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Burke 3 - Bluebelle

Burke 3 - Bluebelle

Titel: Burke 3 - Bluebelle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrew Vachss
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Verteidiger versucht hier offensichtlich Subjektivismus zu etablieren. Dies ist dazu angetan, dem Ruf eines Toten zu schaden.
    Mr. Davidson: Dieses Gericht hat bereits die Aussage des Kindes Princess vernommen. Der Ruf dieses Vergewaltigers ist bereits Gegenstand der Beweisaufnahme.
    Mr. Haynes: Einspruch! Mr. Jackson steht nicht vor Gericht.
    Mr. Davidson: Das stimmt. Er ist bereits abgeurteilt.
    Das Gericht: Meine Herren, das genügt nun. Der Einspruch ist abgelehnt.
    F: Ich frage Sie erneut, Mrs. Blaine. Sahen Sie seinen Gesichtsausdruck, als er Ihnen gestand, daß er Princess vergewaltigt hatte?
    A: Yeah. Er hat gelächelt. Als wär das gar nix.
    Mr. Haynes: Einspruch.
    Das Gericht: Abgelehnt.
    F: Hat er sonst noch etwas gesagt?
    A: Er hat gesagt, das kleine Biest hat gekriegt, was sie verdient hat.
    F: Was geschah danach?
    A: Ich hab mir ein Küchenmesser geschnappt und hab’s ihm ins Herz gestochen.
    F: Hatten Sie die Absicht, ihn zu töten?
    A: Ja.
    F: Warum?
    A: Damit er meinem Baby nicht mehr weh tun kann.
    Mr. Davidson: Ihre Zeugin.
    Die Verteidigung in einer Mordanklage zu übernehmen war kein Job für die üblichen Gerichtsgauner. Zu viele von uns hatten mit Hortense gesessen, wenn sie aufs Land geschickt wurden. Zum Beispiel der Prof. Kurzform für »Professor«. Oder »Prophet«. Ein winziger, schwarzer Omenmeister, der lange vor meiner Geburt schon auf Trebe ging; er sprach in Strophen und er hetzte Ganoven. Der Prof ging mir aufrecht nur bis zur Brust, aber aufrecht ging er immer.
    »Schleim abstechen ist kein Verbrechen«, war alles, was er sagte, und schon war er dabei, egal was wir machen mußten, um das Geld aufzubringen.
    Davidson war der rechte Mann für den Job. Ein stämmiger Kerl mit Vollbart, der mit aller Härte zu spielen versteht. Ich hörte das erste Mal von ihm, als er vor Jahren einen Pistolero der UGL verteidigte. Davidson erklärte uns, die einzige Möglichkeit, diesen Fall hier anzugehen, läge in einer, wie er es nannte, »psychiatrischen Autopsie« des Toten.
    Und die zog er durch. Als er fertig war, wußten die Geschworenen, daß Jackson vor seinem Tod ein leibhaftiges Dreckstück war.
    Sie kamen mit einem Schuldspruch wegen Totschlags in einem minder schweren Fall rüber. Man konnte die Last förmlich weichen spüren – auf Mord stehen in diesem Staat fünfundzwanzig Jahre bis lebenslänglich. Doch Davidson schmetterte mit der Faust derart hart auf das Verteidigerpult, daß er sie sich hätte brechen können. Er hob nicht mal den Blick.
    Einer der Geschworenen ging hin zu ihm. Ein fetter Kerl in einem braunen Anzug. Sagte, Davidson habe seine Sache großartig gemacht, bat ihn um seine Karte. Davidson hob den Blick, schaute den Geschworenen an. Seine Augen waren feucht. »Ich bin wählerisch, was meine Mandanten angeht«, sagte er und kehrte der ausgestreckten Hand des Geschworenen den Rücken zu.
    Der Richter schickte Hortense für zwei bis sechs Jahre rein.
    Nur Kinderschänder kriegen in New York Bewährung. Einer ihrer Pflegesöhne stand neben ihr, als sie das Urteil hörte. Er ist jetzt erwachsen, arbeitet bei einer Bank, wohnt im Grünen. Als er hörte, daß sie einfahren müßte, fing er an zu weinen. Hortense legte ihm ihre große Hand auf die Schulter. Sie mußte sich dazu recken.
    »Sei ein Mann«, sagte sie ihm. Gab keinen Millimeter nach.
    Sie küßte Davidson auf die Backe und streckte die Hände zum Fesseln aus.
    Davidson arbeitet an der Berufung. Arbeitet hart dran, wie er alles macht. Während er an der Berufung tüftelt, tüfteln wir dran, wie wir ein bißchen Asche zusammenkratzen können, bis Hortense rauskommt. Einmal im Monat besucht sie der Prof im Gefängnis und bringt ihr einen Schwung Überweisungen zum Unterschreiben. In der Bronx gibt’s eine Bude, wo man Schecks einlösen kann, ohne daß zu viele Fragen gestellt werden. Hortense kriegt die Hälfte vom Geld, Michelle und ich teilen uns den Rest. Ursprünglich sollte es durch vier geteilt werden, aber der Prof überläßt Hortense seinen Part. »Nicht jede Rückzahlung is tückisch«, sagte er, als ich ihn fragte.
    Michelle beackerte die Straßen nicht mehr. Ich dachte, es wäre wegen AIDS, aber sie sagte, sie könnte es nun, da sie Mutter wäre, nicht mehr riskieren, hopsgenommen zu werden.
    Also macht sie Telefonjobs, wo die Pisser ihre Kreditkarten strapazieren, während sie sie über den Berg quasselt. Oder sie macht bei ihren Klienten Hausbesuche.
    Es war nur rechtens, daß sie und Hortense

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