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Bullet Catcher: Wade (German Edition)

Bullet Catcher: Wade (German Edition)

Titel: Bullet Catcher: Wade (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Roxanne St. Claire
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später war er weg. Wenn sie mit ihm hätten sprechen wollen, hätte er ja nicht wegfahren können, oder?«
    Wade zuckte nur die Schultern. »Wenn er nicht verdächtig war – warum nicht? Wo war er denn in der Nacht, als Charlie ermordet wurde?«
    Sie schloss die Augen. »Ich weiß es nicht. Am Tag darauf war er im Büro, als die Nachricht umging. Es schien ihn ebenso zu erschüttern wie alle anderen, aber wir haben uns nie zusammengesetzt, um darüber zu sprechen. Am Abend hat er mich dann angerufen, um mir zu sagen, dass er eine Kreuzfahrt gebucht hat.«
    »Fandest du das zu diesem Zeitpunkt nicht eigenartig?«
    »Ich fand es eigenartig, dass er überhaupt in Urlaub gehen wollte«, sagte sie. »Wir hatten so eine Wette laufen, wer es am längsten ohne Urlaub aushält. Als er mir das erzählt hat, war ich zwar überrascht – aber richtig gewundert hat es mich doch nicht, angesichts der Ereignisse. Er meidet Konflikte und Auseinandersetzungen, weil sie ihn depressiv machen können.«
    »Du hast also angenommen, dass er nur einem Frustanfall aus dem Weg gehen wollte?«
    Sie nickte. »Frustanfall trifft es nicht so ganz. Bei ihm sind das ausgewachsene Depressionen.«
    »Du hast also nie mit ihm über Charlie gesprochen? Oder über sein Mittagessen mit Russell?«
    »Nein – ich hatte gar keine Gelegenheit. Wir sprachen nur über die Kreuzfahrt. Ich schlug ihm vor, er solle sie um eine Woche verschieben, damit er zu Charlies Beerdigung kommen könne, doch er meinte, das ginge nicht, weil diese Großsegler extrem beliebt und sehr früh ausgebucht seien.«
    »Aber du hast einen Monat später für dasselbe Schiff auch noch ein Ticket bekommen.«
    Sie ließ ihren Kopf gegen das Fenster sinken und seufzte. »Er hatte mich zuvor noch nie angelogen.«
    »Verzweiflung kann einen Menschen verändern, Vanessa«, sagte er leise. »Ich habe das schon mit eigenen Augen gesehen.«
    »Mir wird es bald auch so ergehen; ich fühle mich mehr und mehr verzweifelt. Kannst du nicht schneller fahren?«
    »Ohne über die Klippen zu segeln oder gegen einen der dicken Baumstämme zu prallen, die ich regelmäßig umkurve? Nein.« Trotzdem drückte er das Gaspedal noch etwas mehr durch. Es gab keine Straße durch das Zentrum der Insel, sie mussten also den Weg an der Küste entlang nehmen, um von Osten nach Westen zu gelangen. Der Regen hatte sich in ein beständiges Nieseln verwandelt, und nennenswerten Verkehr gab es nur in den kleinen Städtchen, die ebenso rasch auftauchten wie sie wieder verschwanden. Und natürlich stand hin und wieder eine Ziege mitten auf der Straße.
    Binnen dreißig Minuten hatten sie die Straße erreicht, die zur Mango Plantation führte. Er wollte gerade in Richtung der Obstplantagen abbiegen, als sie ihm die Hand auf den Arm legte.
    »Ich bin dir was schuldig, Billy Wade.«
    Er warf ihr einen kurzen Blick zu. »Alles, was du mir schuldest, ist eine Reise nach South Carolina.«
    »Ich weiß. Ich weiß, was wir vereinbart haben, und – «
    »Du willst neu verhandeln.«
    In seiner Stimmen schwang eine Mischung aus Resignation und Hoffnung. Ihr Herz ging auf. »Nein«, widersprach sie und meinte das aus tiefster Seele. »Ich werde mitkommen. Ich meinte eher … ich bin dir persönlich was schuldig.«
    Wade zwinkerte ihr zu. »Keine Sorge. Ich nehm dich beim Wort.«
    Er bog auf eine grasbewachsene Fläche am Rande des Grundstücks ein und hielt neben dem Mercedes, der dort schon gestanden hatte, als sie am Abend zuvor aufgebrochen waren.
    Erleichterung machte sich in ihr breit.
    »Gott sei Dank«, sagte sie mit Blick auf den Wagen, stieß ihre Tür auf und stieg aus. »Vex ist noch – «
    In dem Moment fegte ein Windstoß sie fast von den Füßen, und ein rhythmisches Flappen erschütterte die Luft. Aus dem Sand stieg ein Hubschrauber auf, blieb auf Höhe des Hauses in der Luft kurz stehen und stieg dann weiter auf. Die dröhnenden Rotoren übertönten Vanessas Schrei.
    »War das der, den du vorhin gesehen hast?«, brüllte Wade durch den Lärm und zog sie auf den Holzsteg, der zum Haus führte. »War das ein Bell?«
    »Keine Ahnung.« Sie sah blinzelnd zum Himmel. »Er war eine Meile entfernt, und ich kann einen Hubschrauber nicht vom anderen unterscheiden. Der hier sieht größer aus, aber genau kann ich es nicht sagen.«
    Frust und Enttäuschung rüttelten ebenso an ihr wie der Wirbel, den die Rotorblätter verursachten. Hatte sie Clive schon wieder knapp verpasst?
    »Komm«, sagte Wade und lief über den

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