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Burke 2 - Strega

Burke 2 - Strega

Titel: Burke 2 - Strega Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrew Vachss
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wollte ich wissen.
    Immaculata holte tief Luft. »Manche von ihnen kommen da nie raus. Wir müssen ihnen ein Gefühl der Kontrolle wiedergeben, bevor das passiert. Wenn wir zu spät anfangen, suchen sie die Kontrolle durch Drogen zu bekommen, oder sie versuchen Selbstmord.
    Oder sie kapitulieren.«
    »Kapitulieren?«
    »Vor ihren Gefühlen. Es ist nicht bloß der Verlust der Macht.
    Auch Kinder haben sexuelle Gefühle. Wenn man sie zu früh erweckt, geraten sie außer Kontrolle, und die Kinder suchen ihrerseits Sex ... es ist das, was sie für Liebe halten.«
    »Scheiß Maden.«
    Immaculata sagte nichts. Max langte rüber und nahm ein paar der Streichhölzer, die ich für meine Kippen benutzte. Er zerbrach eines, bis es etwa ein Drittel so groß war wie der Rest, und legte es neben ein ganzes Holz. Dann nahm er das große Holz und zerknackte es, bis es noch kleiner war als das erste. Er blickte Immaculata an.
    »Das funktioniert nicht. Für das Kind ist der Schänder immer übermächtig. Man kann ihn nicht klein machen – man muß das Kind groß machen.«
    Ich nahm das winzige Streichholzstück, das das Elternteil sein sollte, zündete ein weiteres Streichholz an und hielt es an das kleine Stück. Es ging in Flammen auf.
    »Auch das funktioniert nicht, Burke. Du kannst den Übeltäter vom Erdboden verschwinden lassen, aber nicht aus der Seele des Kindes.«
    Ich sagte nichts. Immaculatas Gesicht war ruhig, ihr Blick wachsam, aber ausdruckslos. Ich schaute zu Max – sein Gesicht war eine Betonmaske. Er kaufte ihr das nicht mehr ab als ich.
    »Was hat das mit dem Bandgerät zu tun, Mac?« fragte ich sie.
    »In meinem Büro muß das Kind nicht nur sicher sein, es muß sich sicher fühlen. Es muß erfahren, daß es Teile seines Lebens kontrollieren kann. Es muß erfahren, daß es das Recht hat, nein zu sagen. Okay?«
    »Okay.«
    »Die meisten Kids sind in eine Verschwörung des Schweigens einbezogen. Der Täter läßt sie versprechen, nichts zu verraten – es geheimzuhalten. Oder sie lassen die Kinder glauben, etwas Schreckliches würde geschehen, wenn sie reden. Also erzähle ich ihnen, wenn da etwas ist, was sie nicht auf dem Kassettenrekorder haben wollen, brauchen sie bloß hinzulangen und ihn abzustellen.
    So haben sie die Kontrolle.«
    »Und sie schalten ihn ab, wenn sie zu dem Zeug kommen, das du fürs Gericht brauchst?«
    »Manchmal tun sie das«, sagte sie.
    Ich zündete mir eine weitere Kippe an, schloß die Augen und verschaffte mir etwas Zeit zum Denken. Als es mir kam, war es so simpel, daß ich sicher war, sie hatten bereits dran gedacht.
    »Benutz zwei Kassettenrekorder«, sagte ich Mac.
    »Zwei Kassettenrekorder?«
    »Sicher. Den einen oben auf dem Tisch – denjenigen, den die Kids abschalten können, wenn sie wollen, klar? Und einen anderen hältst du außer Sicht, vielleicht unter dem Tisch oder so was. Und den läßt du die ganze Zeit laufen. Selbst wenn sie also den ersten abschalten, hast du immer noch alles auf Band.«
    Immaculata legte wieder zwei Fingernägel an ihre Wange und überdachte es. »Das wäre unehrlich«, beschied sie mich.
    »Läßte lieber ’nen Drecksack lachend davonkommen?« fragte ich.
    Sie wartete eine oder zwei Sekunden. »Nein«, sagte sie. Und ein Lächeln breitete sich auf ihrem hinreißenden Gesicht aus. »Genau das machen wir.«
    Max machte eine »Ich hab’s dir ja gesagt«-Geste zu seiner Frau und lächelte nun selber. Immaculata langte rüber und drückte mir die Hand, und Max’ Lächeln wurde breiter.
    Immaculata war die erste Frau, die je in unseren Clubraum gekommen war. Sie würde auch die letzte sein. Wie jede wirklich gefährliche Bestie vermählte Max sich lebenslang.
    Ich überließ sie einander und ging nach hinten, um meinen Anruf zu machen.
    Es wurde eben dunkel, als ich durch die Katakomben hinter dem Lagerhaus lief. Der Keller war einer von vielen, die unter sämtlichen Gebäuden des Blocks verliefen. Das Stadtplanungsamt verkaufte mir vor einem Jahr einen Satz Pläne, und der Maulwurf tüftelte aus, wie wir all die Keller miteinander verbinden könnten, indem wir ein paar Löcher bohrten. Wir brauchten fast einen Monat dazu, aber wenn man erst im Lagerhauskeller war, konnte man auf zig verschiedenen Wegen rauskommen. Ursprünglich machten wir es bloß für den Fall, daß wir schleunigst verschwinden mußten, aber als wir erst da unten waren, zeigte mir der Maulwurf, wie wir die Telefonverbindungen in den anderen Gebäuden anzapfen konnten. Das

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