Burke 3 - Bluebelle
nur zu leicht zurechttüfteln, aber die Antworten taugten nichts. Der Prof war absolut zuverlässig. Wenn er nicht anrief, war er in Schwierigkeiten, oder er war tot. So oder so, ich war in der Pflicht.
Belle ließ mich wieder rein. Ich checkte das Telefon; die Schnur war lang genug und reichte durch die ganze Hütte, sogar bis raus auf den Steg. Ich bat Belle um eine Nagelfeile. Dann drehte ich das Telefon um, schraubte es auf, checkte die Kontakte, stellte sicher, daß die Glocke funktionierte. Ich schraubte es wieder zu, drehte die Scheibe auf der Unterseite auf die lauteste Einstellung. Ich stellte das Telefon auf den Beistelltisch neben der Couch zurück, beobachtete es.
Belles Stimme drang durch den Nebel. »Du bringst alles fertig, damit ein Telefon klingelt, hä?«
Der Raum wurde wieder deutlich. Ihr Gesicht war sauber abgerieben, doch der Glanz war weg. »Was ist los, Belle? Du siehst aus, als hättest du Angst vor mir.«
»Ich hab Angst davor, daß du mich ausschließt.«
»Das ist nicht deins«, sagte ich ihr – die Stimme tonlos.
Belles Hände marschierten auf die Hüften. Sie reckte das kleine Kinn vor, die Augen funkelten. »Für was für eine Frau hältst du mich eigentlich?« forderte sie.
Ich zuckte die Achseln, wußte, es war grausam, klemmte aber an meinem Kurs.
Sie rückte näher, nahm sämtlichen Raum zwischen uns ein.
»Ich hab gesagt, ich würde dich lieben, Burke. Glaubst du, ich laß dich die Wahrheit sagen und mach’s selber nicht?«
»Nein.«
»Dann glaubst du, daß ich die Wahrheit gesagt habe?«
»Ja.«
»Du weißt, was ich möchte?«
»Sicher.«
Sie bückte sich zu meinem Sitzplatz runter, zog mir die Zigarette aus dem Mund, drückte ihre Nase an meine.
»Sag mir, was ich möchte.«
Ich rührte mich nicht, verzog keine Miene. »Die Hinterseite von dem Laden, wo du arbeitest – die ist wie ein Koffer mit doppeltem Boden. Jede Menge Platz. Erwischt’s am Flughafen einen Panzerwagen – machen sich die Abgreifer davon, so schnell sie können. Aber sie brauchen nicht weit, richtig? Sie fahren hinten in den Laden rein, verstaun das Fluchtauto und gehn in den Club. Wenn die Cops nachschaun kommen, sind sie seit Stunden dagewesen. Alles in einem, Alibi und Unterschlupf. In ein paar Wochen kommt man problemlos zurück. Schafft die Asche weg.« Ich nahm ihr die Zigarette aus der Hand, lehnte mich zurück, nahm einen tiefen Zug. »Wie werden sie das Fluchtauto los – säbeln sie’s in Stücke? Spritzen sie’s dort um? Fahren sie hinten in einen Lieferwagen rein, versenken es eines Nachts im Sumpf?«
Sie antwortete mir nicht. Musterte mich bloß.
»Das Geld liegt da einfach rum. Saubere, unmarkierte Scheine.
Wahrscheinlich zwei oder drei gute Jobs, an einem Ort verstaut. Etliche Hunderttausend, minimum. Wäre nicht das erste Mal, daß jemand den Spieß umdreht und das Syndikat erwischt hat. Abgreifer sind nicht wie Buchmacher – deshalb geben sie auch keine guten Angestellten ab.«
Ich nahm einen letzten Zug, drückte die Kippe aus. Spürte ihren Blick auf der Haut brennen.
»Wer immer das organisiert hat, es ist ’ne großangelegte Operation. Kostet eine Menge Asche im voraus. Das Syndikat schnappt sich wahrscheinlich ein Stück von jedem Abgriff am Flughafen.
So machen die das immer. Ich weiß, wie so was läuft. Die jungen Mobster wollen heute nichts andres mehr als Waren verschieben. Sie überlassen die Panzerwagen und Banken den Unabhängigen.«
Ich zündete mir eine neue Zigarette an, dachte dran zurück, wie ich mal gewesen war. Sagte die Wahrheit, wie sie es wollte.
»Ein guter Dieb, der kann nicht rumstehn und zusehn, wie irgendwo ein großer Haufen Asche rumliegt. Bloß eine Frage der Zeit, bis irgendeine Truppe was spitzkriegt.«
Wieder nahm Belle mir die Zigarette weg, steckte sie sich zwischen die Lippen. Ein roter Punkt glühte vor meinem Gesicht auf.
Zwei weitere in ihren Augen.
»Du hast mir keine Antwort gegeben, Burke. Sag mir, was ich möchte. Sag mir die Wahrheit.«
»Du möchtest, daß ich das Geld abgreife.«
Ich sah, wie ihre linke Schulter runtersackte, doch ich behielt ihr Gesicht im Blick. Ihre Hand kam herumgezischt, ihre kleine, geballte Faust erwischte mich hoch am Wangenknochen, knapp unter dem Auge. Sie zog die Faust wieder zurück. »Das reicht«, sagte ich.
Ihr Mund zuckte. Die Blitzlichter verschwanden aus ihren Augen. Sie rannte von mir weg, warf sich, Gesicht nach unten, auf das große, weiße Bett. Weinte leise vor sich
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