Bullet Catcher: Wade (German Edition)
durchnässt.
Er aktivierte die Verriegelung und lief um den Wagen herum, um ihr durch das ohrenbetäubende Prasseln noch ein paar Anweisungen zu geben.
»Bergab gehst du hinter mir, bergauf gehst du vor mir – ansonsten bleibst du an meiner Seite.«
Sie deutete einen militärischen Gruß an, dann machten sie sich auf den Weg.
Die ersten paar hundert Meter waren ziemlich einfach zu bewältigen – der schmale, schlammige Pfad verlief ebenerdig. Als sie an einen Abhang kamen, ließen sie sich abrutschen, und folgten dann einem natürlichen Laubengang mit einem dichten Blätterdach, das ihnen guten Schutz vor dem Regen bot. Es war dunkel und feucht in dem Tunnel, und eng nebeneinander zu gehen schien ihnen das Natürlichste von der Welt.
»Wie findet man denn einen solchen Ort?«, wunderte sich Vanessa. »Und zu welchem Zweck?«
Wade hielt ein paar Palmwedel zurück, damit die scharfen Kanten sie im Vorbeigehen nicht schnitten. »Als Schlupfwinkel.«
»Meinst du … « Sie wischte sich Wasser aus dem Gesicht und sah ihn an. »Diese Firma, für die du arbeitest … meinst du, sie können ihm helfen, wenn er in Schwierigkeiten steckt?«
»Schon möglich. Ich bin ja nicht fest angestellt. Ich weiß nicht, wie Lucy in so einem Fall vorgehen würde. Sie könnte bestimmt helfen – das ist alles eine Frage des Preises.« Er zuckte die Achseln, als ihm einfiel, was er in Vanessas Akte über ihr Gehalt gelesen hatte. »Du könntest es dir aber wahrscheinlich sogar leisten.«
»Warum bist du nicht fest angestellt?«
Er lachte. »Das würde Lucy auch gern wissen. Du wirst lachen, wenn ich dir erzähle, dass dieser Auftrag ursprünglich als ›Geschenk‹ gedacht war, als Köder, um mich von einem Anstellungsvertrag zu überzeugen. Ein gemütlicher Job in der Karibik, auf den Spuren einer hübschen Blondine, die dort Ferien macht.« Er schnaubte. »Was für ein Geschenk.«
Sie knuffte ihn freundschaftlich in die Rippen. »Und was für Ferien. Du kannst deiner Chefin sagen, es tut mir sehr leid, dass ich alles so kompliziert gemacht habe. Aber wenn wir Clive finden, könnten wir vielleicht … «
»Versuch es einfach. Sie ist im Verhandeln ebenso gut wie du, und sie will etwas von dir, Vanessa.«
»Ja, ich weiß. Knochenmark.« Sie wedelte mit der Hand, so wie immer, wenn sie ein unliebsames Thema abschließen wollte. »Warum willst du denn nicht fest für sie arbeiten?«
»Nun, ich denke durchaus darüber nach, will aber auch schauen, was es für Alternativen gibt. Ich würde gern etwas tun, das nichts mit Schießen zu tun hat.«
Sie nickte verständnisvoll. »Möchtest du zurückgehen nach … wie hieß noch das Kaff im Süden von Alabama?«
»Ebro, in Florida. Meine Familie würde ich gern besuchen, ja, aber zurückgehen werde ich nicht. Es kann schon sein, dass ich nach diesem Auftrag erst einmal keinen Job mehr habe.«
»Nach dem, was jetzt mit den Vexell-Aktien passiert ist, und nach unserem kleinen Intermezzo mit dem Firmenchef gestern Abend bin ich meinen Job wahrscheinlich auch los. Wir können also zusammen in die Arbeitslosigkeit gehen.«
»Das mit den Aktien ist für deine Firma ein Hammer.«
»Allerdings. Vexell war praktisch in jedem unserer Hedgefonds und Portfolios vertreten.« Sie schüttelte den Kopf. »Kein Wunder, dass Nicholas Vex sich aufgeführt hat wie ein Wilder, als er uns in seinem Haus vorgefunden hat. Er hatte gerade eine Milliarde Dollar verloren. Oder sogar noch mehr. Meine Güte, ich wünschte nur, ich könnte Marcus anrufen.« Sie warf Wade einen finsteren Blick zu. »Da haben sich deine Leute allerdings getäuscht. Die Nummer aus New York, die du bekommen hast, ist nicht die von Marcus’ Handy. Er würde sich eher den Arm abhacken, als sein Telefon abzumelden.«
»Es ist die richtige Nummer. Lucys Team macht solche Fehler nicht.«
»Diesmal schon. Wenn ich doch nur mein Handy hätte, verdammt. Was, wenn Clive versucht, mich zu erreichen? Dann landet er bei Vex, einem Kunden, Ex-Kunden vielleicht sogar, der vor Wut tobt.« Sie strich sich ein paar triefend nasse Strähnen aus dem Gesicht. »Was für ein Scheiß.«
»Findest du es nicht komisch, dass Nicholas Vex ausgerechnet hier auftaucht?«, fragte er.
»Komisch? Nein.«
»Nur ein paar Tage, nachdem ein Mitarbeiter der Umweltbehörde bei einem Unfall mit Fahrerflucht ums Leben gekommen ist?«
Sie verlangsamte ihre Schritte. »Dass da ein Zusammenhang bestehen könnte, dachte ich mir ehrlich gesagt schon, als du von dem
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