Bullet Catcher: Wade (German Edition)
gibt einen kleinen Flugplatz auf Nevis, im Norden der Insel. Die Stadt heißt Newcastle.«
Zunächst herrschte wieder Stille, dann sagte Wade: »Ähm, ja. Eine Sekunde, bitte.« Nach einer weiteren Pause sprach Wade mit gesenkter Stimme weiter. »Hören Sie, wir werden in kein Flugzeug steigen, solange wir nicht wissen, wo Clive Easterbrook steckt und ob es ihm gut geht. Ihr ›Geschenk‹, Lucy, erweist sich als ganz schön knifflige Angelegenheit.«
»Ich verstehe. Aber Sie würden auch der New Yorker Polizei einen großen Gefallen tun, wenn Sie ihn finden.«
»Wie das?«, fragte Wade.
»DieErmittlungenimFallCharlieFrenchsindinvollemGang«,berichteteLucyundschlugeineweitereAkteauf.»IchhabemichnachunseremletztenGesprächeinweniginformiert.AuchwennoffiziellimmernochvoneinemwillkürlichenAktderGewaltgesprochenwirdunddieSpurensicherungnochimmernichtabgeschlossenist,deutenwohleinigeHinweiseaufeinenExfreund,derallerdingseinwasserdichtesAlibihat.JetztwerdenauchPersonenausihremFitnessstudioundvonderArbeitindieErmittlungeneinbezogen,einschließlichCliveEasterbrook.«
»Er versteckt sich vor etwas oder jemandem, das steht fest«, sagte Wade. »Wenn wir ihn finden, werden wir das hoffentlich erfahren.«
»Ach, und Wade«, fuhr Lucy fort und zog den Wirtschaftsteil der aktuellen New York Times heraus. »Sagten Sie nicht, Sie würden in Nicholas Vex’ Ferienhaus wohnen?«
»Dazu kam es nicht. Er ist aufgetaucht und hat uns hochkant rausgeworfen. Warum?«
»Er ist auf Nevis? Interessanter Zeitpunkt, um in Urlaub zu gehen.« Lucy drehte die Zeitung, sodass die anderen am Tisch die Schlagzeile lesen konnten. »Die Umweltbehörde in Washington hat gestern Klage gegen Vexell eingereicht; offenbar wurden gesundheitliche Risiken eines Produktes verschleiert.«
»Die Umweltbehörde?« Wade klang überrascht.
»Die sind dafür zuständig«, erklärte Lucy. »Die Auswirkungen auf den Aktienmarkt haben M r Vex bis zum Ende des gestrigen Börsentages wahrscheinlich mehrere Milliarden Dollar gekostet. Ganz zu schweigen davon, dass er jetzt von der Presse und seinen Großkunden aufs Korn genommen wird. Ich kann mir nicht vorstellen, dass er seine Firma in dieser Situation im Stich lässt, um Urlaub zu machen.«
»Können Sie herausfinden, wer bei der Umweltbehörde die Klage vorbereitet hat?«, fragte Wade.
Lucy runzelte die Stirn. »Ich denke schon. Warum?«
»Sagt Ihnen der Name Russell Winslow noch etwas? Der mit seinem Wagen kürzlich über die Klippen gestürzt ist? Er hat für die Umweltbehörde gearbeitet. Kann das Zufall sein?«
Jack hob eine Braue und flüsterte Lucy zu: »Wir wissen ja alle, wie du über Zufälle denkst.«
Als sie das Telefonat beendet hatten, entschuldigte sich Lucy und ging nach nebenan in ihr Büro. Dan stand vor dem Fenster und sah hinaus.
»Ich kann mich nicht erinnern, dich jemals so wütend gesehen zu haben«, sagte sie.
Er drehte sich nicht um. »Du hast überhaupt noch nicht viel von mir gesehen, Luce. Du hast mich auch noch nie, sagen wir, woanders arbeiten sehen.«
Sie trat näher an ihn heran. »Soll das eine Drohung sein?«
Als er sich schließlich umwandte, erstarrte sie förmlich beim Anblick seiner hasserfüllten Augen. »Ich kann hier nicht bleiben, wenn du ihn zurückholst.«
»Ich werde ihn nicht zurückholen, Dan. Er war von Anfang an eng mit diesem Fall verbunden. Mit ihm können wir die ganze Sache einfach schneller abschließen, das ist alles. Er ist noch nicht mal als freier Mitarbeiter tätig.«
»Bezahlst du ihn?«
»Ich stelle ihm für die Suche nach der dritten Schwester Ressourcen zur Verfügung.« Sie nahm hinter ihrem Schreibtisch Platz. »Aber das geht dich im Grunde gar nichts an. Es ist meine Firma, Dan.«
Mit gesenkten Lidern schlenderte er zu dem kleinen Sofa hinüber, setzte sich und wuchtete schwungvoll seine schweren Beine auf einen Tisch, den sie letztes Jahr für siebenundzwanzigtausend Dollar auf einer Auktion bei Sotheby’s ersteigert hatte. Wie Dan sehr wohl wusste, denn er war mit ihr dort gewesen.
Es war eine vernichtende Geste, die wehtat.
»Dan, es geht hier um ein bestimmtes Projekt, bei dem ich mit ihm zusammenarbeite. Ich habe nicht vergessen, dass er uns über seine gesundheitlichen Probleme belogen hat und dich eine Kugel aus seiner Waffe getroffen hat. Er wird nie wieder fest für mich arbeiten. Wir werden das dritte Mädchen finden. Und wenn jemand anders den Mord begangen hat, für den diese Frau sitzt, dann werde ich das auch
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