Burke 3 - Bluebelle
meine. Ihre Knöchel waren weiß. Ich setzte die Nadel ein. »Laß los«, sagte ich. Ihr Gesicht war verschwitzt. »Ich kann nicht.«
»Komm schon, Belle. Es ist okay. Komm schon ...« Ich sah, wie sich ihre Hände langsam lösten. Die Augen geschlossen, zog sie sie plötzlich weg. Ich griff mir die Granate mit der rechten Hand, steckte sie in die Schreibtischschublade. Meine linke Hand war zur Klaue verkrümmt.
»Geh ins Badezimmer. Hol mir das Döschen mit dem Tigerbalm, okay?«
Sie öffnete die Augen. Ging ohne ein Wort. Kam mit der Dose roter Salbe zurück. »Reib’s mir in die Hand. Überall, so fest du kannst.«
Sie bearbeitete meine Hand, als riebe sie Öl in Leder ein. Ich hatte keinerlei Gefühl. »Brennt es?« fragte sie.
»Warm wird’s werden, das ist alles. Sobald du fertig bist, muß ich sie einwickeln.«
Ich setzte mich auf die Couch. Belle kam mit einem Handtuch zurück. Setzte sich links neben mich, schmiegte sich an mich, so daß mein rechter Arm um sie war. Sie drehte sich zur Seite, nahm meine linke Hand und legte sie zwischen ihre Brüste. Sie drückte sie zusammen. »Zieh die Decke über mich«, sagte sie. Ich tat es.
Nach ein paar Minuten konnte ich die Hitze spüren. Ich wackelte mit den Fingern, lockerte die Verkrampfung. »Dieses Zeug wird dich nicht verbrennen«, versprach ich. »Ist wurscht, falls doch«, sagte sie, während sie süße kleine Geräusche im Hals erzeugte.
»Wieviel Bier hast du Pansy gegeben?«
»Bloß drei.«
»Verdammt. Das ist mehr, als sie je hatte. Kein Wunder, daß sie glasig schaut.«
»Ich wollte, daß sie mich mag.«
»So was kannst du dir nicht erkaufen.«
»Ich wollte es nicht erkaufen. Ich wollte ihr bloß etwas Gutes tun.«
»Okay.«
»Bist du schläfrig?«
»Ein bißchen.«
»Geh schlafen, Baby«, sagte sie.
Ich schloß die Augen, die Hände zwischen ihren Brüsten, warm.
Pansys Knurren weckte mich, ihre Schnauze Zentimeter vor meinem Gesicht. Es war kein Notfall; sie wollte bloß ihr Dach benutzen.
»Die vielen Biere, hä?« fragte ich sie, während ich mich von Belle entwirrte.
Als ich wieder reinkam, war Belle auf der Couch, die Decke bis unters Kinn gezogen.
»Wo wollen wir schlafen?«
»Du schläfst genau dort. Mach schon, ich habe zu arbeiten.«
»Gehst du aus?«
»Nein. Ich hab ein paar Dinge zusammenzutragen«, sagte ich, während ich meine linke Hand betätigte. Sie funktionierte bestens.
Ich stapelte die neuen Ausschnitte zu einem Haufen, fing an, das, was ich bislang hatte, durchzusortieren. Die Straßenkarten waren noch an der Wand, wo Belle sie angeheftet hatte. Ich machte mich ans Werk. Der Maulwurf wollte in den Keller unter Sin City – es mußte das letzte Stückchen sein.
Pansy kam die Treppe runter, trottete in die Ecke und schloß die Augen. Belle schüttelte die Decke ab, kam zu meinem Arbeitsplatz am Schreibtisch.
»Ich möchte helfen.«
»Wenn du helfen willst, zieh dir ein paar Klamotten an.«
»Warum?«
»Weil du mich ablenkst. Und weil ich’s dir gesagt habe.«
Sie lehnte sich über den Schreibtisch, die Brüste an meinem Gesicht. »Riechen sie nach diesem Tiger-Zeug?«
»Nein.«
»Atme tief ein«, sagte sie und stieß mich mit dem Hinterkopf an sich.
»Sie riechen nach dir.«
»Möchtest du immer noch, daß ich meine Sachen anziehe?«
»Yeah.«
Sie bedachte mich mit einer Schnute, kehrte mir abrupt den Hintern zu und ging weg. Ich hörte die Dusche laufen, wandte mich wieder der Arbeit zu.
Ich kritzelte einen gelben Notizblock voll, doch die Liste war in meinem Kopf. Geisterbus. Babynutten. Mortay. Ramón. Der Tote, den El Cañonero auf dem Chelsea-Spielplatz hinterlassen hatte.
Schmerz gegen Kohle. Der Geisterbus mag kein dunkles Fleisch.
Eine eisige Gefahr, wie ein Nebel dicht über den Boden kriechend.
Der Peep-Show-Jeton. Sin City. Eine Kirche, wo man den Eisgott verehrt. Kellerduell. Und Sally Lou.
Jemand tippte mir auf die Schulter. Belle, in einem bis auf die Schenkel reichenden gelben Sweatshirt. »Du hast gesagt, ich könnte helfen.«
»Setz dich«, sagte ich und tippte auf den Schreibtisch. »Hör zu, ich spiel’s durch.«
Sie pflanzte sich auf den Schreibtisch, die Hände im Schoß.
Aufmerksam.
»Alles fing mit dem Geisterbus an, weißt du noch? Kommt vom Fluß her, erschießt ein paar kleine Mädchen. Marques isses egal, warum; er will ihn bloß von der Straße weg. Also nimmt er mit mir Kontakt auf. Ich will mich grade umschaun, da kreuzt dieser Mortay auf. Bringt den
Weitere Kostenlose Bücher