen und festgestellt habe, ob er da ist. Anschließend komme ich zurück, und du kannst ihm eine Warnung zurufen. Verstanden?«
Sie nickte, und er bugsierte sie, so tief es ging, in das schützende Dickicht zurück. »Rühr dich nicht vom Fleck, Vanessa. Ich mein’s ernst.«
»Versprochen. Aber komm sofort zurück, ganz gleich was du dort vorfindest.«
»Versprochen.«
Wade trabte mit federnden Schritten auf das Haus zu und zog seine Waffe, als er die Rückseite erreichte. Auf der Terrasse standen ein leeres Feldbett und ein Tisch mit einem Aschenbecher, aus dem durchnässte Zigarrenstumpen quollen. Er ging vorsichtig um das Haus herum und spähte durch ein Fenster in einen Raum mit einer Kochnische, einem Sofa und einem einfachen Holztisch mit Stühlen.
Die Eingangstür war angelehnt.
Die Pistole mit zwei Händen im Anschlag, rief er laut: »Hallo?«
Keine Antwort.
Er stieß die Schulter mit der Tür auf, und abgestandene Luft schlug ihm entgegen. Im Halbdunkel wurde ein wildes Durcheinander erkennbar: Die Spüle war voll mit schmutzigem Geschirr, überall auf dem Boden lag Kleidung verstreut. Auf der Arbeitsplatte stand auf einem kleinen Blatt Papier eine Dose Mückenspray.
Es war niemand da, das spürte Wade mehr, als dass er es sah, und so ging er auf den Zettel zu. Ohne in seiner Aufmerksamkeit nachzulassen, begann er zu lesen.
Gideon,
ich weiß, dadurch wird alles noch viel schlimmer, aber ich muss es tun. Ich darf nicht zulassen, dass so etwas wie mit Charlie French noch einmal passiert.
Falls sie mich zuerst umbringen, lass V. nicht davonkommen.
Clive
Als er ein entferntes Poltern hörte, schnellte er herum, die Waffe im Anschlag.
»Wade!« Vanessa kam durch die Tür gestürmt, und ihr Gesicht leuchtete. »Ein Helikopter! Er hat gerade abgehoben, rund anderthalb Meilen von hier! Ich hab ihn gehört und gesehen! War das Clive? Ist er weg?«
Wade hielt ihr den Zettel
Weitere Kostenlose Bücher