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Burke 2 - Strega

Burke 2 - Strega

Titel: Burke 2 - Strega Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrew Vachss
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Rennen kam, zeigte ihm Flower Jewel und wartete. Die Zeile mit Flower Jewel zeigte ein 8-4-3 gegenüber von ihrem Namen – sie hatte zuletzt vor einer Woche ein totes Rennen gelaufen, war das Mal davor Vierte, und davor Dritte. Max deutete auf die 8, legte vier Finger auf den Tisch und bewegte sie, wie ein Traber rannte, die beiden äußeren Beine nach vorn, dann die auf der Innenseite – deswegen nennt man sie Paßgänger. Er trabte über den halben Tisch, dann fiel er in Galopp – die beiden Vorderbeine bewegten sich gemeinsam. Er warf mir einen fragenden Blick zu. Yeah, beschied ich ihn, das Pferd war im letzten Rennen gesprungen. Ich hielt meine rechte Faust hoch, um mein Pferd zu zeigen, fing an, sie in einem Kreis über den Tisch zu bewegen.
    Dann ließ ich meine linke Faust den Weg schneiden, wobei die rechte zur Seite ausscherte. Mein Pferd war gesprungen, aber ein anderes war ihm ins Gehege geraten – nicht sein Fehler.
    Max lächelte wissend. Er rieb die ersten beiden Finger und den Daumen zum Zeichen für Geld aneinander, zuckte mit den Schultern und breitete die Hände aus, um zu fragen, wieviel ich investiert hätte. Ich hielt zwei Finger hoch. Max langte rüber und zog einen zu sich – er wollte meinen halben Einsatz übernehmen. Als er dies das letzte Mal getan hatte, hatte er das erste Mal auf ein Pferd gewettet – damals, als Flood hier war. Und wir hatten gewonnen.
    Seitdem hatte ich keinen Treffer mehr gelandet, vielleicht wendete sich mein Glück. Aber wahrscheinlich war es bloß so, daß Max mir beistand. Er wußte, daß ich einen Blues schob, sein Glück mit Immaculata ließ ihn für mich nur noch schlimmer empfinden.
    Als ich mein Urteil für den Heroinklau abgebrummt hatte, nahm Max mich mit rüber zum Lagerhaus und überreichte mir eine alte Reisetasche. Sie war mit Geld vollgestopft – fast vierzigtausend Kröten. Er nahm eine Papierpackung Zucker aus seiner Tasche, riß sie auf und kippte den Zucker auf den Tisch. Er breitete ihn flach aus, dann teilte er ihn mit dem Fingernagel genau in der Mitte. Er fegte die eine Hälfte vom Tisch in seine Hand und deutete auf die andere Hälfte und dann auf mich. Ich kapierte – vom Tag, an dem ich festgenommen worden war, an hatte er die Hälfte von jedem Schnäppchen, das er gemacht hatte, weggelegt und für mich aufgespart, damit ich nicht ganz von vorn anfangen mußte, wenn ich rauskam.
    Ich wußte nicht, was ich sagen sollte. Max legte die hohle Hand auf den Tisch und benutzte zwei Finger, um sich durch sie zu buddeln. Der Maulwurf. Er legte eine Hand auf die Brust und breitete die andere in einer Geste hingebungsvoller Anbetung weit aus.
    Der Prof. Die Tasche enthielt die Hälfte von allem, das sie gemacht hatten, während ich drin war. Dann griff er sich mit der Faust ans Herz und hielt mir eine offene Hand hin. Teilte mir mit, das Geld begleiche die Schuld nicht – er würde mir immer etwas schulden.
    Ich habe im Lauf der Jahre mit einer Masse Gangster gesessen. Die Creme de la creme, die wahre Elite, waren die »gemachten Männer«, die Jungs, die sich in den Finger schneiden lassen und irgendeinem Boß ewige Treue schwören müssen. Sie halten den Mund und sitzen ihre Zeit ab, just wie im Kino. Wenn sie schließlich auf freien Fuß kommen, kriegen sie von ihrem Boß einen Kuß auf beide Backen und ein paar lumpige Kröten. Und sie nennen sich »Eingeweihte«.
    Es dauerte noch ein paar Minuten, bis Immaculata zurückkam.
    Sie hatte einen Armvoll Papier bei sich. »Schau dir das an«, sagte sie mir und setzte sich neben Max hin.
    Es waren Kinderzeichnungen: Strichmännchen, krude Buntstiftbilder – sie sagten mir nichts. »Und?« fragte ich.
    »Schau sie dir noch mal an, Burke. Schau genau hin.«
    Ich zündete mir eine Zigarette an und ging sie erneut durch.
    »Wieso haben die Bilder von den Kids keine Arme?« fragte ich sie.
    »Das isses ja. Jetzt siehst du’s. Die Kinder haben keine Arme.
    Und siehst du, wie klein sie neben der großen Gestalt sind? Schau dir dieses an ...«
    Es war das Bild eines kleinen Kindes, das auf einen riesigen, auf sein Gesicht gerichteten Penis blickte. Das Kind hatte keine Arme – sein Mund war ein grader Strich.
    »Sie ist in der Klemme«, sagte ich.
    »Ja. Sie ist ohne Macht, verstehst du? Sie ist klein, ihr Schänder ist riesig. Der Penis ist ihre ganze Welt. Sie hat keine Arme, um ihn wegzustoßen. Sie hat keine Beine, um davonzulaufen. Sie sitzt in einem Käfig.«
    »Wie bringst du sie da raus?«

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