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Burke 3 - Bluebelle

Burke 3 - Bluebelle

Titel: Burke 3 - Bluebelle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrew Vachss
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Ecke des weißen Raumes. Den Ellbogen auf einem schwarzen Lacktisch voller Bücher und Papiere. Das Baby, nur mit einer Windel bekleidet, saß ihr gegenüber. Es machte ein ernstes Gesicht, während es seiner Mutter bei der Arbeit zusah. Ein Hirnholztisch zog sich die ganze Wand entlang, an jedem Ende standen Lehnstühle aus Hartholz.
    Max deutete auf einen. Als ich mich hinsetzte, legte Immaculata ihre Notizen beiseite und erhob sich.
    »Hallo, Burke.«
    »Hi, Mac. Wie geht’s Flower?«
    »Sie ist ein tolles Kind«, sagte Mac, als würde sie sämtliche anderen Möglichkeiten in Betracht ziehen. »Tee?«
    »Danke«, sagte ich; ich wußte, was sie meinte.
    Mac wollte ins Nebenzimmer laufen. Das Baby gab ein Geräusch von sich, gar nicht mal ein Schreien, vielleicht eine Frage.
    Mac kniete sich neben ihr Kind, sie sprach leise, aber eindringlich wie Stahl. »Mutter kommt wieder, mein Schatz. Kommt immer wieder, ja? Läßt dich nie allein.« Sie küßte die Kleine feierlich auf die Stirn. Winkte dem Kind zum Abschied zu. Wieder und immer wieder, geduldig, bis auch das Kind die Hand bewegte. »Kluges Baby!« Immaculata klatschte.
    Ich nahm eine Zigarette raus, hob sie hoch, um Max zu fragen, ob es okay wäre, im Beisein des Kindes zu rauchen.
    Max deutete auf den eßtellergroßen Aschenbecher, außen Aluminium, innen glasierter Ton. Er zündete sich selber eine Zigarette an, blies den Rauch zur Decke. Breitete die Arme aus, was heißen sollte, daß alle Welt rauchte und das Baby nicht sein ganzes Leben im Haus zubringen könnte.
    Immaculata kam wieder rein. Sie trug eine Teekanne mit zwei Tassen, ein Glas eiskaltes Ginger-Ale für mich. »Ich habe deine Post«, sagte sie und reichte mir einen Stapel Briefe. Ich habe ein Postfach drüben in Jersey. Einer von Mamas Fahrern leert es etwa alle zwei Wochen für mich, deponiert die Briefe in Mamas Keller. Max holt sie ab, wenn er dazu kommt, und hebt sie für mich auf. Ich blätterte sie durch. Nichts aus Japan. Nichts von Flood. Ich steckte sie in die Jacke.
    Immaculata zog sich einen Stuhl ran, setzte sich zu uns, ein Auge auf ihrem Kind. Flower brabbelte fröhlich vor sich hin. Es klang wie Gesang.
    Max hielt einen Finger hoch, suchte Blickkontakt mit mir. Paß auf.
    Geräuschlos erhob er sich von seinem Stuhl und kauerte sich hinter das Baby. Plötzlich knallte er die Hände zusammen. Es klang wie ein Schuß. Das Baby fuhr zusammen, versuchte den Kopf in Richtung des Geräuschs zu drehen. Max zerrte sie hoch, hielt sie an seine Brust, schmiegte sich an sie, seine schwieligen Hände nun sanft wie ein Wattebausch. Die winzigen Kinderhände tasteten – stießen auf einen seiner Finger, packten zu und hielten fest.
    Max trug das Baby wieder zu seinem Stuhl, setzte es sich auf den Schoß. Lächelte.
    Immaculata, die Hände in den Hüften, stand da und beobachtete ihn. »Max!« fuhr sie ihn an und stampfte mit dem Fuß auf. Er ignorierte sie, achtete nur auf mich.
    Immaculata seufzte. »Als ich schwanger war, hat er das die ganze Zeit gemacht. Er sagte, das Baby könnte ihn hören. Sobald sie auf der Welt war, mußte jeder leise sein. Er hat gewartet, bis sie saugte ... Dann hat er in die Hände geklatscht, genau wie jetzt. Als sie sich gerührt hat – als sie ihn hörte –, habe ich gedacht, er würde platzen. So glücklich war er.«
    »Sie hat seine Stimme erkannt«, sagte ich.
    »Sicher. Genau das hat er gesagt.«
    »Was sollte es sonst sein?«
    »Ich glaube« – sie schaute zu ihrem Mann – »ich glaube, er hatte Angst, unser Kind könnte taub geboren werden.«
    »Ist Max taub geboren?«
    »Ich habe ihn nie gefragt«, sagte sie mit warnendem Unterton.
    Er war mein Bruder. Ich hatte mir das Recht, es zu wissen, verdient. In einer Gefängniszelle verdient. Ich deutete auf Max. Machte eine Geste, als würde ich ein Kind wiegen. Deutete wieder auf ihn. Auf mein Ohr.
    Sein Gesicht wurde hart, die Augen geschlitzt, der Mund ein grader Strich. Er schüttelte den Kopf. Nein.
    Ich öffnete meine Hände. »Wie?«
    Max hob das Baby sanft auf, trug es zurück, setzte es ab. Küßte es. Er stand zwischen Immaculata und mir. Deutete wieder auf sich. Er hieb mit der Faust so rasch in die andere Hand, daß ich nur die Leuchtspur sehen konnte. Ein scharfer Knall. Er deutete auf sein Ohr. Hielt die Hand in Schenkelhöhe. Ein kleines Kind. Seine Hand wurde zur Klaue, packte etwas, hob es vom Boden hoch. Warf es an die Wand. Ging davon. Deutete wieder auf sich.
    Er war nicht taub

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