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Burgfrieden

Burgfrieden

Titel: Burgfrieden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sigrid Neureiter
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hat.«
    Sein Assistent war schon im Begriff zuzustimmen, als Jenny ihm in die Parade fuhr.
    »Mir reicht’s jetzt. Ich steige aus. Meinetwegen könnt ihr weitersuchen – ohne mich.« Um dem Gesagten Nachdruck zu verleihen, fügte sie hinzu, dass sie von Mordred endgültig genug habe. Arthur empfahl sie, den aufsässigen jungen Mann schleunigst seinen Eltern zu übergeben, damit die ihm eine Tracht Prügel verabreichten – für welche es ihrer bescheidenen Meinung nach nie zu spät sei. Sie hatte sich richtig in Rage geredet und hätte ihren wütenden Monolog wohl noch eine Zeit lang fortgesetzt, wenn ihr nicht Lenz beruhigend die Hand auf die Schulter gelegt und durch mehrmaliges Murmeln ihres Namens Einhalt geboten hätte. Ärgerlich über die ungebetene Einmischung hielt sie schließlich inne. Mit einem leichten Heben seiner Hand deutete Lenz auf Arthur, der neuerlich wie erstarrt schien. Jenny hielt es für angebracht, den Mund zu halten. Sie war wohl zu weit gegangen.
    Endlich durchbrach Arthur die Stille.
    »Ich kann Mordred nicht zu seinen Eltern zurückschicken. Er ist mein Sohn.«
    Jetzt war es Jenny, der der Atem stockte. Sogar Lenz neben ihr, der bisher die Ruhe selbst gewesen war, stieß einen Laut des Erstaunens aus. Bevor noch einer von ihnen etwas sagen konnte, setzte der Professor zu einer Erklärung an: Vor über 20 Jahren habe er sich in eine Studentin verliebt und entgegen seinen sonstigen Gepflogenheiten ein Verhältnis mit ihr begonnen. Als sie dann aber wenig später schwanger geworden war, war er rasch wieder zur Vernunft gekommen. Eine Abtreibung lehnte sie jedoch strikt ab. Schließlich hielt er es für das Beste, den Fehltritt seiner Frau zu beichten. Die nahm die Sache auf ihre kühle Art entschlossen in die Hand und traf mit der Studentin – Liesl Leitner, so der Name der werdenden Mutter – ein Arrangement: Diese möge gegen eine großzügige Summe Geldes die Uni und tunlichst auch die Stadt verlassen und für immer aus dem Leben ihres Mannes verschwinden. Liesl Leitner willigte ein, und die nächsten zehn Jahre hörte er nichts mehr von ihr. Dann aber war sie plötzlich mit einem ziemlich verwahrlost aussehenden Jungen vor seiner Tür erschienen. Sie gehe nach Indien, Mordred sei ihr da nur im Weg. Da sie nicht wisse, wohin mit dem Kind, sei der Professor ihr einziger Ausweg. Wieder zeigte Arthurs Frau, Charlotte Kammelbach, wozu sie fähig war: Selbst kinderlos schloss sie mit der Mutter neuerlich eine Übereinkunft, derzufolge sie und Arthur Mordred fortan als ihren Neffen ausgeben und sich seiner annehmen würden. Liesl Leitner war’s zufrieden und setzte sich so rasch sie konnte nach Indien ab, seither hatte man nichts mehr von ihr gehört. Mordred wurde von Charlotte auf ein teures Internat geschickt, durfte aber in den Ferien zu Besuch kommen.
    Arthur selbst war mit diesem Arrangement alles andere als glücklich gewesen. Mehrmals war er drauf und dran, dem hoch intelligenten Jungen, der sich aber als äußerst schwieriger Charakter entpuppte, die Wahrheit zu sagen. Die Vaterliebe, so hoffte Arthur, würde den Heranwachsenden vielleicht doch noch auf den richtigen Weg bringen. Charlotte jedoch war strikt dagegen gewesen, und Arthur gab schließlich nach.
     
    »Als Mordred mir eröffnet hat, dass er ausgerechnet in Salzburg an meinem Institut studieren will, habe ich versucht, es ihm mit allen Mitteln auszureden, aber verbieten konnte ich es ihm nicht. Gegen seine Leistungen ist ja nichts einzuwenden. Trotzdem kommt es mir vor, als müsse ich jeden Tag aufs Neue für meinen Fehler bezahlen.« Arthur hatte sein Geständnis beendet, erneut trat Stille ein, bis Jenny es nicht mehr aushielt.
    »Und warum hat er ausgerechnet diesen Namen?«
    Neben ihr hielt sich Lenz die Hand vor den Mund. War er peinlich berührt oder schon wieder kurz davor los zu prusten? Jenny sah zu Arthur hin, um dessen Augen sich jetzt ein Lächeln kräuselte.
    »Das war Liesls Wunsch. Sie hatte schon immer ein Faible für New Age und Fantasy. Da ist mein Namensvetter, der sagenhafte König Arthur oder Artus, nun einmal so etwas wie eine Ikone.« Wieder strich er sich das Haar in die Stirn. »Wie du sicher noch weißt, hatte der einen Neffen namens Mordred, der auch sein unehelicher Sohn war. Seine Mutter war Arthurs Halbschwester, die Fee Morgana.« Jetzt legte er seine Hand auf Jennys Schulter. »So haben die Kommilitonen Liesl wegen ihres entrückten Wesens damals genannt. Ob sie Morganas Zauberkräfte

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