Burke 3 - Bluebelle
Lichter angingen, hatte ich noch zwei Drinks vor mir stehen. Ich hatte sie nicht angerührt. Der Stapel Zehner vor mir hatte abgenommen.
Ich ging zu meinem Platz am Ende der Bar zurück. Noch immer weit davon entfernt, mit Belle zu reden. Laura kam zu mir her, das Tablett mit einem weiteren Gin mit Tonic in getrennten Gläsern beladen. Sie lehnte sich über die Bar.
»Hat dir die Nummer besser gefallen?«
Ich spürte eine Hand auf der Schulter.
»Mit Sicherheit«, sagte eine Kleinmädchenstimme.
Ich drehte mich nicht um. Ich wußte, wer es war.
»Is das deiner?« fragte Laura Belle.
»Mit Haut und Haaren«, sagte Belle.
»Ich hab gedacht, du magst keine Männer«, sagte Laura mit einem fiesen kleinen Lächeln.
»Ich mag keine Jungs.«
Laura schaute an mir vorbei. Sie langte mit der Hand zu meinem Stapel Zehner. Nahm einen. Stopfte ihn sich ins Dekollete.
»Nimm zwei«, sagte Belle, die rauchige Stimme rasiermesserbestückt.
Laura zuckte die Achseln, als dächte sie drüber nach. Sie schnappte sich einen weiteren Schein von der Bar und ging weg.
Ich spürte Belles Gesicht in der Dunkelheit dicht vor meinem.
Roch ihren Kleinmädchenschweiß.
»Wo ist Ihr Auto?« flüsterte sie mir ins Ohr.
Ich sagte es ihr.
»Trinken Sie Ihren Tonic aus. Ich treff Sie in zehn Minuten draußen.«
Ich spürte, wie sie davonzog.
Ich war noch bei meiner ersten Kippe, als ich sah, wie eine fließende weiße Gestalt über den Parkplatz auf das Auto zukam.
Belle. In einem weißen Hänger, kaum kleiner als ein Kinderzelt.
Sie öffnete die Tür und rutschte auf den Vordersitz. »Krieg ich ’ne Zigarette, großer Junge?« Ihr Ton war reine Parodie.
Ich gab ihr eine. Riß ein Streichholz an und studierte im Feuerschein ihr Gesicht. Es war wieder sauber abgeschminkt. Sie inhalierte, wie man normalerweise einen Zug aus der Sauerstoffflasche nimmt. Ihre Brüste hoben sich unter dem Hänger. Ihre Schenkel schimmerten in der Nacht. Das blaue Mal war eine Tätowierung.
Eine winzige Schlange, Sförmig gekrümmt.
Sie sah meinen Blick. »Gefallen Ihnen meine Beine?«
»Sie schaun aus, als würden sie Saft verspritzen, wenn man sie quetscht.«
»Möchten Sie’s probieren?«
Ich legte ihr eine Hand auf den Schenkel, nahm die Schlangentätowierung zwischen Daumen und Finger.
»Nicht das da«, sagte sie.
Ich schob die Hand weiter, quetschte. Spürte die Babyhaut oben drauf, die langen, harten Muskeln drunter. Ich beobachtete ihr Gesicht.
»Kein Saft.«
»Da nicht«, sagte sie und verlagerte ihren Hintern auf dem Autositz.
Ich nahm die Hand weg. Zündete mir eine weitere Kippe an.
»Wie lang haben Sie mich beobachtet?« fragte ich sie.
»Woher wissen Sie das?«
»Sie wußten, wie Sie mich in der Dunkelheit finden.«
»Vielleicht bin ich ja den ganzen Laden durchgegangen.«
»Sie wußten, daß ich den Gin nicht getrunken habe.«
Belle nahm einen weiteren tiefen Zug. »Vielleicht sind Sie ja ein Detektiv«, sagte sie, ein dünnes Lächeln um den Mund. »Wir haben einen Streifen Einwegglas rund um den ganzen Laden. Damit wir sehen können, wer reinkommt.«
Ich sagte gar nichts, musterte die Schlangentätowierung.
»Wissen Sie, warum dem so ist?«
»Der Laden kann kein Geld einbringen. Die Strip-Nummern kosten ’ne Menge Zaster. Die Video-Projektion, die Musikanlage, all das. Ihr nehmt wenig Eintritt. Ihr verkauft keinen Sex. Auch wenn die Typen fürs Fummeln und verwässerte Drinks viel Geld zahlen, kann der Boß nicht glatt rauskommen.«
»Und ...«
»Und der Bau ist ’nen ganzen Zacken größer als die Bar.«
Belle nahm einen letzten Zug. Warf die Zigarette aus dem offenen Fenster: »Was verrät Ihnen das?«
»Wer weiß? Habt ihr da hinten genug Platz, daß Laster reinfahren können?«
»Sicher.«
»Der Flughafen ist um die Ecke ...«
Meine Zigarettenschachtel lag oben auf dem Armaturenbrett.
Bell genehmigte sich eine. Ich zündete sie ihr an.
»Marques sagt, Sie wären ein Abstauber.«
»Marques ist ein Zuhälter.«
»Weiß nicht. Nicht mein Zuhälter. Deswegen hat die Zicke ja den Spruch losgelassen, von wegen ich mag keine Männer. Ich verkauf keinen Sex.«
»Täten Sie’s, wären Sie reich.«
Das brachte mir ein weiteres Lächeln ein. Dann: »Sind Sie hier rausgekommen, um mir zu sagen, daß Sie sich mit ihm treffen?«
»Dienstag abend.«
»Warum am Dienstag?«
»Das ist doch Ihr freier Abend, richtig?«
»Und?«
»Und Sie kommen mit.«
»Sagt wer?«
»Das ist der Deal, Belle. Dienstag abend.
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