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Burke 3 - Bluebelle

Burke 3 - Bluebelle

Titel: Burke 3 - Bluebelle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrew Vachss
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Pier 47. Marques weiß, wo das ist. Elf Uhr. Bestellen Sie ihm, er soll zwei Riesen mitbringen. Bestellen Sie ihm, die sind für mich. Fürs Reden.«
    »Das ist ’ne Menge Geld fürs Reden.«
    »Sie werden für Ihre Arbeit bezahlt – ich für meine.«
    Belle nahm einen weiteren Zug. »Um welche Zeit holen Sie mich ab?«
    »Mach ich nicht. Bestellen Sie Marques, es läuft nach Duellregeln – jeder von uns bringt eine Person mit. Er hat Sie dabei.«
    »Ich duellier mich nicht.«
    »Der Kerl, den ich mitbringe, auch nicht. Bestellen Sie Marques, was ich gesagt habe. Er wird’s kapieren.«
    »Ich möcht nicht, daß Marques weiß, wo ich wohne.«
    »Treffen Sie sich woanders mit ihm.«
    »Und danach ...«
    »Bring ich Sie nach Hause«, sagte ich ihr.
    »Soll ich Sie anrufen und Ihnen sagen, ob er ...?«
    »Rufen Sie nicht an. Ich bin am Pier. Bestellen Sie ihm nur, er soll mich nicht wieder anrufen, wenn er nicht aufkreuzt.«
    »Bringen Sie mich trotzdem heim?«
    »Ja.«
    Belle lehnte sich an mich. Ein großes, Süße verströmendes Mädchen mit einer Schlangentätowierung auf dem Schenkel. Sie stieß mir mit der Hand an die Brust, drückte mich in den Sitz. Küßte mich fest auf den Mund und sagte gleichzeitig: »Dann bis Dienstag.«
    Ich sah den weißen Hänger über den dunklen Parkplatz tanzen, bis er hinter dem blauen Gebäude verschwand.
    Max war bereits auf das Treffen mit Marques eingeschworen. Dem Maulwurf konnte ich mit Leichtigkeit eine Nachricht zukommen lassen, auch wenn er nicht ans Telefon ging. Damit blieben mir noch ein paar Tage, um den Prof aufzustöbern.
    Es könnte so lange dauern. Der kleine Mann könnte in Einfahrten schlafen oder Hotelkorridore abgrasen. Er könnte die U-Bahntunnel beackern oder die sperrstundenfreien Läden. Er hatte keine Anschrift, doch man konnte ihn nicht »obdachlos« nennen. Ich fragte ihn mal, warum er sich nicht irgendeine Bleibe suchte – warum er auf der Straße lebte. »Ich hab keinen Mumm, und ich mag kein Drumrum«, sagte er mir. Mehr brauchte er mir nicht zu erklären – wir kennen uns aus dem Gefängnis.
    Ich glaube, »Prof« war einst die Kurzform für »Professor«, weil er immer soviel älter und schlauer als der Rest von uns wirkte.
    Aber irgendwo auf halber Strecke fing er an, jene Art Wahrheit von sich zu geben, die nie in Büchern auftaucht, und jetzt steht’s für »Prophet«.
    Ein Bürger könnte den Prof nie finden, aber ich wußte, wo er seine Löhnung abholte. Vor ein paar Jahren verschaffte ich ihm Stütze. Geistige Behinderung. Die offizielle Diagnose besagte »Schizophrenie. Chronisch, undifferenziert«. Der Diensthabende am Bellevue hielt die ungeheuerliche Desorganisation seines Gedankenmusters fest, seine grandiosen Verkündigungen, seine Wahnideen, wonach er seinen Marschbefehl direkt vom toten Geist des Marcus Garvey bezog. Ein typischer Fall von Mikrowelle. Sie probierten es mit Medikamenten, und die erreichten das Übliche – der Prof wurde schläfrig. Es war die dreißigtätige Investition wert.
    Als sie den Prof entließen, gaben sie ihm einen Medikamentenvorrat für eine Woche mit, einen regelmäßigen Termin in der Klinik und das, was der alte Mann seine »Irrenpapiere« nannte.
    Einmal im Jahr schicken die federales dem Prof einen Brief, in dem sie ein Gespräch »unter vier Augen« fordern. Er muß dann persönlich in der Klinik antreten. Nicht um zu beweisen, daß er immer noch närrisch ist, sondern bloß, daß er noch lebt. Uncle Sam behält ein Auge auf seinem Geld.
    Es war ein doppelter Coup. Nicht nur, daß der Prof jeden Monat seine Behindertenrente kriegte, die Diagnose war auch ein Freifahrschein aus dem Knast für den Fall, daß er wegen irgendwas Größerem einfahren sollte. Es geht nichts über eine Verteidigungsstrategie aufgrund von Unzurechnungsfähigkeit, noch bevor man das Verbrechen begeht. Die Regierung schickt ihm den Scheck über die allgemeine Zustellung im riesigen Postamt an der Eighth Avenue zu, genau gegenüber vom Madison Square Garden. In New York gibt es so viele Obdachlose, daß am Schalter der allgemeinen Zustellung mehr Betrieb herrscht als in den meisten Kleinstädten.
    Ich adressierte eine Postkarte an den Prof. Schrieb »Melde dich«
    hinten drauf und warf sie ein.
    Bis zum späten Dienstag abend hatte ich alles an Ort und Stelle. Ich aß bei Mama zu Abend, während ich über einer Ausgabe von Harness Lines brütete und Ausschau nach einem Pferd hielt, das mich reich machen sollte. Max kam rein,

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